Undercover

18: Lia's Date

Meine Tasche schmiss ich achtlos in eine Ecke und die Tür knallte laut zu.
"Was ist denn jetzt los? Drehst du völlig durch oder was?", fragte Leana. Ja! Klar! Wenn sich Nina einfach nach der Tanzstunde an Leonardo ranmachte und Lia sie nur böse anfunkelte, genauso wie die anderen Mädchen. Was wollten die alle von ihm!?
Nach dem Boxen hatten wir noch ein paar mal die Choreo geübt und nun waren sie auch so weit. Die Jungs hatten wieder zugeschaut, doch dieses Mal unten in der Halle. Ich hatte einfach versucht sie auszublenden, doch als wir fertig waren, ist Nina sofort zu ihm gerannt und hat mit ihm geredet. Zwischendurch hat sie mit Absicht etwas lauter gekichert und ist ihm immer näher gekommen. Ich musste mich echt beherrschen, sie nicht wegzuziehen, auf den Boden zu drücken und ihre Haare einzeln auszureißen, als ich an ihnen vorbeigegangen war. Ich wusste auch nicht, was mit mir los war. Ich hasste es, wenn jemand behauptete, ich sei in ihn verliebt, aber wenn ich sah, wie einer der anderen Mädchen von ihm schwärmte oder sich an ihn ranmachte, dann machte mich das immer total wütend. Außerdem musste ich ständig an ihn denken und mal ehrlich, er sah echt nicht schlecht aus! Dazu war er auch ein Spion und konnte mich verstehen.

"Ja, nicht so wichtig. Hab halt meine fünf Minuten."
"Na gut, wenn du meinst. Ich dachte, dich hat genervt, wie Nina sich an Amadeo rangemacht hat eben." Ich atmete tief durch, spannte mich aber an. Dieses Thema ließ sie aber auch nie fallen.
"Ja, also...nein. Warum sollte es mich stören? Er kann machen was er will und Nina auch."
"Stimmt schon, doch Lia wäre viel besser für ihn geeignet als Nina! Diese blöde Kuh muss sich immer überall einmischen!"  
"Mhm", stimmte ich ihr mit einem Nicken zu und versuchte nicht an ihn zu denken. Einfach nicht daran denken, dann würde das alles bald von allein aufhören.
"Hast du wirklich noch nie jemanden geküsst?", fragte sie plötzlich.
"Nein. Warum sollte ich?", fragte ich leicht abweisend. "Hast du ja auch nicht."
"Ja, aber ich hatte auch nie einen Freund...du hast ja einen und, na ja, wenn ihr schon ein halbes Jahr zusammen seid, dann ist es doch komisch, dass ihr euch noch nie geküsst habt." Verdammt! Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht! Was mach' ich denn jetzt? Ich hatte gehofft, sie würde es einfach vergessen.

Glücklicherweise wurden wir durch ein Klopfen unterbrochen. "Herein", riefen wir gleichzeitig. Hinein traten unsere Freundinnen und Lia war am strahlen.
"Was habt ihr denn?", runzelte ich die Stirn.
"Das werdet ihr nicht glauben! Aber Amadeo hat eben mit Lia geredet und gefragt, ob sie sich mal treffen wollen!", erzählte Aurora aufgeregt. Mein Magen zog sich zusammen und ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
"Wie schön", sagte ich und zwang mich zu einem Lächeln.
"Ja, oder?", freute sich Luna.
Ich freute mich ja für Lia, sie ist lieb und steht anscheinend wirklich auf Leonardo, aber andererseits würde ich gerne etwas mit ihm machen, was nicht darauf hinauslief, dass ich gefangen werde und mir meinen Bauch schramme.
"Erde an Maria. Hallo? Jemand da?", fuchtelte Leana vor meinem Gesicht herum.
"Hm? Was ist?", schreckte ich aus meinen Gedanken hoch.  
"An was oder wen hast du denn gerade gedacht?", schaute mich Luna wissend an.
"An...ehm...natürlich an..."
"Deinen Freund?"
"Ja! Genau! Klar...mein Freund..." 
"Ich weiß wie du dich fühlst", sagte Francesca verträumt.
"Ach echt?", fragte ich überrascht.
"Ja aber klar. Ich muss auch ständig an James denken", schwärmte sie. Ja, aber der einzige und entscheidendste Punkt war, dass James auch wirklich existierte. 

"Oh nein! Schon so spät! Amadeo kommt mich doch gleich abholen! Helft ihr mir, mich fertig zu machen?", fragte Lia mit großen Kulleraugen. Wie kann man ihr da etwas abschlagen? Alle nickten und wir machten uns auf den Weg ins Zimmer von Lia und Luna.
Dort angekommen setzte ich mich aufs Bett von Luna und beobachtete die anderen. Lia wurde von Francesca auf ihr Bett gedrückt und sie kniete sich dahinter, nachdem sie eine Haarbürste und Haargummis geholt hatte. Währenddessen standen Aurora und Leana vor dem Kleiderschrank und stritten sich. Luna kam mit zwei Schminktäschchen aus dem Bad und setzte sich auf einen Stuhl vor Lia. Somit fing sie an Lia eine -meiner Meinung nach- Kriegsbemalung zu verpassen. Zum Glück wusste keiner, dass in meiner Identität stand, dass ich gerne Haare machte.
Ungefähr eine Viertelstunde sah ich dem ganzen Durcheinander zu, bis es plötzlich an der Tür klopfte und alle ihn ihren Bewegungen stoppten.
"Scheiße! Wir brauchen noch fünf Minuten!", wisperte Luna in die Runde.
"Wer ist da?", rief Aurora.
"Der böse Wolf! Na wer wohl, ich bin's, Amadeo!" Alle sahen sich panisch an und dann landeten all ihre Blicke bei mir.
"Was?" Ich ahnte Schlimmes.
"Du musst ihn noch kurz aufhalten! Bitte!", flehte mich Lia an.
"Aber...ich...wie denn?!"
"Dir fällt schon etwas ein! Na los!" Leana kam auf mich zu und zog mich vom Bett zu der Tür. Sie machte die Tür einen Spalt auf, schob mich raus und knallte die Tür schnell wieder zu. Ich hatte gar keine Chance mich dagegen zu wehren.
Ich drehte mich auf den Fersen zu Leonardo und lächelte ihn entschuldigend und gezwungen an.

"Du bist aber nicht Lia", meinte er und verschränkte seine Arme vor der Brust.
"Gut erkannt, Sherlock", sagte ich trocken und verschränkte meine Arme ebenfalls.
"Ja und wo ist sie nun?"
"Wohl nicht hier."
"Warum schicken sie dich denn zu mir raus, wenn ich doch Lia abholen will?"
"Sie kommt doch gleich. Ist noch nicht ganz fertig", murmelte ich.  
"Okay. Wie geht's deinen Schrammen?"
"Ganz gut, würde ich sagen", meinte ich etwas abwesend, da ich mich in seinen Augen verloren hatte. Er sah mich ebenfalls genau an.
"Wurde wohl gut verarztet", meinte er und ich nickte bloß. Ich merkte gar nicht, dass er sich damit wieder selbst lobte.
"Sieht so aus." Ich hätte stundenlang in seine eisblauen Augen schauen können, doch leider wurden wir unterbrochen, indem die Tür aufgemacht und Lia hinaus geschoben wurde. Sie sah schüchtern zu Leonardo hoch, lächelte aber wie verrückt. Leonardo hatte seinen Blick von mir abgewandt und sah nun Lia an. Er lächelte leicht und kleine Grübchen zeigten sich.
"Na dann, viel Spaß!", sagte ich irgendwann und lächelte die beiden ein letztes Mal gezwungen an und verschwand schnell im Zimmer, bevor ich etwas sagte oder tat, was ich später bereuen würde.

Die anderen Mädchen folgten meinem Beispiel und wir warfen uns alle auf Lunas Bett. Ich vergrub mein Gesicht in meiner rechten Armbeuge und lauschte dem Gespräch der anderen.
"Was glaubt ihr, werden sie machen?", fragte Luna und schien sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen.
"Amadeo ist mit Sicherheit ein Romantiker. Bestimmt hat er etwas nettes geplant", mutmaßte Aurora.
"Selbst wenn sie nur Eis essen gehen würden...Lia hat so ein Glück! Ich würde gerne mal etwas mit Tom machen, doch der ist ja schon vergeben", erzählte Leana. War sie etwas neidisch auf Lia?  
"Ich verstehe gar nicht, was ihr alle so toll daran findet, einen Freund haben zu wollen", sagte ich und drehte mich auf den Rücken.
"Wieso sagst du denn sowas? Bist du etwas unzufrieden mit deinem Freund oder wie?", fragte Aurora neugierig nach.
"Hm. Also etwas so Besonderes, wie alle meinen, ist es jetzt nicht gerade", zuckte ich mit den Schultern und starrte an die Decke.
"Dann ist es sicher nicht der Richtige!", warf Francesca ein.  
"Wie meinst du das?", runzelte ich meine Stirn und drehte den Kopf in ihre Richtung.  
"Na, ich bin viel glücklicher, seit ich James kenne und wie es aussieht, sind wir auch nun zusammen. Also wenn du nicht zufrieden bist, dann mach' lieber schleunigst Schluss. Vielleicht triffst du ja schon bald den perfekten Jungen und wegen einer unglücklichen Romanze willst du dir dann doch nicht alles versauen lassen!"
"Hört, hört. Da spricht unsere Beziehungsexpertin! Gerade einen Freund angeschafft und nun weiß sie über alles Bescheid", rutschte mir raus.  
"Ach entschuldige! Ich vergaß...du hast ja schon deinen Freund ein halbes Jahr lang. Klar, dass du dann mehr Erfahrung damit hast." Eingeschnappt drehte Francesca ihren Kopf in die andere Richtung.
"Okay, hört auf euch zu streiten! Wir sollten uns jetzt für Lia freuen und euch nicht in die Haare kriegen, wegen Jungs!", ging Leana dazwischen. 

Wir nickten stumm und jeder ging seinen eigenen Gedanken nach. Ich dachte natürlich wieder an Leonardo. Wollte er wirklich etwas von Lia?

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Hey, also ich wollte mich erst einmal bedanken, dass diese Geschichte schon 500 reads hat!♡ Das ist echt super und freut mich total! 

Ich hoffe ihr habt schöne Ferien und schönen Urlaub! :)

Update vom 22.03.2018: Ich wollte mich jetzt für die mehr als 40K bedanken! Das ist echt unfassbar und ich freue mich wirklich sehr darüber!