Kapitel 30

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Schwitzend betrat Morgan sein Zimmer und warf zu aller erst seine schwarze Jacke auf das Bett. Seine erste Trainingsstunde seit Mar‘ s Tod war besser verlaufen als gewohnt. Er hatte sich endlich ein Bild von Lauren machen können und man musste zugeben, dass der Junge nicht nur Ahnung von Sportmagazinen hatte. Dass Fußball leider zu keiner der Kampftechniken gehörte war zwar ein kleiner Motivationsdämpfer, doch auch in anderen und wohl moderneren Sportarten schlug er sich gut. Denn mal ehrlich, wer rannte heutzutage denn noch neunzig Minuten über einen Kunstrasenplatz um dann mit Glück ein, zwei Tore zu schießen. Seit der Weltmeisterschaft im Jahr 2030 in dem Deutschland den englischen Stolz und somit auch die Freundschaft mit einer Backpfeife satter zehn Tore zu Null ermordet hatte, weigerte England sich eine Mannschaft jemals wieder in einen Wettkampf in dem auch Deutschland spielte teilnehmen zu lassen. Nicht zuletzt auch weil sie von Deutschland‘ s Trainer Marco Reus immer noch eine Entschuldigung erwarteten, nachdem der diese nach dem Sieg als „billige Kopie der einstiegen Königsklassenerfinder“ betitelt hatte. Und obwohl diese Äußerung auf einer Siegesfeier und nicht mal von Marco persönlich, sondern von seinem Co-Trainer kam wollten die Engländer nicht mehr hören und seitdem war Fußball ein Tabuthema. Wirklich schade, denn solche Talente wie Lauren wären eine echte Bereicherung. Morgan schüttelte den Kopf. Wieso machte er sich über so etwas Unwesentliches Gedanken? Selbst wenn die Engländer noch spielen würden, Lauren würde niemals in den Kader kommen, denn er war ja nun hier. Weil du ein Feigling bist. Du versuchst Mar zu verdrängen. Feigling. Wütend ignorierte Morgan die kleine stichelnde Stimme in seinem Unterbewusstsein. Fließend zog er sich aus und betrat sein Badezimmer. Eiskaltes Wasser schoss auf ihn herab und er drehte es rasch wärmer. Obwohl, warum eigentlich? Die dunklen Gedanken an den wunderschönen Körper seiner Löwin verhöhnten ihn wieder und vielleicht hatten sie ja Angst vor Wasser. Vor Kälte. Vor Sterblichkeit. Und so erfror er beinahe unter dem erbarmungslosen Strahl. Doch es tat gut. Er spürte für wenige Sekunden Nadeln in seiner Haut und nicht in seinem Herzen. Als die Schmerzen unerträglich wurden ließ er nicht nach. Mar hatte auch nicht aufhören können als es weh tat. Wütend ertappte er eine verstohlene Träne, wie sie versuchte ihn zu wärmen. Resignierend schaltete er das Wasser ab und wickelte sich in ein Handtuch. Wieso konnte Mar nicht seine Kräfte als Trainer besitzen? Vielleicht würde sie dann noch leben. Er hätte sie ihr ohne wenn und aber überlassen. Gestorben wäre er für sie. Doch dafür war es nun zu spät. Eilig schaute er auf seine Uhr an der Wand. Das Mittagessen hatte bereits begonnen und wenn er sich beeilte, könnte er es noch rechtzeitig schaffen und mit den anderen essen. Nun gut, gegessen hatte er die letzten Tage nicht wirklich, aber er hatte die Wärme seiner Freunde gespürt. Und das spendete keinen Trost aber die Gewissheit nicht allein zu sein. Und das, das war es ihm allemal wert. Schließlich hatte er Hailey versprochen für sie da zu sein und der Rest wusste es auch so. Rasch trocknete er sich ab und zog sich eine schwarze frische Jogginghose und ein schwarzes Shirt mit dem Spruch „Fitness is for pussys“ an. Die schwarzen Vans erledigten ihr übriges. Er sah wirklich sehr enthusiastisch aus. Geschmeidig trat er zur Tür und öffnete sie. Schon da hörte er auf dem Flur zwei weibliche Stimmen und es durchfuhr ihn wie ein Blitz. Wieso hörte sich die eine Stimme an wie ihre. Gespannt lauschte er, doch die zwei schienen sich über etwas Belangloses zu unterhalten. Vorsichtig lugte er um die Ecke und sah Amelia und ein brünettes Mädchen. Wütend schlug er sich gegen die Stirn. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein zu glauben, sie wäre es. Eindeutig war diese junge Frau dort nicht sein Mädchen. Wahrscheinlich war sie nur eine neue Trainerin. Unbedeutend und unwichtig. Daher überspielte er seine innere Unruhe und schlenderte nach draußen. „Hey Morgan!“, lächelte Amelia ihn an und er musterte sie für den Bruchteil einer Sekunde. Eindeutig, dieses Mädchen war nicht von Bedeutung. Und somit winkte er nur zurück und machte sich auf den Weg zum Speisesaal, wo seine Freunde schon am Tisch saßen und auf sein Steak warteten.

Die SoldatinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt