Kapitel 45

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Nachdem wir gegessen hatten und auch schon einkaufen waren, liefen wir zu Harry's Auto um die Tüten hineinzutun und endlich nach Hause fahren zu können. Es war verdammt kalt draußen und drinnen im Supermarkt war die Hölle los.

,Scheiße', flucht Harry plötzlich als er den Autoschlüssel umdreht, aber nichts passiert. Wieder probiert er es, doch der Motor macht nicht mit. Es kommt kein einziger Ton, weshalb Harry zu mir schaut.

,Lust auf ein Spaziergang?'
Etwas anderes blieb uns ja wohl nicht übrig. Die nächste Werkstatt war nicht um die Ecke und außerdem fing es bereits an zu dämmern.
,Niall wird dir morgen mit dem Auto helfen', sagte ich zu Harry der nur daraufhin nickte und die Tüten wieder aus dem Kofferraum holte.

Er gab mir die leichtesten und entschuldigte sich bestimmt dreimal, obwohl es nicht seine Schuld war. Er konnte rein gar nichts dafür, dass es nicht mehr ging, nur fand ich es seltsam, weil wir noch nie Probleme mit diesem Auto hatten.

,Geht es?', fragt Harry als wir ein kleines Stück liefen und ich anfing zu bibbern, obwohl ich mir schon auf die Lippen biss. Ich nickte und lächelte ihm zu.
,Alles in Ordnung Harry.'

,Wenn wir gleich zuhause sind, dann gehst du Baden, ich bereite im Wohnzimmer alles vor und wenn du fertig bist, schauen wir den Film.'
Schon allein der Gedanke an die Wärme des Wassers, und der Decke lässt mich besser fühlen und die Schritte leichter werden.

,Wie wärs wenn wir morgen nochmal deine Tante besuchen würden Harry?', fragte ich ihn und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und ein strahlen in seinen Augen, wir das eines Kindes. Ich glaube es würde ihm mal wieder gut tun. Vielleicht könnte er sich mal wieder kurz entspannen, einfach wieder unbeschwert lachen, einfach wieder er sein.

,Willst du das denn wirklich?'
,Natürlich', antwortete ich und lief dichter an ihm. Ich würde ihn gern küssen, doch da wir beide mit den Tüten behindert sind, schiebe ich es auf später auf.
,Ich glaube Joline würde sich sehr freuen. Sie hat dich sehr gern Beth', erzählt Harry und schaut mit einem aufmerksamen Blick nach vorne.

Ich wollte gerade etwas erwidern, da blieb er ruckartig stehen und ich lief volle Kanne gegen seinen Rücken. ,Was ist denn?', fragte ich ihn irritiert, während Harry seine Augen zu Schlitzen formte und weiter nach vorne schaute. Ich wusste nicht was er dort sehen konnte, da es bereits am dämmern war, doch als er mich ruckartig nach rechts über die Straße drückte, wurde mir ein wenig komisch.
,Harry?', fragte ich noch, doch er schob mich nur weiter. Wir kamen dem Wald immer näher, doch da Harry nichts sagte, sein Atem hektisch war und er die ganze Zeit hinter mir lief, war mir klar, dass etwas nicht in Ordnung war.

,Harry verdammt, sag mir was los ist?'
Doch das brauchte er nicht mehr, als ich die Umrissen eines Menschen mitten auf der Straße vor uns entdecke. Ich wollte wieder zurücklaufen, drückte Harry nach hinten, doch er hielt mich fest, bis ich erkannte warum.

,Emily, Emily, Emily... ich hatte doch gesagt ich hole mir das zurück, was mir gehört.'

Erst als etwas zu Bruch ging, merkte ich das ich noch immer die Tüten in der Hand hatte und sie vor Schreck fallen lassen habe.
Auch Harry ließ seine Tüte auf den Boden sinken und stellte sich ein wenig vor mich und nahm dabei meine Hand. Er flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr, doch ich verstand ihn kaum, verlor die Kraft in meinen Beinen. Mein Blick war ganz verschwommen und es fühlte sich an wie einer der vielen Albträume, die ich immer zu hatte. Doch dieses Mal war es nicht nur ein Albtraum, es war pure Realität.

James tritt näher und auch zwei gestalten von hinten. ,James bleib da stehen', rufe ich mit zitternder Stimme und wischen mir übers Gesicht um den Tränenschleier wegzuwischen. Doch anstatt meinen Wunsch nachzugehen, lacht er leise und ist nur noch wenige Meter von uns entfernt.

Remember meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt