Kapitel 30

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Die Nacht war mehr als furchtbar und ich war kurz am überlegen, ob ich James oder Niall tatsächlich noch um 3:55 Uhr anrufen sollte. James wäre dann sicher sofort hier her gefahren und am Ende hätte er selbst nicht mehr geschlafen und Niall tat sowieso schon viel zu viel. Deswegen beließ ich es dabei, machte mir einen Kakao und ging mit der heißen Tasse, einer dicken Decke und einem Schreibblock aufs Dach.

Es war zwar ziemlich kalt, aber es störte mich nur gering. Was allerdings ein kleines Problem war, dass ich meinen Kakao, ohne ihn umzustoßen, aufs Dach befördern musste. Ich war nun wirklich nicht klein, aber diesmal reichte meine Größe einfach nicht aus. Dennoch schaffte ich es, auch wenn ich mich ziemlich abquälen musste und saß nun glücklich und zufrieden, eingepackt in meiner Decke mit der heißen Tasse in der Hand auf der Hängematte. So fühlte sich das Paradies an.

An den Wänden waren Lichterketten, die mir Licht spendeten und alles einem gemütlichen Touch verliehen. Ich öffnete mein Block und kritzelte dort ein wenig rein, bis ich beschloss ihm einen Brief zu schreiben. Wenn ich ihn schon nicht sehen kann, dann möchte ich ihm wenigstens schreiben.

Es vergingen Minuten in denen ich nur auf das weiße Blatt vor mir starrte. Ich hatte es mir leichter vorgestellt, doch ich wusste nicht, wie ich anfangen sollte.
Ich wusste ja nicht mal wirklich wer er war. Ich habe das Gefühl ich wüsste alles über ihn, doch kann mich nicht einmal mehr an seinen Namen erinnern. Es war so frustrierend. Vor allem da ich dachte es wäre Harry. Auch wenn er sagt er wäre es nicht, kann ich ihm einfach nicht glauben.

Ich überlegte was ich von ihm wissen wollte, worauf nur er die Antwort wusste und ich überlegte mir was ich ihm sagen wollte. Und irgendwann fing ich an zu schreiben. Der Brief hatte nicht wirklich einen Anfang, aber er wird auch kein Ende haben. Denn wie soll man mit etwas enden, wenn man nicht einmal weiß wie es begonnen hat? Wie soll ich ein Ende schreiben, wenn ich doch gar keins möchte.

~ Ich erinnerte mich wie du einst sagtest, du würdest immer auf mich acht geben, an meiner Seite stehen, mich beschützen. Du sagtest, du würdest mich lieben und niemals verlassen.
Entspricht es der Wahrheit? Ist es immer noch liebe was du gegenüber mir empfindest, oder ist es nur noch das bloße Versprechen mich zu beschützen?

Ich verstehe nichts mehr. Ich hab so viele Fragen und keine Antworten.
Stimmt es wirklich, dass deine Lieblingsfarbe blau ist, weil es die Farbe meiner Augen ist, oder ist es nur eine falsche Erinnerung?
Existiert Beth denn überhaupt noch?
Warum habe ich Nachts diese Albträume, die mich einfach nicht schlafen lassen wollen? Bin ich verrückt? Stimmt etwas nicht mit mir?

Ich kann langsam nicht mehr von Erinnerungen und träumen unterscheiden und es fällt mir immer schwerer und ich bekomme langsam Angst. Angst davor mich nicht wieder zu finden, Angst davor niemals zu erfahren, wer wir waren und was wir waren.

Bis in die Unendlichkeit?~

Als ich auf mein Handy blicke, ist es bereits 4:23 Uhr. Meine Hand droht vor Erschöpfung den Stift fallen zulasse, weswegen ich ihn einfach neben mir sinken lasse. Den Block umschließe ich mit meinen Armen und schließe meine Augen.
Ich möchte niemand anderen als ihn hier neben mir haben. Denn in diesem Moment wird mir klar, wie abhängig Menschen voneinander sein können oder gar sind. Doch das schlimmste ist, wenn es stimmt, dass die Zeit uns getrennt hat. Wenn es stimmt, dass allein dieses Versprechen, er würde mich beschützen, ihn dazu zwingt ein Auge auf mich zuwerfen.

Und wieder erinnert es mich an Harry und das schlimmste was ich mir vorgestellt habe, wäre war. Es war zwang, obwohl selbst ich es nicht wollte.

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