Kapitel 11 - Folter

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ACHTUNG: Das ist eines der wenigen Kapitel, welches etwas brutal sein wird.

Hicks schaute Viggo düster an. ,,In der Tat hab ich deinen Bruder schon kennengelernt. Ein wirklich sehr gerissener Plan von dir, mein Vertrauen so sehr zu missbrauchen. Aber wenn du vorhattest mich physisch zu brechen, bedarf es doch etwas mehr."
,,Oh nein Hicks, das hatte ich damit keineswegs vor. Es sollte nur schmerzhaft für dich sein zu erkennen, dass du niemanden mehr vertrauen kannst. Das du, wie so oft, zu naiv warst. Außerdem haben wir so sehr wichtige Informationen erhalten. Ein weiterer Grund deines Besuches heute."
Viggo schritt nun auf Hicks zu, der prompt von den Wachen losgelassen wurde. Doch noch immer schnitten Fesseln in seine Handgelenke.
,,Leider ist Astrid nicht hier, sonst hätte ich heute bereits gesehen, wie du gebrochen wärst. Da sie nun nicht qualvoll sterben kann, werde ich wohl oder übel probieren, dir dein Geheimnis auf andere Weise zu entlocken.",sagte Viggo mit schneidender Stimme.
,,Bringt ihn in die Kammer und bindet ihn schonmal fest. Wir werden uns heute abend um ihn kümmern. Aber vielleicht hast du es dir bis dahin auch anders überlegt mein lieber Hicks und willst dir selbst die Schmerzen ersparen, die da kommen werden."
Er warf Hicks noch einen letzten Blick zu, bevor dieser von Ryker und seinen Bewachern aus der Halle geführt wurde.

Es ging viele, viele Gänge entlang, Treppen hinunter, vorbei an Drachenkäfigen, irgendwann an Zellen, wo Menschen ihr elendes Dasein fristeten. Hicks wusste, dass er bald dazugehören würde, da er nicht vorhatte Viggo irgendetwas über den geheimnisvollen Gegenstand zu berichten. Er wusste, dass es außerdem nahezu unmöglich sein würde, aus dieser Festung im Berg zu fliehen. Abgesehen von ihrer unendlichen Größe, sodass man sich verlief, war sie auch von außen schier unmöglich einzunehmen. Und er wusste ebenfalls, dass die drei Brüder ihn wahrscheinlich foltern würden. Und er hatte recht. Nach den Gefängniszellen, nur ein paar Meter weiter, wurde er in einen Raum gezerrt. Er war nur von Kerzen beleuchtet, was die Schwerter, Äxte und Daumenschrauben leider nicht viel weniger angsteinflößend wirken ließ. In den hinteren Ecken standen noch so allerhand andere alte, vergessene und verstaubte Foltergeräte herum. Was jedoch die Aura des Raumes keineswegs weniger unheilvoll erscheinen ließ. Hicks wurde durch den Raum zu einem Holzbrett geschleift, was schräg in der Mitte des Raumes stand. Er wurde an das Holzbrett geschubst und die beiden Drachenjäger richteten drohend zwei Schwerter auf ihn. Ryker durchtrennte seine Fesseln, nur um seine Handgelenke an den Schanieren, in den Ecken des Brettes, zu befestigen. Das gleiche geschah mit seinen Füßen. Er konnte sich nun nicht mehr rühren. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verließen Ryker und die zwei Drachenjäger den Raum. Dumpf fiel die schwere Tür hinter ihnen ins Schloss.

Es war so still wie in einem Grab. Alle Geräusche, die eventuell von draußen in diese Kerker gelangen könnten, wurden von dicken Wänden abgegrenzt. Hicks probierte zu schlafen, um Kraft zu sammeln, doch leider war die Stellung, in der er angekettet war, ziemlich unangenehm, sodass dieses Unterfangen so gut wie unmöglich wurde. Die Stille drückte schwer auf ihn. So verstrichen die Stunden. Er wusste nicht, vielleicht waren es auch nur zehn Minuten. Hier verlor man jegliches Zeitgefühl. Irgendwann war er so erschöpft, dass er schließlich doch einnickte.
Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht. Plötzlich hörte er das Knirschen eines Schlüssels und die Tür öffnete sich. Viggo, Jason und Ryker betraten den Raum. Sorgfältig schloss Ryker wieder ab und die drei wandten sich Hicks zu.
,,Ich geh davon aus, dass du deine Meinung nicht geändert hast Hicks.",meinte Viggo mit ruhiger Stimme. Hicks schaute ihn nur düster an.
,,Du willst uns also nichts über sie erzählen?",hakte Viggo nochmals nach. Hicks schüttelte den Kopf.
,,Das hätte mich bei dir auch gewundert mein Lieber. Eigentlich wird dieser Raum nicht oft benutzt, denn ich mag solche Methoden nicht sonderlich, aber du lässt uns keine andere Wahl, denn auch die Zeit ist unser Feind. Und mein Bruder freut sich schon hierauf.",meinte Viggo und schaute nun Jason an, der auf Hicks zukam. Er nahm von dem Tisch, neben Hicks, einen langen Dolch und trat neben ihn. Sie schauten sich an.
,,Tut mir leid Hicks,",sagte Jason vollkommen emotionslos und es konnte nicht auffälliger sein, dass es ihm nicht im geringsten störte was er hier vorhatte, ,,aber da du es uns nicht verraten willst, bist du nun mal unser größter Dorn im Auge. Wenn du das vorher nicht schon warst."
Und er senkte den Dolch und begann Hicks Oberkörper aufzuritzen. Blut begann zu strömen und Hicks begann qualvoll zu schreien, während Jason Buchstabe um Buchstabe in seine Haut zeichnete. Als er endlich aufhörte, verzog Hicks schmerzvoll das Gesicht. Die Hälfte eines Wortes bedeckte die obere Hälfte seines Oberkörpers. Tränen liefen unkontrolliert über Hicks Gesicht, denn die Schnitte waren tief, doch nur so, dass sie Todesqualen bereiteten, zum Verbluten reichte es bei weitem nicht. Viggo trat neben seinen Bruder, der gerade den tropfenden Dolch abwischte.
,,Nun Hicks, ich frage dich das nur noch einmal. Was weißt du alles über sie?" Hicks Kopf war nach vorne geneigt, es schien als probierte er die Schmerzen zu vergessen. Viggo packte ihn an seinen Haaren und zog seinen Kopf hoch.
,,Ich erzähle euch nichts. Das würde das Ende meines Stammes und das aller Drachen bedeuten.",flüsterte Hicks mit rauer Stimme.
,,Fahr fort",sagte Viggo an seinen Bruder gewandt.
,,Was bringt dir das Viggo? Mich aufzuschlitzen? Das ergibt doch keinen Sinn."
,,Oh Hicks!",lachte Viggo amüsiert, wobei weder seine Augen mitlachen, noch er wirklich zu Scherzen auferlegt war. ,,Glaubst du wirklich irgendetwas, was ich mache geschieht ohne Sinn?" Er trat einen Schritt näher heran und mit einem Finger strich er über Hicks blutübertströmten Brustkorb, über die Schnitte und Hicks zischte. Schmerz breitete sich rasend schnell in seinem Nervenbahnen aus und er verzog das Gesicht, nicht imstande ein ausdrucksloses Gesicht zu wahren. Seinen, nun durch Hicks Blut, roten Finger betrachtend trat Viggo erneut einen Schritt zurück und nun lächelte er Hicks süffisant an. ,,Ich schneide dich nicht nur auf, ich mache dich verwundbar. So werden alle meine Verbündeten dich als ihren Feind klar identifizieren können."
,,Bring es zuende",sagte er an Jason gewandt. Hicks schloss die Augen und wartete auf den Schmerz. Er fing wieder an zu schreien und verfluchte Viggo, Jason und alle, die ihm das angetan hatten. Seine Schreie klangen bis in die oberen Hallen, wo Drachenjäger verwundert stehen blieben und die Schmerzenschreie und das Leid hörten, welches Hicks durchstehen musste.

Am Ende seiner Kräfte hing Hicks nur noch schwach an dem Brett. Er schien einer Ohnmacht nahe. Sein Oberkörper war von Blutstriemen  bedeckt. Jason hatte endlich aufgehört und trat einen Schritt zurück. Klackernd legte er den Dolch auf den Tisch neben sich.
,,Hicks was weißt du alles über die Schatulle? Wo hast du sie versteckt? Was ist darin?", fragte Viggo mit zwanghaft ruhiger Stimme. Als Hicks nur den Kopf hob und ihn voller Abscheu anstarrte, verlor Viggo schließlich die Beherrschung.
,,Antworte mir!",zischte er.
,,Niemals!"
Viggo gab ihm einen stechenden Blick, bevor er zu Jason schaute und ihm zunickte. Dieser zog ein Messer hervor und rammte es Hicks ohne zu Zögern in seine Schulter.
Der Schmerzenschrei, welcher daraufhin folgte, ging einem durch Mark und Bein. Doch sogleich zog der Anführer der Drachenjäger das Messer aus Hicks Schulter wieder heraus. Viggo beobachtete, wie Hicks sich vor Schmerzen krümmte, was nicht gut gelang, da die Schaniere dies verhinderten.
Viggo wusste, dass sie so nicht weiter kamen. Hicks war ein Sturkopf. Er würde diese Schmerzen noch Jahre aushalten, wenn er müsste. Sie brauchten das Mädchen. Um jeden Preis.
Hicks merkte gar nicht, wie Viggo den Befehl gab ihn loszumachen. Verschwommen nahm er wahr, wie er durch die Tür und an anderen Gefangenen vorbei, zur hintersten Zelle geschleift wurde. Er solperte nach vorne und schlug hart auf den Boden auf. Als er sich umdrehte, schmiss Jason ihm ein Tuch in die Zelle. ,,Press es auf die Wunde, wenn du nicht willst, dass du stirbst." Damit drehte er sich um. Im selben Moment betrat Viggo seinerseits die Zelle. In einer Hand hielt er eine Fackel, womit er Hicks anleuchtete. ,,Ich werde meine Informationen schon bekommen mein Lieber, sei dir dem gewiss. Denn ich gewinne immer. Und wenn es sein muss, werde ich dir nehmen was du liebst, angefangen mit deiner Freiheit."
Mit diesen Worten verließ er die Zelle. Beim Hinausgehen beleuchtete das Fackellicht die Einkerbungen auf Hicks Haut. Das Wort 'Drachenreiter', was quer über seinem Oberkörper eingeritzt worden war, konnte man mehr als deutlich erkennen.

Don't let me aloneWhere stories live. Discover now