Bessere Gesellschaft

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"Ihr seid solche Hurensöhne, komm lass uns gehen Mina.", versuchte er es spaßeshalber nochmal. "Geh schonmal vor, ich komm dann nicht nach." "Gemeinheit, wie sieht es eigentlich mit deiner Freundin aus? Ist die noch frei.", ich musste einfach lachen. Denn anderen ging es auch so. "Das ist doch nicht sein Ernst oder?", fragte ich Alex und ignorierte Frederic. "Ich fürchte schon." Wir redeten noch etwa 10 Minuten so und meine Laune hatte sich wider Erwarten verbessert. Ich war zwar immer noch müde und traurig, aber nicht alleine zu sein half. Die Jungs hatten nicht mehr viel im Glas und ich wusste, sie würden bald gehen. Alex schien ähnliches zu denken, denn er fragte erneut, "Wie lange willst du hier noch sitzen?" Ich zuckte mit den Schultern, die Hoffnung, dass er es gut sein ließ, zerstörte er, in dem er sagte, "Geh zu Toni, wir können dich hier nicht alleine lassen." "Könnt ihr wohl.", ich sah ihn bittend an, doch er ignorierte es. "Ich hab ihm gerade geschrieben, dass du hier bist und er will das du hoch gehst." "Warum hasst du das gemacht? Mir ist egal was er will!", ich wusste, dass ich mich wie ein Kind aufführte, doch ich konnte nicht anders. "Weil du fertig bist und ins Bett gehörst, er ist mein Kumpel und ich lass sein Mädchen bestimmt nicht hier alleine. Nicht, wenn er nicht weiß, wo du bist. Ich schreib ihm, dass du nicht hoch willst und er kann dann entscheiden, wie er damit umgeht. Und selbst wenn ihr euch nicht vertragt, nehme ich dich mit zu mir, du bleibst hier nicht alleine.", dem konnte ich nichts entgegensetzen. Ich war zwar wütend auf ihn, aber gleichzeitig empfand ich Dankbarkeit. Ich musste also nicht hier bleiben, innerlich betrete ich dafür, dass Toni trotzdem darauf bestand, dass ich zu ihm ging. Vermutlich würde ich vor seinen Freunden los weinen, wenn ich ihm egal war.

Er tippte auf sein Handy ein und legte es dann auf den Tisch. "Danke.", als Antwort lächelte er mir beruhigend zu. Pasa winkte die Bedienung zu uns und bezahlte für alle, auch für mich. Es war mir unangenehm, aber ich war zu nervös und müde und er zu einschüchternd, als das ich es groß abgelehnt hätte. Ich bedankte mich also brav, so wie alle anderen auch und trank aus. Bisher hatte Toni nicht geantwortet, ich würde also wohl bei Alex schlafen. Ich ignorierte die Männer. Sie stritten darüber ob Giuseppe auch manchmal bezahlte oder nicht. Giuseppe war der Einzige, der die Meinung vertrat, dass er auch öfter bezahlte. Normalerweise hätte ich es lustig gefunden, gerade aber nicht. Mir gefroren kurz das Blut in den Adern, nur um dann durch sie hindurch zu rasen, als ihr Geplänkel unterbrochen wurde. "Hey Leute, lasst ihr uns bitte mal alleine." Sie tranken alle schnell aus und verabschiedeten sich. Toni klopfte Alex auf die Schulter und nahm dann mir gegenüber Platz. Ich brauchte einen kurzen Moment, bis ich mich traute ihm in die Augen zu sehen. Konnte er jetzt erkennen, wie schlecht es mir ging und würde es ihn überhaupt interessieren? In seinen Augen konnte ich wie üblich nichts erkennen, es war frustrierend. "Warum bist du runter gekommen?", fragte ich leise. "Weil du nicht hochgekommen bist. Alex hat gesagt du kannst nicht zu deinem Vater? Wenn ich gewusst hätte, dass du hier bist, wäre ich dich früher holen gekommen." Am liebsten hätte ich schon wieder geweint, diesmal jedoch aus Freude und Erleichterung. Er schien nicht wütend auf mich zu sein, sondern kam sogar um mich zu holen. "Ja, ich hab mich mit ihm ebenfalls gestritten." Er nickte verstehend, "Darum bist du zu spät gewesen und warst so mies drauf." "Ja." "Lass uns hochgehen, da können wir entspannter reden." Er hielt mir die Hand hin und sah mich auffordernd an. Ich griff nach ihr und wir gingen zum Aufzug. Ich genoss es, dass er meine Hand hielt. Allein diese Geste reichte aus, um mich sicherer zu fühlen. Eigentlich hatte er nichts getan, sich weder entschuldigt, noch seine Fehler zugegeben und dennoch freute ich mich über den Brocken, den er mir zu warf. Ich entschied für mich, dass ich auf eine Entschuldigung beharren würde. Er war Schuld, ich zwar auch etwas, aber die Hauptschuld lag bei ihm. Auch wenn wir kein Paar waren, musste er auf meine Gefühle Rücksicht nehmen, ich machte das bei ihm so und hatte dieselbe Behandlung verdient.

Er ließ mich nicht los, bis wir im Hotelzimmer waren. Ich stand einfach so im Raum herum und wusste nichts mit mir anzufangen, er war es, der die Stille brach, "Möchtest du jetzt über alles reden oder erst morgen?" Gute Frage. "Wir können uns auch einfach nur hinlegen und du kuschelst dich an mich. Oder auch nicht kuscheln, wenn du noch zu wütend auf mich bist." "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich will alles davon und gar nichts.", gab ich zu. Mein Blick haftete am Boden und ich konnte seine Reaktion nicht sehen, nur hören. Er setzte sich aufs Bett und sagte, "Für den Anfang wäre es wohl wichtig zu sagen, dass ich die Situation vorhin völlig falsch eingeschätzt habe und das tut mir sehr leid. Ich war zu sehr auf mich fixiert gewesen und dachte, dass du einfach die Zeit vergessen hast und dann zickig wurdest, weil ich deshalb sauer war. Eigentlich warst du aber wütend auf deinen Vater und brauchtest Ruhe, dass weiß ich jetzt. Ich konnte es aber vorher nicht wissen." Er hatte recht. "Du hättest mich fragen können was los ist." "Stimmt, ich glaubte aber zu wissen was los ist und wurde dadurch nur noch wütender. Erst als du abgehauen bist, fiel mir auf, dass irgendwas nicht stimmt. Ich bin aber ehrlich gesagt davon ausgegangen, dass dein Vater dir eingeredet hat, dass du dich von dem Rapper fernhalten sollst, weil ich dich nur ausnutze. Immerhin bist du total ausgerastet und hast behauptet, ich würde dich eine Prostituierte nennen. Um das übrigens klar zu stellen, ich hatte sagen wollen, dass ich dich mit hier her genommen habe um Zeit mit dir zu verbringen und dass ich dich zwar mit deinem Vater Teile, aber auf Zeit mit dir bestehe. Ich wollte darauf hinaus, dass du dich entschuldigen sollst, wenn du schon zu spät kommst." "Tut mir leid! So war es nicht. Es ging nicht um dich, ich hab das gesagt, weil ich dachte, dass du mir ansiehst wie fertig ich bin und es dir egal ist, solange ich die Beine breit mache. Du erkennst sonst immer, wenn irgendwas los ist und ich war emotional nicht in der Lage mit dir darüber zu reden und mich mit deinem wütenden Ich auseinander zu setzen." Er bat mich zu ihm zu kommen und ich stellte mich vor ihn. Das reichte ihm nicht und er zog mich auf seinen Schoß. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter und schmiegte mich an ihn. "So etwas würde ich nie mit dir tun oder über dich denken! Ich war zu sehr mit meiner Wut und später Geilheit beschäftigt um auf dich eingehen zu können. Ich hätte nie gedacht, dass es dir nach einem Besuch bei deinem Vater so schlecht geht. Du hattest zwar gemeint, dass er sauer sein könnte, doch ich hätte nie damit gerechnet, dass es so schrecklich für dich wird. Ihr versteht euch doch eigentlich sehr gut. Was war bei euch los?" "Er hat mir seine neue Freundin vorgestellt." "Okay?" "Das Problem ist nur, dass sie nicht neu ist. Er hatte schon vor Jahren etwas mit ihr, schon damals als meine Mum krank wurde. Während meine Mum um ihr Leben gekämpft hat, hat er seine Doktorandin gevögelt.", diese Worte auszusprechen war schrecklich. Ich versuchte dabei so gefestigt wie möglich zu klingen, doch es zerriss mich innerlich. Die Tränen kämpften sich wieder an die Oberfläche und diesmal konnte ich sie nicht mehr halten. "Das tut mir leid, Baby. Komm her." Er legte uns beide ins Bett und zog die Decke über uns. An seiner Brust ließ er mich weinen und sagte kein Wort, er streichelte mich nur tröstend. Mehr konnte er jetzt nicht tun, nichts was er sagen würde, könnte etwas an meiner Gefühlswelt ändern. Hiernach hatte ich mich gesehnt. Er hielt mich so, bis ich einschlief.

Kollegah FF - PhysicsWhere stories live. Discover now