Von nervigen Freundinnen...

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Von nervigen Freundinnen...

Hier stand ich nun. Total gelangweilt und wütend. Meine beste Freundin hatte mich mit hier her geschleppt und war nun verschwunden. Wir befanden und auf einer Spielemesse in Köln, der Gamescom. Nina hatte soeben einen ihrer YouTube Helden gesehen und war nun in einer unübersichtlichen Menschenmasse verschwunden. Wie sollte ich sie je wieder finden? Und wollte ich das unbedingt? Immerhin waren wir mit meinem Auto hier und wenn sie sich nicht an Absprachen hielt, war das ja wohl nicht mein Problem. Sie konnte ja die Bahn, zurück nach Düsseldorf, nehmen. Verdient hätte sie es.

Natürlich könnte ich sie niemals alleine zurücklassen, aber im Moment war ich wütend und dieser Gedanke brachten mich etwas runter. Da ich nun schon eine halbe Stunde hier stand und sich nichts zu ändern schien, außer die rasant steigende Anzahl der schreienden Leute um mich herum, entschied ich mich dazu, in den Business Bereich zurückzugehen. Ich schrieb Nina eine SMS, damit sie mich später, auch finden würde. Vielleicht sollte ich alleine weiter gehen, aber ohne Begleitung machte so ein Messebesuch keinen Spaß. Von der Anzahl der Menschen ausgehend, würde Nina allerdings nicht sehr bald hier erscheinen. Sie hatte noch nicht mal geantwortet. Wann der Blondine wohl auffallen würde, dass ich weg war? Und wieder spürte ich die Wut in mir aufsteigen. Wie konnte sie so rücksichtslos sein? Bei den ganzen Jugendlichen war so ein Aussetzer, beim entdecken eines Idols, noch nachvollziehbar, aber wir waren immerhin schon 25.

Eine weitere halbe Stunde zog ins Land und noch immer stand ich hier alleine. So hatte ich mir den Tag wirklich nicht vorgestellt und wenn ich daran dachte, dass für morgen der Besuch beim Videoday anstand, wurde mir doch unwohl. Eigentlich waren diese Messen nicht so mein Ding, aber wir hatten durch Ninas Vater kostenlose Karten bekommen. Wer sagte da schon nein. Ehrlich gesagt, war ich bis vor einer Stunde sogar gerne hier gewesen. Ich spielte auch gerne Videospiele und es war wirklich interessant und lustig hier. Wenn sich die Menschenmasse allerdings halbieren würde, fände ich es noch schöner, aber man konnte nuneinmal nicht alles haben. In dieser Halle hielten sich die Massen in Grenzen, die Leute die sich hier aufhalten durften waren größtenteils unterwegs. "Hey, Mina. Wo hast du den meine Töchterchen gelassen?", wurde ich von Uwe, Ninas Vater, aus meinen Gedanken gerissen. Er arbeitete für einen großen Publisher und kam gerade, in der Begleitung von zwei Männern, auf mich zu. Einer vom ihnen war klein und etwas breiter, wohingegen der andere groß und schlaksig neben ihm wirkte. Beide besaßen blonde Haare und lächelte freundlich. Bis auf diese Gemeinsamkeiten wirkten sie allerdings unterschiedlich wie Tag und Nacht. Der größere wirkte eher bubenhafter. Sein Frechdachsgrinsen tat diesem Eindruck keinen Abbruch.

Ich nickte bloß höflich zurück und deutete ein Lächeln an, mehr Freundlichkeit brachte ich gerade nicht auf. Ich erzählte schnell, wie ich einsam und alleine zurückgelassen wurde. Allerdings lachte Uwe bloß und auch die beiden anderen schienen sich zu amüsierte. Auf meine Kosten, na super. Ich konnte nun auch nicht anders und versuchte es so unauffällig wie möglich zu kaschieren. Nina war manchmal einfach zerstreut, sie meinte es nicht böse. Nachher wird sie sich hundertmal entschuldigen, es beim nächsten mal allerdings ohne nachzudenken wieder tun. "Dann kann ich dir doch die beiden Männer hier lassen, ich sollte ihnen bloß den Bereich zeigen und muss schnell zurück. Aber da du schon mal hier bist, kannst du das ja nun machen. Sei nett."

Noch bevor ich antworten konnte, war er mit einem Zwinkern davon gelaufen. Wie der Vater so die Tochter. Als würde ich nein sagen, kopfschüttelnd und innerlich seufzend wandte ich mich freundlich an die beiden Männer, die sich mir als Alex und Frederic vorstellten. Wir gaben uns die Hände, dann trat peinliches schweigen ein. Sie sahen mich beide an und mir fiel nichts ein, was ich sagen konnte. Alex der kleinere von beiden schien es zu bemerken und redete, wahrscheinlich deshalb, drauf los. Er erzählte, dass sie zwar zum ersten Mal hier waren, aber eigentlich keine Führung brauchten, da nur der Getränkeautomat momentan von Interesse für sie wäre. Beide sahen sehr müde aus, ihre Augenringe waren riesig. Keiner der zwei wirkten so als arbeitete er für einen Spielehersteller. Gelangweilt und übermüdet traf ihren Gemütszustand am besten. Übermüdung wäre noch vertretbar, aber gelangweilt eher nicht. Was sie wohl hier machten? Zu fragen erschien mir aber unangebracht, es ging mich ja nichts an. Ich zeigte den beiden den Weg und dann setzten wir uns ein Stück weiter auf einen Vorsprung, der in einer ruhigen Ecke lag. Da uns Charlie schon am frühen Morgen, vor der Öffnung, Zutritt verschafft hatte, kannte ich mich in diesem Teil des Geländes recht gut aus.

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