38: Panikattacke

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Der Stuhl schaukelte mittlerweile nur noch leicht hin und her. Meine Augen hatte ich immer noch fest zu, jedoch war mir trotzdem ein wenig schwindelig. Ich wollte hier einfach nur weg! Ich wollte einfach nur wieder auf dem Boden stehen! War das zu viel verlangt?

"Hey, Alex! Sag mal was, damit wir besser den Weg zu dir finden!"
Mein Herz pochte schneller als gewohnt und mir war auch ein wenig schlecht. Meine Wangen waren feucht, da sich zwischendurch eine Träne aus meinem Augenwinkel löste und hinab rollte. 
"Ich bin hier! Bitte, bitte beeilt euch!", krächzte ich hervor. Meine Kehle war trocken und ich hatte Angst. Es kam nicht oft vor, doch mit meiner Höhenangst konnte man mich echt fertig machen.  Ich konnte nicht klar denken, weshalb ich auch nicht wusste, wie Sofia und Leo mich hier runter holen wollten oder wie sie mit mir sprachen. Es gab bestimmt eine ganz einfache Erklärung dafür, doch ich war einfach nicht klar bei der Sache.
Ich versuchte mir irgendetwas Schönes vorzustellen, um zu vergessen, in was für einer Lage ich mich befand, doch dies klappte natürlich nicht, wenn man es zwanghaft versuchte. 

"Oh mein Gott, Alex!", hörte ich Sofias Stimme plötzlich von unten. Sie waren endlich hier. Ich wusste nicht wie, aber das war mir egal, solange sie mich hier endlich hinunter holten.  
"Bitte holt mich einfach hier runter! Ich halte das nicht mehr lange aus", sagte ich weinerlich. Ich war nicht Ich. Mein Herz raste. Schweißperlen hatten sich auf meiner Stirn gebildet. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und versuchten das Zittern unter Kontrolle zu bringen. Mein Atem ging schneller. Tränen rannen meinen Wangen hinab. Ich musste schrecklich aussehen. Wie ein elendes Wrack. Und ich mochte es nicht, dass meine Freunde mich so sahen, doch sie waren gerade die Einzigen, die mir helfen konnten.
"Wie bist du da hoch gekommen?", fragte Sofia geschockt.
"Holt mich bitte einfach hier runter." Ich konnte ihr später alles erklären, doch gerade war ich nicht im Stande dazu.
"Man, Sofia! Du siehst doch wie scheiße es ihr geht! Sieh sie dir doch an!" Dankeschön!

Ich hörte wie sie herumliefen und etwas suchten, was mich nach unten beförderte. Ich wusste selbst gar nicht, wie man mich hier hoch gezogen hatte, aber es musste irgendwo eine Maschine oder so dafür geben.
"Bitte macht schnell", murmelte ich zitternd.
"Wir suchen ja schon, aber hier ist nirgendwo etwas, womit wir dich- ICH GLAUB' ICH HAB WAS!", rief Sofia aufgeregt.

Ich hörte, wie sie versuchten etwas mit viel Kraft umzulegen. Mein Stuhl fing wieder an etwas zu schaukeln und dann spürte ich, wie ich mich bewegte. Allerdings beruhigte mich das 'Oh Oh' von Leo mal so gar nicht. Ich überwand mich und öffnete mein linkes Auge einen kleinen Spalt. Im nächsten Moment kniff ich meine Augen sofort stärker zu und wollte am liebsten einfach laut losheulen. Sie hatten es geschafft, mich noch höher fahren zu lassen!

"Ich bring euch um", flüsterte ich gequält. Ich war wirklich keine Freundin der Höhe und das gab mir den Rest. Ich war kurz davor eine Panikattacke zu bekommen. Ich atmete schneller. Ich zitterte stärker. Mein Herz pochte immer mehr. Der Schweiß lief mir langsam an meinen Schläfen hinab und vermischte sich mit den Tränen auf meinen Wangen. Ich schnappte förmlich nach Luft.
"SCHEIßE! WAS MACHEN WIR DENN JETZT!? SIE KRIEGT EINE PANIKATTACKE!", rief Leo aufgebracht. Ich hörte nur gedämpft, wie sie herumliefen und ich spürte auch kaum, wie ich nach unten fuhr und auf dem Boden aufsetzte. Meine Sicht war etwas verschwommen und meine Arme kribbelten überall. Irgendwann sah ich dann nur noch Schwarz.

Als ich meine Augen nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete, schmerzte mein Kopf. Als würde jemand mit einer Messerspitze darauf herumstochern. Ich verzog mein Gesicht.
"Gott sei Dank bist du in Ordnung!", hörte ich.
Ich spürte, wie ich auf dem kalten, kahlen Boden lag, mein Kopf jedoch auf etwas weichem, warmen. Meine Augen waren zwar auf, doch erst jetzt realisierte ich, was ich sah. Ich sah in zwei besorgte Gesichter.
"Du hattest eine Panikattacke", wurde ich aufgeklärt. Panikattacke?
Ich hob meine linke Hand und sie fühlte sich so schwer an. Mit Mühe legte ich sie auf meine Stirn und merkte, wie nass diese eigentlich war. Ich fuhr zu meiner Wange, die ebenfalls feucht war. Ich fuhr zu meinen Lippen. Diese waren trocken, weswegen ich mit meiner Zunge kurz drüber fuhr. Dann ließ ich meine Hand wieder zurück neben meinen Körper fallen. Ich wollte mich aufsetzen, doch mein Körper war zu schwach und fühlte sich so schwer an.

UndercoverWhere stories live. Discover now