As they please

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Die Muse hat mich mal wieder gepackt und ich musste sofort diese Idee hier niederschreiben.
Sie ist zwar kurz, aber ich habe versucht, einen tieferen Sinn hinüber zu bringen. Es ist zwar nicht mein literarisches Meisterwerk; ich hoffe jedoch, dass mir der Sinn in der Geschichte einigermaßen gelungen ist. Schließlich wird im Steampunk (und es entspricht diesem Setting) irgendwie zu wenig aus unten beschriebener Perspektive erzählt. Die Sätze sind zwar simpel (eine Seltenheit bei mir), aber bewusst formuliert!
Eventuelle Überarbeitung.
Viel Spaß beim Lesen!
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Ich möchte alles dafür tun, dass es ihnen gut geht. Dass sie sich vergnügen: das zu erreichen, ist meine einzige und alleinige Bestimmung. Schließlich standen sie immer für mich ein und wenn ich beobachte, was sie schon so alles vollbracht haben, um diese doch recht triste Welt vielfältiger zu gestalten: dann ist es für mich die höchst angemessenste Ehre. Diese Intuition habe ich erst vor Kurzem gewahrt. Dies möchte ich - sofern es mir zusteht - kurz schildern:
An besagtem Tag hielten wir erst ein gemeinsames Picknick am nahegelegenen Park der Residenz. Die zwei Söhne waren ziemlich verspielt diesen Mittag - ich konnte nicht mehr, als mich ihrer Freude vollkommen anzuschließen. Als es am Abend kühler wurde, indes sich die pralle Sonne vom klaren Spätsommer-Himmel sinken ließ, fuhren wir; wie jedes Mal und eh und je; mit der letzten Kutsche auf der Route in das vertraute Heim.
Es war alles so normal. Kein beunruhigendes Zeichen auf der Fahrt. Selbst der brausende Wind, welcher noch am Morgen durch die Blätter gefegt war, schwieg in zarter Stimme; vertraulich, leise.
Natürlich konnten die Jungen auch nicht daheim still bleiben und so beschlossen unsere Eltern, dass wir noch bis die Standuhr mit dröhnenden Klängen neunmal schlug, uns selbst widmen durften.
Zum allabendlichen Abendbrot jedoch, welches sie immer mit piekfeiner Pünktlichkeit einnahmen, wurde ich fahrig. Ich hatte aus dem Speisesaal nichts wahrnehmen können, was den alltäglichen Tönen der Küche entsprach. Die habe ich jedoch erst auf die Lautstärke meines Umfeldes geschoben.
Die Zeit floss rasch in zehn Minuten dahin, ehe auch die Jungen in ihren leichtblütigen Possen den ungewöhnlichen Verzug bemerkten. Tatsächlich. Ich behielt recht in meiner Annahme: alles war unten still. Regungslos. Als hätte ein Sturm mit seiner breitesten Immens aus den großen Räume sämtliche Lebendigkeit gefegt.
Weitere fünf Minuten verflossen, während meine zwei Kumpanen immer schweigsamer wurden. Auch ich wurde schlussendlich von reiner  Stummheit gepackt.
Nachdem diese unbehagliche Flaute zu sehr auf unseren Verstand presste, forderten mich die Jungen auf, oben in der Stube zu warten und auszuharren, bis sie sich wieder zu mir gesellen würden. Ängstlichkeit zog ihre Krallen über die Luft; schälte endgültig den eben noch freudig anhaltenden Spaß. Sie schlichen also die alten Wendeltreppen hinunter und ich: ich harrte freilich aus.
Da ich nun mal keine Uhr bin, ist mein Zeitgefühl nicht das Verlässlichste, doch trotzdem dauerte es in der Atempause der Minuten eine halbe Unendlichkeit - und dies: dies konnte ich abwägen.
Wie weh es mir doch tut: das Letzte, was ich vernahm, bestand aus schrillen Schreien und einem geradezu undefinierbaren Poltern, das das gesamte Haus in seinen Grundsteinen wild erbeben ließ; es zitterte und schauderte, ehe mich wieder die Totenstille einholte. In der Erschütterung starrte ich nur noch auf die klaffende Dunkelheit, die im gegenüberliegenden Flur gähnte und blicklos in die Tiefe fiel. Sie hatte beide verschluckt. Unwiderruflich.
Und ich: ja ich war still. Vollkommen reglos. Ich konnte nichts machen; nichts tun, nicht nach unten, um zu helfen. Gar nichts. Aber ich wollte es so sehr; auch, wenn es mir niemand glauben würde!
Ehe mich nach namenloser Zeit in meinem Verdruss mehrere grobschlächtige Männer umzingelten und mich widerwillens fortzogen, ohne mit mir zu kommunizieren, kam mir eine Frage: Was wird aus mir? Aus mir, als jemand ohne Optionen im Gen, ohne Stimme? Gebracht wurde ich zu einem Ort, zu welchem ich nie wollte.
Ich gehorche. Immer. Ich verfolge jeden Wunsch, der meine Familie verlangt; immer dann, wenn ich gerufen werde. Hätten sie also jemals meine Hilfe benötigt?
Hauptsächlich handelte es sich bei ihren Wünschen um das pure, mit Freude bespickte Vergnügen; die leichte und süße Unterhaltung. Wozu dann Hilfe?
Mein kupferfarbenes Herzchen surrte alleine nur für ihre leichtfertigen Bedürfnisse. Mir hingegen wurde befohlen, nur ein Einziges zu besitzen, als man mich zwanghaft modifizieren musste: Besagte zu erfüllen.
Doch wem soll ich denn nun gehorchen? Denen, welche meine Familie zerstört hatten? Dazu soll ich wohl gehalten sein. Eine andere Wahl habe ich ja schließlich nicht. Ich habe nie eine Wahl.

Sammlung von kleinen Steampunk One-ShotsWhere stories live. Discover now