Kapitel 21

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Einsam lief ich durch die kühle Nacht Kölns. Meine Kleidung war das einzige, was meinen Körper vor dem erfrieren retete. Es waren wahrscheinlich noch 15 Grad draußen, aber bei dem Wind und meinen dünnen Kleidern, fühlte es sich wesetlich weniger an.

Ich wusste nicht in welcher Gegend ich gerade unterwegs war, oder wie spät es war, aber man sah klar und deutlich jeden Stern am Himmel. Es war angenehm, und ich brauchte Luft. Wo bekommt man nicht mehr Luft als draußen?

Die Lichter der Straßenbeleuchtung waren erloschen, schon seit einer Ewigkeit. Ich musste schon eine lange Zeit hier draußen rumirren, viel mir auf.

Irgendwann kam ich an den Hafen und setzte mich auf eine Bank. Hier war es noch viel windiger als in der Stadt, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, je windiger es wurde, desto schneller und weiter wurden meine Gedanken aus meinem Kopf weggetragen.

Die Schiffe, welche gerade unterwegs waren, leuchteten, und ließen mich für einen Moment vergessen wieso ich überhaupt geflüchtet war. Der Anblick wie sich die Lichter auf der Wasseroberfläche spiegelten, und von den Wellen aufgefressen wurden, faszinierte mich.

Es erinnerte mich an einen Tag in meiner Kindheit. Es war in dem Sommer kurz bevor meine Mutter uns verlassen hatte. Meine Eltern und ich fuhren mit einem alten Wohnmobil an die Küste und verbrachten eine Woche dort.

Jeden Abend saßen wir am Strand und beobachteten wie die Sonne unterging. Diese Erinnerungen werde ich niemals vergessen. Erst der rosafarbende Ton, der langsam zu orange-rot, und schließlich zu einem dunklen Lila wurde, bevor das Nachtblau einsetzte.

Wir haben einen ganzen Nachmittag Muscheln gesammelt und waren ständig schwimmen. Einmal, wir hatten uns gerade ein Eis gekauft, waren wir am Strand unterwegs, als ich von Möwen umzingelt wurde. Bis ich schließlich mein Eis wegschmiss und weinend davon rannte. Ich kann mich noch genau daran erinnern wie meine Eltern mich erst ausgelacht, und mir dann ein neues Eis gekauft haben.

Die gedankliche Zeitreise versetzte mir ein Stich in mein Herz. Ich frage mich oft, wie es wohl weiter gegangen wäre, wenn meine Mutter uns damals nicht allein gelassen hätte. Aber darauf werde ich niemals in meinem Leben eine Antwort finden.

Das laute hupen eines der großen Schiffe holte mich zurück in die Realität. Ich sollte langsam nach Hause, oder zumindest irgendwo hin wo es warm ist. Sonst würde ich wirklich noch erfrieren.

Ich ging die Straße entlang bis ich zu einer kleinen Bar kam, die tatsächlich noch geöffnet hatte. Als ich den Laden betrat umhüllte mich sofort die angenehme Wärme und eine Gänsehaut verteilte sich auf meinem Körper.

Ich setzte mich an einen Tisch in der Ecke und ließ meinen Blick durch den kleinen Laden wandern. Die Einrichtung war aus Holz und für meinen Geschmack ziemlich altmodisch.

Es gab eine kleine Theke, hinter der ein älterer Mann mit braun-grauem Bart stand und gerade ein paar Biere zapfte. Vor ihm saßen 3 Männer die sich lautstark über etwas unterhielten und schon sehr angeheitert waren.

Ein paar Tische neben meinem, saß ein Pärchen, die Händchenhaltend Wein oder Sekt tranken und sich verliebt ansahen, wärend sie redeten. Ihr Lächeln, als er ihr etwas zuflüsterte, sah so glücklich aus, dass mein Herz einen Riss bekam.

Schnell wand ich den Blick wieder ab und sah stattdessen zurück zu den jungen Männern. Einer von ihnen spähte immer wieder zu mir hinüber, wärend er seinen Freunden zuhörte und ihnen ab und an antwortete.

,,Ich bin gleich wieder da", hörte ich seine raue Stimme sagen und beobachtete, wie er in eine andere Ecke verschwand. Wahrscheinlich auf die Toilette. ,,Was sitzt du dort denn so alleine, setz dich zu uns. Wir beißen schon nicht", ginste mir der Alte freundlich zu.

Uncover my "Lush Life"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt