19. J-Hope WINGS special pt.1

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Mein Weg führt an den viele verschlossenen Zellen vorbei. Mein Blick ist auf den hellblauen Fußboden gerichtet und auf meine Schuhe, weiße Badelatschen. Vorsichtig setze ich langsam einen Fuß vor dem anderen. Ich werde von hinten angestoßen. Ein Aufruf das ich schneller laufen soll.

„Du bist hier nicht die einzige. Lauf schneller Patient Nummer 64!"

sagt die Männerstimme hinter mir aggressiv.

„Patient Nummer 64"

flüstere ich leise angewidert. Wie ich es hasse so genannt zu werden, als ob ich keinen Namen hab.....'Einer von vielen', sagen sie immer.

„Was hast du da gerade gesagt?"

ertönt die Stimme wieder hinter mir. Doch ich schüttel nur leicht meinen Kopf.

„Ich habe dich etwas gefragt Patient Nummer 64 und du antwortest gefälligst!"

schreit er aggressiv. Ich schüttle wieder meinen Kopf.

Ich werde von hinten gegriffen und schmerzhaft mit dem Rücken gegen die Wand gepresst. Der Mann drückt seine Arme an mich und ich drehe mit einem angewiderten Blick meinen Kopf zur Seite.

„ANT-WOR-TE MIR GEFÄLLIGST!"

schreit er mich an. Ich drehe mein Kopf wieder zu ihm, verziehe mein Gesicht. Er starrt mich wütend an. Ich lege mein Kopf schief und starre zurück.

„EINE ANTWORT!"

schreit er wieder.

„Patient Nummer 64"

sage ich ruhig. Er lässt von mir ab und geht ein paar Schritte zurück.

„Miststück"

flucht er. Ich drücke mich von der Wand ab, richte mich wieder richtig auf und streiche mein graues T-shirt und meine Hose wieder glatt. Alle haben hier das gleiche an. Grau. Langweiliges Grau.

Ich drehe mich wieder in die Richtung wohin wir gehen wollten.

„Lauf!"

schuppst mich der Mann wieder an, ich stolpere über diese zu großen Badelatschen und verliere ein während ich auf den Flurboden knalle. Ich schaue nicht begeistern zu dem Mann hoch, welcher mich amüsiert, schadenfroh anschaut. Die Zelleninsassen kommen langsam an das kleine Plexiglas Fenster und beobachten neugierig was geschieht. Langsam stehe ich wieder auf und streiche, zum zweiten mal, meine Sachen glatt. Mein Blick wandert suchend über den Fußboden. Irgendwo hier muss mein Schuh doch sein, der kann doch nicht so weit geflogen sein.

„Suchst du den?"

lacht der Mann mich aus und hält den Schuh in die Höhe. Ich zucke mit meiner Augenbraue und starre ihn weiter an.

„Den kriegst du erst mal nicht wieder, nur wenn du wieder nett zu mir bist!"

schaut er mich, von sich selbst überzeugt, an. Ich kenne diesen Mann nun schon seit zwei Wochen. Er ist ein neuer Angestellter, anfangs war er eingeschüchtert egal was man tat, doch er hat mit der Zeit ein unangenehmes Selbstbewusstsein aufgebaut. Alle die hier arbeiten haben sich mittlerweile so entwickelt. Es gibt natürlich kleine Ausnahmen, doch sie wurden Patienten zugewiesen die es nicht verdient haben so gut behandelt zu werden. Mit geballten Fäusten drehe ich mich wieder um, der Kerl kann froh sein das ich mich zu beherrschen weiß. Man kann bei meinem Laufen abwechselnd ein klacken und ein patschen von meinem Fuß hören. Der Boden ist kalt und etwas Sandig.

„Stehen Bleiben, wir sind da"

befiehlt er mir und ich bliebe abrupt stehen.

Er schließt die weiße, stabile Tür mit einem leisen Quietschen auf und deutet hinein. Misstrauisch schaue ich. Die gleiche Einrichtung wie in meinem alten Raum, es gibt nur einen unterschied. Zwei Betten. Überrascht schaue ich ihn an.

„Du bekommst einen Zellengenossen, ihr sein aufeinander abgestimmt. Er tut dir nichts, er spricht nicht und ist nicht aggressiv."

Klärt mich der Mann auf.

„ER?"

Betone ich und schaue ihn ungläubig an.

„Ja, Patient Nummer 14, er kommt in wenigen Minuten von seiner Therapiestunde wieder, und jetzt keine weiteren fragen!"

schaut er mich mahnend an. Ich drehe mich zum Zimmer und gehe langsam hinein. Der Fakt das ich einen Zellenpartner kriege ist schon schlimm, was weiß ich, was der wohl für eine Persönlichkeitsstörung hat, aber das es ein Junge ist macht die Sache noch schlimmer.

Ich setze mich auf den Rand des linken Bettes. Es ist unangenehm hart, wie immer, die weiße Decke liegt ordentlich gefaltet auf der Matratze. Ich nehme eine Seite und schleudere die Decke so gut es geht auf den Boden. Innerlich brodle ich vor Wut. Ich muss mich unbedingt abregen bevor mein Partner kommt.

Schnell stehe ich auf und gehe auf die Wand gegenüber der Tür zu. Meine Augen Visieren einen Punkt an und meine Fäuste schmerzen vom ballen. Ein dumpfes Geräusch ist zu hören. Die erste Faust ist an der gepolsterten Wand platziert. Wieder ertönt das Geräusch. Die Zweite Hand ist in einem größeren Abstand daneben platziert. Es bringt nichts. Es kommt kein beruhigender Schmerz. Ich hasse diese Zelle für ihre weichen Wände.

Immer wenn ich wütend war, oder mich irgendwie anders aufregte und mich abregen musste, bzw. wollte, schlug ich gegen die Wand und der Schmerz half mir.

Doch hier.... Ich drehe mich mit einem schwer pochenden Herzen um und hebe die Decke vom Boden auf um sie wieder auf dem Bett zu platzieren. Ich setze mich wieder auf die Bettkante und kralle meine Finger in das Holz. Weiche Splitter werden von meinen abgekauten Fingernägeln abgekratzt. Ich lasse ab und schlage verzweifeln auf den Rand des Bettes.

Mir geht alles wieder durch den Kopf, die bleichen Gesichter, die Schreie, sie hallen gnadenlos in meinem Kopf wieder, lauter werdend, immer lauter. Ich kneife meine Augen zusammen und presse meine Hände auf meine Ohren. Schweiß läuft mir über meine heiße Stirn und meine Zähne sind fest zusammen gebissen. Es tut höllisch weh, diese Schreie. Sie sind so unglaublich laut. Ich versuche sie zu unterdrücken, mir einzureden, dass was ich getan habe Recht war und sie Unrecht taten.

Langsam werden die Schreie leiser und verschwinden allmählich aus meinem Kopf. Ich öffne meine Augen wieder langsam und lasse meinen Kiefer wieder locker. Zitternd nehme ich meine Hände wieder von meinen Ohren und starre sie an. Rote Flüssigkeit klebt an ihnen. Sie Bluten wieder.

Ich fühle wie die warme Flüssigkeit aus meinen Ohren läuft.

Anfangs, als ich hier ankam, hatte ich jedes mal Panik wenn diese Stimmen meine Ohren zum Bluten brachten. Jetzt bin ich einigermaßen daran gewöhnt, obwohl man das so nicht nennen kann, an blutende Ohren kann man sich nicht gewöhnen.

Ich drehe mich um und suche etwas um das Blut abzuwischen, doch hier ist nicht außer die Betten.

Meine Aufmerksamkeit wird auf die Tür gelenkt. Sie wird aufgeschlossen. Ich schaue mit starrer Miene Richtung sich öffnender Tür.

Der Mann der mich hergeleitet hat kommt ins Zimmer und hinter ihm ein relativ großer, braunhaariger junger Mann. Er trägt so etwas ähnliches wie Handschellen die am Gürtel des anderen Mannes befestigt sind. Ich will gar nicht wissen was er getan um die an zu bekommen.

„Nicht schon wieder, oder?!"

beschwert sich der Mann mürrisch.

„Ich werde dir Tücher hohlen."

Fährt er fort und schnallt die Handschellen vom Gürtel und dann von den Handgelenken des jungen Mannes, welcher mein neuer Partner wird, ab. Die Tür schließt wieder. Jetzt sind nur noch der junge Mann und ich in der Zelle.

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