Vollkommenheit

6.1K 236 42
                                    

Seelig schlief sie, ihre Hand um meinen Daumen gelegt. Ihr Mund war leicht geöffnet.
Die Tür öffnete sich leise und Jasons Kopf kam zum Vorschein.
Er lächelte als er uns so sah.
"Meine Königin und meine Prinzessin." Sagte er und seine Augen waren so voller Liebe, so warm wie noch nie zuvor.
"Möchtest du sie halten?" Fragte ich, auch wenn mir diese Frage unnötig schien. Er nickte eifrig.
Er nahm sie auf den Arm und ich beschloss mich ein wenig auszuruhen von den Höllenstunden die hinter mir lagen.
Ich war unfassbar erschöpft.
Dennoch fühlte ich mich so gut wie noch nie zuvor in meinem Leben, denn in meinem Kopf, meinem Bauch und meinem Herzen machte sich Zufriedenheit breit.
Es war vollkommen und alles war so wunderbar wie es nur sein konnte.
Ich liebte jedes Detail an meinem kleinen Mädchen und jedes Detail an meinem Mann.
Ich liebte jeden Fehler an mir, jeden an ihm.
Ich liebte sogar die Wut, die ich hatte wenn er die Spülmaschine wieder nicht ausräumte oder vergaß die leere Wasserflasche neben dem Bett mitzunehmen.
Ich liebte es, weil es normal war.
Ich hatte ein normales Leben und das machte mich so glücklich wie ich nur sein konnte.
Mein letzter Gedanke bevor ich ins Reich der Träume sank war meine perfekte Tochter.

Sie war mein Abschluss.
Die Linie die ich ziehen konnte.
Meine Vergangenheit lag hinter mir, was geschehen war war geschehen aber ich musste mich immer daran erinnern dass es hinter mir lag.
Ich hatte eine wunderschöne Tochter geboren die der Anfang von dem Leben war dass ich ab da führte.
Es war ein wertvolles Geschenk und es war meine Definition von Perfektion zu sehen wie meine Kinder aufwuchsen, älter wurden und mir Enkel schenkten.
Es war schön zu sehen wie Jason sich jeden Morgen prüfend im Spiegel betrachtete und frustriert seufzte als er die ersten grauen Haare entdeckte die mit jedem Tag mehr wurden.
Ich verbrachte mein Leben mit dem besten Mann den ich mir nur wünschen konnte.
Nie wich dieses Glitzern aus seinem Blick, dass mir zeigte wie sehr er mich liebte.
Wir lebten miteinander und füreinander.
Hatten zwei Kinder und ein Enkelkind und ein Haus, welches mit all unseren Erinnerungen gefüllt war.
Immer wenn ich nach Hause kam war ich glücklich. Ich war glücklich diese Familie zu haben und hatte mein Leben genau richtig verbracht.
Jason starb mit 75 Jahren an Krebs.
Er hatte sich lange gequält, doch auch in seinen schlimmsten Stunden hatte er niemals das tapfere und aufmunternde Lächeln verloren, dass mich so gut fühlen ließ.
Es war der schlimmste Tag meines Lebens gewesen, denn ich hatte den Menschen verloren den ich über alles liebte und der mir immer halt gab.
Ich hatte ganz allein nach Hause gehen müssen, in das Haus in dem ich jeden Morgen neben ihm aufgewacht war und es war das schlimmste Gefühl ohne ihn an meiner Seite einzuschlafen.
Ich war glücklich für das Leben was er mir gegeben hatte und glücklich zu wissen, dass seins eben so schön gewesen war.
Ich hatte das gehabt was die Menschen nicht oft erfuhren, ein wahres und ehrliches Leben und eine Liebe die alle Zeiten überstanden hatte.
Und als ich nach Hause zurück kehrte nach dem ich meinem Leben, meiner Liebe einen Abschiedskuss hatte geben müssen dachte ich:
Du kannst niemals vor dem Kummer davonlaufen aber du kannst ihn immer überstehen.
Ich lächelte, weil ich wusste dass er lieber ein Lächeln auf meinen Lippen gesehen hätte als die Tränen und im stillen dankte ich ihm für alles was er mir gegeben hatte.

Mr.DevilWo Geschichten leben. Entdecke jetzt