Vater

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Vater

Der restliche Tag verlief bisher ganz gut. An die Sache nach dem Telefongespräch dachte ich nicht mehr. Es war meine Schuld, dass meine Gefühle für ihn tiefer gingen als sie sollten. Er hatte von Anfang an klar gemacht, was zwischen uns ablief und damit musste ich klar kommen oder es beenden und es beenden wollte ich nicht. Schon gar nicht nach diesem Morgen zusammen. Ich war selten so glücklich gewesen und das wollte ich bewahren. Er hatte sich danach aufrichtig reumütig gezeigt und das war entscheidend. Solang er nicht so mit mir redete, mochte ich meine Rolle in seinem Leben eigentlich, darum würde ich das Wochenende genauso genießen wie den Morgen. Wir waren pünktlich am Flughafen angekommen und der Flug war auch recht angenehm. Bisher hatte ich noch nie das Vergnügen gehabt in der ersten Klasse zu fliegen. Nach der Ankunft war ich mit ihnen ins Hotel gegangen. Logischerweise teilte ich mir mit Toni ein Zimmer. Es war ungewohnt mit ihnen zu reisen. Alle waren nett gewesen und doch fühlte es sich komisch an. "Wir müssen gleich los in den Club. Soundcheck und sowas. Möchtest du noch mit oder direkt zu deinem Vater? Die Taxen warten unten auf uns. Du kannst auch eines für dich alleine haben." Er kam gerade aus dem Bad, während ich am Handy meine Nachrichten durchging. "Ich fahr alleine. Mein Dad hat mir geschrieben, dass er vielleicht früher gehen kann. Außerdem will ich noch etwas für ihn kochen. Macht es auch wirklich keine Umstände, ich kann mir auch selbst eins rufen?" "Nein, wir haben genug. Zwei reichen uns." Sie waren zu siebt. Drei der Männer würden sich die Rückbank teilen müssen, wenn ich eines der Taxen nahm. Ich entschloss mich dazu ihm nicht zu widersprechen. "Wann soll ich wieder hier sein?" Ich sah ihn an und musste schmunzeln. Er trug seine prollige Sonnenbrille und war auch sonst im Bühnenmodus. Muskelshirt und Lederjacke. "23 Uhr bin ich etwa wieder hier und vorzugsweise bist du dann schon nackt und wartest auf mich.", bei den Worten hob er seine Sonnenbrille arrogant hoch und sah mich durchdringend, mit seinen klaren blauen Augen, an. Ich sah ihn einem Moment lang an und sagte dann grinsend. "Ich kann dich mit der Brille echt nicht ernst nehmen. Tut mir leid." Er schwieg ebenfalls kurz, setzte sich die Brille wieder auf die Nase und erwiderte gelassen, "Jemand der mit so einer Mütze herumläuft, kann unmöglich etwas Ausschlaggebendes über Mode von sich geben." "Meine Mütze passt wenigstens zur Jahreszeit. Es ist Winter, in einem Monat ist Weihnachten. Was zur Hölle soll die Sonnenbrille?" "Sie sieht cool aus.", teilte er mir mit, als wäre es das Logischste auf der Welt. Ich musste einfach lachen. "Nein! Nicht wirklich." "Die war verdammt teuer, Baby. Also Klappe halten, Jacke anziehen und los geht's. Sonst komm ich noch zu spät." "Die Tatsache, dass du dafür bezahlt hast, macht es schlimmer und nicht besser. Du siehst aus wie, wie, keine Ahnung." "Ein arroganter Player, der zu viel Kohle hat und das jedem unter die Nase reiben will?" Ich nickte, das traf es recht genau. Das Gold an der Seite, war einfach viel zu viel. "Kommt hin.", lachte ich. Er lächelte sein Arschlochgrinsen und sagte, "Dann ist sie genau richtig." Nebenbei zog ich meine Jacke und den Schal an, damit wir gehen konnten. "Trotzdem kann ich dich so nicht ernst nehmen.", spottete ich weiter ,während ich in meinem kleinen Koffer kramte um meine Winterstiefel zu suchen. Es reiste sich nun mal nicht bequem in solchen Schuhen. Er verschränkte die Arme vor der Brust und sagte todernst, "Darum kümmere ich mich später." Als ich sie gefunden hatte setzte ich mich wieder aufs Bett und begann damit sie lachend anzuziehen. "Uhhh, na da bin ich mal gespannt wie du das machen willst." Er antwortete schmunzelnd, "Ich werde sie einfach so lange auflassen bis du dich daran gewöhnt hast. Bei allem was wir tun." Ich sah ihn überprüfend an. Ich hoffte inständig, dass er das nicht wirklich vorhatte. Zutrauen würde ich es ihm. Auf dem Weg zur Tür sagte ich deshalb, "Nicht dein Ernst oder?" "Mein voller Ernst." Er öffnete die Tür und ließ mich voran gehen. "Dann aber bitte mit Licht aus oder so das ich dich nicht sehen muss.", dass ich meine Worte besser hätte wählen müssen bemerkte ich erst, als er mir fest auf den Hintern schlug und sagte, "Letzteres lässt sich einrichten." Zum Glück war auf dem Flur niemand, der es hätte sehen können. Trotzdem blickte ich ihn vorwurfsvoll an. Da es ihn nicht zu interessieren schien, ließ ich es. Ich wusste,  wann ich verloren hatte.

Kollegah FF - PhysicsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt