Kapitel 10 - Die Festung

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Als Hicks erneut die Augen öffnete, schmeckte er Blut. Er setzte sich auf und fuhr sich mit dem Handrücken über seine blutende Nase. Benommen schüttelte er den Kopf und etwas Blut bespritzte die Schiffsplanken. Er schaute leicht benommen umher und nahm geschäftiges Treiben wahr. Anscheinend lief das Schiff gerade in Viggos Hafen ein. Plötzlich wurde er von einem Mann losgemacht und zwei andere Männer zogen ihn auf die Beine. Beziehungsweise auf ein Bein und eine Prothese. Ryker kam auf ihn zu und sagte: ,,Machst du Probleme Hicks, werde ich dich vor den Augen des ganzen Dorfes einen Kopf kürzer machen."
Hicks lächelte und antwortete sarkastisch: ,,Jaha genau und das ganze Dorf wird dir Beifall klatschen und Viggo wird dich zum Drachenjäger der Woche küren."
,,Leg es lieber nicht drauf an. Er ist derjenige, der das Schwert hat.",sagte Jason, der gerade über die Reling geschritten war.
,,Nein. Er ist derjenige, der nicht weiß wie man damit umgeht.",konterte Hicks. ,,Dir wird dein Lachen und dein letztes Wort noch vergehen Hicks, sei dir dem gewiss." ,,Davon bin ich überzeugt Jason." Mit diesem Worten gingen sie auf das Dorf zu, welches wohl ebenfalls zu Viggos, bisher noch nicht gekannten, Stützpunkt gehörte.

Die Leute schauten auf, als sie vorbeigingen. Jason, Ryker, Hicks (immer nach vorne geschubst von zwei Bewachern) vorneweg und gefolgt von den restlichen Drachenfängern. Männer, Frauen und Kinder versammelten sich am Wegrand und schauten ihnen interessiert zu. Die meisten schauten Hicks an. Es hatte sich gerüchteweise herumgesprochen, dass Viggo den Drachenbezwinger vor hatte gefangen zu nehmen. Das musste er sein. Wie er da so den Weg entlangstolperte, machte er nicht den typischen Wikingereindruck. Er war ungewöhnlich schlank und auch seine Größe ließ ihn noch dünner wirken. Doch was machte ihn dann so gefährlich? Vielleicht war es sein entschlossenen Gesichtsausdruck? Oder war es der Grund, dass er laut Gerüchten genauso intelligent zu sein schien, wie ihr Anführer Viggo? Im Allgemeinen machte er den Eindruck, dass er ein würdiger Gegner und ein Anführer war. Der junge Mann strahlte etwas aus. Man konnte dieses Gefühl bei seinem Anblick nicht beschreiben, doch es bewirkte unweigerlich, das man Respekt vor ihm hatte. Er hatte eine gewisse Ruhe an sich und er ging mit einem Anmut und einer Eleganz, die eigentlich unmöglich sein sollte bei seinem Zustand. Dieser Wikinger war anders, man sah es ihm an von seinem Haaransatz bis zu der Beinprothese. Dieser Wikinger sollte nicht unterschätzt werden. Genauso wenig wie man Viggo Grimborn unterschätzen sollte.
Während die Männer Hicks feindselig und höhnisch anschauten, wichen die Frauen zurück. Die Kinder schauten bloß neugierig. Doch Hicks Aufmerksamkeit wurde von einem großen Gebäude in Anspruch genommen. Es war am Ende des Dorfes aufgetaucht und war in den Berg gebaut, an dem das Dorf grenzte. Das Haus war riesig und es musste anscheinend weit in den Berg hereinreichen. Das könnte man nie mit einem normalen Drachen zerstören. Nicht mal mehr mit einem Dutzend von ihnen. Sie gingen über einen riesigen Platz, der das Dorf von Viggos Festung trennte.
,,Hübsch habt ihr es hier. Vielleicht solltet ihr es mit ein bisschen Farbe probieren, es wirkt doch sehr düster. Aber das passt ja eigentlich ganz gut zu euch, denn eure Seelen sind so schwarz wie die Dunkelheit, die dort wahrscheinlich in dem Berg herrscht." ,,Halt deine Mund Hicks und geh weiter. Viggo erwartet dich bereits.",sagte Jason ungeduldig. Sie traten auf die große hölzerne Eingangstür zu, die sofort von zwei Wachen geöffnet wurde und sie betraten die Festung.

Hicks und die anderen fanden sich in einer großen Halle wieder, die viele Türen hatte, welche wohl alle zu anderen Sälen führten und von Dutzenden Fackeln erleuchtet wurden. Jason und Ryker schritten zielstrebig auf die Größte zu und öffneten diese, während der Rest der Männer, bis auf Hicks und seine zwei Bewacher, durch eine andere verschwanden. Dieser Saal war kleiner als der vorherige. Ein Feuer brannte im Kamin und ein langer Tisch mit 12 Stühlen stand in der Mitte. Vor dem Kamin stand jemand. Hicks bekam unweigerlich eine Gänsehaut. Der Mann, an den er so lange gedacht hatte. Der Mann, den er vom ganzen Herzen verabscheute. Der ihm immer einen Schritt voraus zu sein schien und der für dieses ganze Schlamassel hier verantwortlich war. Der Mann, der Hicks tot sehen wollte. Als sich Viggo umdrehte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Seine Stimme jagte Hicks, wie so oft bevor, einen Schauer über den Rücken. ,,Hallo Hicks. Herzlich Willkommen. Wie ich sehe hast du bereits Bekanntschaft mit meinem jüngeren Bruder gemacht."

Don't let me aloneWhere stories live. Discover now