Kapitel 20 - Die Zwischenwelt ~ Part I

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Nachdem Hicks die Augen schloss, schwebte er durchs Nichts. Er ahnte nicht, dass seine Freunde, sein Vater und Astrid gerade um sein Leben bangten. Das Nichts war schwarz, trostlos und endlos. Doch nach kurzer Zeit, sah er eine Insel. Er landete auf einem Steg.
Wie war er hier hingekommen? Richtig er war geflogen, aber wieso war er hier? Irgendwie ergab das doch keinen Sinn. Allein schon die Tatsache, dass er gerade durch endlosen Raum geflogen war ließ ihn vermuten, das er jetzt komplett abdrehte.
Das war doch alles nicht real, oder? Hicks kannte diese Insel nicht, er war noch nie hier gewesen. Er war doch nicht etwa tot? Der Steg bestand aus Holz und war eindeutig mit Absicht erbaut worden. Im Wasser lag ein Schiff vor Anker. Das hieß er war nicht allein. Hicks betrachtete seine Spiegelung im Wasser. Seine Wunden, seine Narben. Sie existierten nicht mehr. Er sah vollkommen gesund aus. Und als er an sich hinunterblickte stockte ihm sein Atem. Er hatte wieder zwei Beine. Hicks kniete nieder und betastete seinen kompletten linken Fuß. ,,Wie kann das nur...?",flüsterte er vollkommen baff. Seine Schmerzen waren vorüber. Er fühlte sich wohl und entspannt. Plötzlich hörte er eine Stimme. Eine ihm gänzlich vertraute Stimme.
,,Hicks Horrendus Haddock der Dritte. Ich freue mich sehr dich zu sehen. Die Umstände hätten zwar besser sein können, aber das Schicksal lässt sich nunmal nicht ändern."
Erstaunt drehte sich Hicks um. Und stand seinem Vater gegenüber.

,,Vater. Du hier...Aber wie...ich verstehe nicht. Wenn ich tot bin, bist du dann auch tot?",fragte Hicks unsicher. ,,Weder noch Hicks. Ich bin weder dein Vater noch tot.",sagte Haudrauf und kam den Steg entlang auf ihn zu.
,,Aber du bist Haudrauf der Stoische. Das Oberhaupt Berks. Mein Vater." Hicks war nun vollends verwirrt.
,,Nun ich sehe aus wie dein Vater Hicks, bin es aber nicht. Wenn ich mich vorstellen darf.
Mein Name ist Odin, das Oberhaupt der Asen, Göttervater und König von Asgard."
Hicks starrte ihn an. Dieser Mann dort, sollte also nicht sein Vater sein, sondern der König von Asgard höchstpersönlich?!
,,Ja ich bin es wirklich, der König höchstpersönlich",sprach sein Gegenüber lächelnd.
'Ups hatte er etwa laut gedacht?'
,,Nein, aber wir Götter können die Gedanken und Gefühle der Bewohner von Midgard, deiner Welt, erkennen." Jetzt war Hicks vollkommen baff. 'Also alles was er dachte wusste Odin ebenfalls?'
,,So ist es",antwortete ihm dieser prompt.
,,Aber wenn ich hier bin...heißt das dann ich bin tot? Und warum bist du in der Gestalt meines Vaters hier?"
,,Nun Hicks ich kann dich beruhigen. Du bist nicht tot. Jetzt jedenfalls noch nicht. Und sonst wärst du in Walhalla. Das hier ist die Zwischenwelt. Sie trennt deine Welt von Walhalla.",erklärte der Allvater.
,,Und wieso ich in der Gestalt Haudraufs bin, ist ebenfalls leicht zu erläutern. Wie denkst du, hättest du reagiert, wenn plötzlich der Göttervater höchst persönlich in seinem vollen Glanz und seiner Autorität vor dir gestanden hätte. Da ist es besser du siehst dich vertrauten Menschen gegenüber, um den ersten Schock zu überwinden.''
'Okay klang einleuchtend',schoss es durch Hicks Kopf.
,,Ja nicht wahr?",meinte Odin lächelnd. ,,Na komm Hicks. Gehen wir ein Stück."
Hicks folgte ohne Widerrede seiner Bitte und die Beiden spazierten den Strand entlang.
,,Du fragst dich sicher, wieso ausgerechnet der König von Asgard in der Zwischenwelt auf dich wartet nicht wahr?",begann Odin. Er schaute Hicks an.
Dieser überlegte kurz und antwortete: ,,Nun natürlich hat es mich anfangs schon verwirrt Majestät..."
,,Aber...?,fragte der König mit hochgezogenen Augenbrauen.
,,Ich denke ich weiß wieso Sie hier sind. Es geht um Viggo Grimborn nicht wahr?"
,,Nun Teils und Teils. Ich bin, wie du vielleicht weißt, auch der König der Weisheit Hicks. Und ich weiß, wie du dich gerade fühlst.
Zerrissen gegenüber deiner Pflicht, dein Dorf zu schützen und derer, die nun in Gefahr sind. Was passieren könnte, wenn du versagst...
In naher Zukunft könnte Viggo die Schatulle an sich nehmen, und das wäre das Ende deines Dorfes. Oder im Hier und Jetzt, wo du so verzweifelt versuchst Astrid oder deine Freunde vor Viggo zu schützen und du mehr oder weniger versagt hast.
Der Verrat eines Freundes schwächt dich zusätzlich. Du weißt nicht mehr wem du vertrauen sollst."
Während Odin sprach, wuchs die Trauer und der Zorn in Hicks. Der König von Asgard sprach genau das an, was ihn seit geraumer Zeit von Tag zu Tag quälte.
Odin fuhr fort: ,,Du verlierst den Glauben in dich selber Hicks. Und doch ist es gerade dieser Glauben, der dich antreibt. Du hast Angst. Deine Freunde zu entäuschen. Deinen Vater. Dein Dorf. Ist es nicht so?"
Hicks Gesicht war vor Schmerz verzerrt. ,,Hören Sie auf! Sie haben nicht die leiseste Ahnung, wie ich mich fühle!",rief er verzweifelt.
'Das war doch alles Blödsinn', dachte er. Doch tief in seinem Inneren spürte er, dass Odin recht hatte. Er ignorierte dies jedoch.
,,Ich weiß es ist schmerzhaft Hicks, aber du must dir dessen bewusst werden. Besiege deine Angst und du wirst Viggo besiegen."
,,Sie können mir nicht sagen, was ich zu tun und zu lassen habe!",rief Hicks. Tränen sammelten sich in seinen Augen. Es war, als würden ihn Pflicht - und Schuldgefühle erdrücken.
,,Sie wissen gar nichts! Lassen sie mich in Ruhe!"
,,Nein.",erwiderte der König nur vollkommen ruhig. ,,Nicht bis du dir dessen bewusst bist. Es ist sehr wichtig, das du dies verstehst."
,,Wenn Sie nicht gehen, dann gehe ich!",rief Hicks und drehte sich wutentbrannt um und lief auf seinen zwei Beinen in Richtung Inselmitte. Er dachte Odin würde ihn aufhalten, doch dies war nicht der Fall.
Er drehte sich um. Noch immer stand er da, tat jedoch nichts. Hicks beschleunigte sein Tempo und kurze Zeit später spürte er feste Erde unter seinen Füßen. Er erreichte den Urwald.
Hohe Bäume und wilde Blumen blühten hier. Es wäre sicher schön anzuschauen gewesen, doch Hicks, der noch immer mit Tränen in den Augen durch den Wald lief, scherte sich wenig darum. Nach einigen Minuten des Laufens, blieb Hicks, völlig aus der Puste stehen. Er hielt sich den Bauch und schnappte nach Luft. Auf einmal schämte er sich seiner Tränen und das er so schnell die Beherrschung verloren hatte. Entschlossen wischte er sich über sein Gesicht und ging dann einige Schritte weiter. Plötzlich hörte er Wasser rauschen und trat näher an das Geräusch heran. Ein Wasserfall kam in Sicht. Dort konnte er sicher etwas trinken und sich etwas beruhigen. Bevor er jedoch noch einen weiteren Schritt tun konnte, ertönte eine weitere ihm vertraute Stimme: ,,Hallo Hicks..." Er drehte sich um. Und konnte seinen Augen nicht trauen.

Wer denkt ihr wohl ist die Person am Wasserfall?😏

Don't let me aloneWhere stories live. Discover now