Ein Teil des Ganzen

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Severus schlief jetzt häufiger bei Hermine, aber weiter ist nichts passiert. Hermine brauchte Zeit und musste erst genügend Vertrauen aufbauen.

Er stand in der Eingangshalle und wartete auf sie, als das Portal aufging und ein alter Freund ins Schloss trat. „William, was machst du denn hier?", rief Severus überrascht aus.

Sie hatten sich seit Jahren nicht mehr gesehen. Severus und William hatten zusammen ihre Lehre zu Tränkemeistern gemacht und wurden damals dicke Freunde. Als der erste Krieg ausbrach, verloren sie sich aus den Augen.

„Ich habe gehört, dass du hier unterrichtest und habe mich darauf gefreut dich wiederzusehen. Außerdem habe ich ein paar Probleme bei meiner Forschung und wollte, dass jemand mal darüber sieht. Ich glaube ich sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr", lachte William.

„Soll ich mir das einmal ansehen", bot Severus an. Zu seiner Überraschung schüttelte William den Kopf. „Ich habe einer anderen Tränkemeisterin schon meine Aufzeichnungen gegeben und ich denke sie löst das Problem. Das hat sie schon immer getan", antwortete er und seine Augen begannen zu strahlen, als er sich zur großen Treppe umdrehte.

„William!", rief Hermine aus und rannte die letzten Stufen hinab und schmiss sich in seine Arme. „Hallo, Mäuschen", lachte er. „Ich sollte mich wohl öfter hier blicken lassen, wenn ich so begrüßt werde", zwinkerte er ihr zu.

„Du Schuft hättest dich schon lange blicken lassen sollen", rügte sie ihn und schlug ihm auf den Oberarm.

„Ich wusste nicht, ob du mich sehen willst. Aber nun konnte ich es ja halbwegs professionell tarnen. Hast du eine Lösung gefunden? Ich bin am Verzweifeln und wenn einer mein Problem lösen kann, dann du. Du bist die beste Tränkemeisterin, die ich kenne."

Hermine starrte ihn geschockt an und sah zu Severus. Dann fuhr sie sich mit einer Hand durch ihre Locken.

„William halte bitte dein großes Mundwerk. Hier in Hogwarts weiß keiner, dass ich einmal Tränkemeisterin war. Ich habe meinen Meister gemacht, einige Jahre darin gearbeitet und rühre nun keinen Kessel mehr an. Du weißt warum und ich will nicht, dass irgendjemand weiß, was ich vor  meinem Studium gemacht habe. Es ist Vergangenheit und ich werde nie wieder einen Trank brauen! So zurück zu Thema, ja ich habe eine Lösung. Ich gehe meine Aufzeichnungen holen."

Hermine drehte sich um und begann die Treppe hochzugehen. „Mäuschen, warte!" Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um.

„Ich wollte dir nicht weh tun und auch nicht, dein Geheimniss verraten. Aber meinst du nicht, dass es so langsam Zeit ist, dich der Vergagenheit zu stellen?", fragte William behutsam.

Hermine drehte sich um und funkelte ihn an. Dann erstarb jedes Gefühl in ihren Augen und sie sah Severus an, der verstand sofort.

„William, komm wir gehen in meine Räume und unterhalten uns ein wenig." Mit einer Bestimmtheit in der Stimme dirigierte er William in seine Räume. Lange diskutierten sie über ihre Lehrzeit und die verschiedenen Entwicklungen. Severus wollte so viel Zeit verstreichen lassen, damit Hermine sich wieder sammeln konnte.

„Woher kennst du eigentlich Hermine?", schnitt er das Thema vorsichtig an.

„Naja du weißt ja jetzt, das sie Tränkemeisterin ist. Sie sagt zwar immer war, aber wir Beide wissen, wenn man einmal Tränkemeister ist, dann ist man es auf ewig. Hermine hat vor vier Jahren ihren Beruf aufgegeben und sich endgültig der Zauberkunst zugewandt. Ich habe sie ausgebildet, nachdem ihr Professor sich geweigert hatte sie zu prüfen und sie ihr Studium abbrechen musste. Wir haben uns sehr gut verstanden und kamen uns näher. Wir waren zusammen und ich habe einen großen Fehler gemacht.

Diese Frau sollte man nicht betrügen, aber ich hatte nicht die nötige Geduld. Naja sie verzieh mir, aber wir kamen nie wieder zusammen. Ich liebe sie, aber sie hat mich abgeschrieben. Nach allem was passiert ist. Ich werde dir die Gründe nicht nenne, warum sie die Tränke hinter sich gelassen hat. Ich habe ihr gerade genug weh getan und einen weiteren Betrug wird sie mir mit Sicherheit nicht verzeihen."

Severus saß reglos in seinem Sessel. Wie konnte sein ehemaliger Freund nur behaupten Hermine zu lieben und ihm im selben Atemzug erzählen, dass er sie betrogen hatte. Hermine hatte viele schreckliche Dinge erlebt und ihn an sich herangelassen. Dieses Vertrauen hatte William missbraucht. Ein neuer Punkt, durch den er erfuhr, warum Hermine noch keine weitere Annäherung seinerseits zuließ. Sie wurde wieder von einem Mann missbraucht, wenn auch nicht Körperlich.

Ein leises Klopfen unterbrach sein grübeln. Er war kurz davor William den Kopf abzureißen. Leise seufzend stand Sev auf und ging zu seiner Tür. Er riss sie in bester Snapemanier auf und sah auf Hermine herunter. Ihre Augen waren gerötet und sie sah ihn verzweifelt an. Ohne auch nur nachzudenken schloss er sie in seine Arme und spielte mit ihren Locken.

„Tut mir leid", hörte er sie leise in seine Robe murmeln.

„Schon gut. Du weißt ich bin immer da, wenn du mich brauchst", antwortete er ihr liebevoll.

Es hatte ihn getroffen, dass sie ihm nicht erzählt hatte, dass sie Tränkemeisterin ist. Aber sie schien wirklich mit ihrer Vergangenheit zu hadern und ihn überkam das ungute Gefühl, dass nicht der Krieg das Schlimmste war, was sie je erlebt hatte. Er würde ihr aber alle Zeit der Welt geben, bis sie das Vertrauen zu ihm gefasst hatte, um ihm zu sagen, was sie bedrückte. Leise schniefend löste sie sich von ihm und er wischte behutsam ihre Tränen fort und setzte einen Kuss auf ihre Nasenspitze.

„Möchtest du reinkommen, mein Kätzchen?", raunte er ihr leise ins Ohr. Sie straffte ihre Schultern, ergriff seine Hand und nickte.

Ein Hochgefühl durchflutete ihn. Sie ließ seine Hand nicht los und nahm ihn als Stärkung. Mit festen Schritt ging sie in Severus Räume und zog ihn mit.

„Die Lösung war nicht schwer. Du musstest nur einige Zutaten austauschen. Nun sollte er funktionieren", sagte sie mit kühler Stimme und reichte William seine und ihre Notizen. Er nahm sie entgegen und sah auf die miteinander verschränkten Finger von Severus und Hermine.

Wütend krauste er seine Stirn. „Ihr seid zusammen?", fuhr er Hermine an. „Ja!", war die einzige Antwort, die er von ihr bekam und Severus grinste breit. Er wusste, dass Hermine das niemals sagen würde, wenn sie nicht so dachte. Er durfte sie zwar noch nicht küssen, aber sie teilten sich ein Bett und sie hatte nichts gegen seine Nähe. Für sie war das also ein Zugeständnis und ohne zu zögern sagte sie, dass sie ein Paar wären.

„Das ist doch nicht dein Ernst! Lässt du doch von ihm flachlegen? Willst du unser... Willst du es ersetzen?", fauchte er sie an. Severus merkte, dass William etwas gesagt hatte, was Hermine mehr als nur verletzte. Er hörte förmlich, wie etwas in ihr zerbrach.

„Verschwinde!", zischte Severus. „Verschwinde und wage es nie wieder auch nur in ihre Nähe zu kommen!" William kannte Severus gut und verließ fluchtartig das Schloss.

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Ou lala! Ein Teil ihres Geheimnisses ist heraus. Wie findet ihr es? Was ist wohl der Rest? Was ist passiert, dass sie die Tränke für immer aufgegeben hat?

Zaubertränke? Ja, Nein, Vielleicht?Where stories live. Discover now