XLIII. Der Geruch von Tod

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Owens Sicht:

Reißendes Glas hallte in meinem Kopf wieder. Das Schreien der Menschen jagte mir einen eiskalten Schauer über den Rücken, als ich langsam meine verklebten Lider öffnete. Ich hatte gehofft, es zu vergessen, den Tag hinter mir zu lassen, doch mit jeder Sekunde wurde es mir bewusster, dass er sich als ein Teil des Lebens in meinen Erinnerungen festgesetzt hatte. Immer wieder habe ich sie gehört. Wie sie sprachen, mal lauter, mal leiser, doch kein einziges Mal bekam ich mit, über was genau sie redeten. Sicherlich war es mein gesundheitlicher Zustand, vielleicht lagen noch andere Menschen neben mir. Ich hoffte, dass Claire in meiner Nähe war. Sie sollte die erste sein, die ich sehen wollte.

Als ich die Augen gänzlich öffnete, brannte sich das Licht einer hellen Glühbirne direkt in meine Netzhaut ein und ich schloss wieder die Lider. Leise stöhnend hob ich meinen Kopf und öffnete noch ein zweites Mal die Augen. Diesmal war das Licht nicht mehr ganz so aggressiv wie vorher, doch ich fühlte mich beobachtete, obwohl ich nach wenigen Sekunden erkannte, dass der Soldat am Waschbecken mir den Rücken zugedreht hatte. Ich ließ erschöpft den Kopf ins Kissen sinken und starrte an die Decke.

Es kam mir erst wie ein Traum vor, doch dann bemerkte ich, dass ich auf einer Krankenstation lag. Ob es unsere war, glaubte ich kaum. Ich hatte das Gefühl, dass sie gar nicht mehr existierte. In dem Wirrwarr aus Gedanken und Bildern wusste ich, dass wir gerettet wurden. Der Indominus schien gegangen zu sein, nachdem er seine Arbeit verrichtet hatte. Vielleicht war es der Hubschrauber, der danach auf dem Platz gelandet war und uns fand. Mit einem schmerzhaften Druck auf dem Magen schaute ich erneut zum Sanitäter, der sich noch immer mit irgendetwas beschäftigte und versuchte meinen Kopf zu drehen.

Mir fiel ein Stein vom Herzen, als ich ein weiteres Bett neben mir fand, in welchem Claire lag. Ich erkannte ihre blasse Haut und die bereits langen, rot-orangen Haare. Ihre Augen waren geschlossen, sie sah beinahe so aus, als wäre sie tot, doch die Bewegungen in ihrer Brust erinnerten mich daran, dass es auch noch einen ruhigen Schlaf gab.

„Mr. Grady?", fragte er Sanitäter plötzlich und ließ mich zu ihm schauen.

Ich blinzelte ihn nur müde an. Seine Stimme kam mir gedämpft vor, als wären meine Ohren in Watte gepackt worden.

Der Mann trug keine typische Kleidung, wie man sie auf einer Krankenstation erwarten würde. Es war eine einfache Uniform, für mich sah es so aus, als wäre er nicht einmal ein Sanitäter. Tatsächlich war er es auch nicht. Er erzählte mir, dass alle Funkgeräte, das Radar und Computer wieder funktionierten – zu mindestens die, die während des fragwürdigen EMP Angriffes nicht zerstört wurden. Nachdem er mir berichtete, dass Vieles auf den Schrottplatz gehöre, holte er ein Funkgerät heraus und gab die Nachricht durch, dass ich wach war. Ob ich jedoch aufnahmefähig war, darüber schien er nicht einmal nachzudenken. Ich hatte keine Lust auf viele Worte, was ich ihm mit einem eher desinteressierten Blick verdeutlichte. Er redete jedoch weiter.

„Jedenfalls hatten Sie und ihre Begleiter großes Glück", sprach er zögerlich und setzte sich auf einen Stuhl, der neben meinem Bett stand. Er entschuldigte sich, als dieser laut knarzte und mir einen Schrecken einjagte.

Ich blinzelte müde. „Wieso? Geht es um die Menschen, die in der Krankenstation waren?" Langsam setzte ich mich auf und mir kam es so vor, als wäre ich gerade aus meinem Koma erwacht. Bei diesen Gedanken spürte ich deutlich, wie sich die dicken Narben an meinem Rücken dehnten und das Kribbeln unter der Haut meiner verletzten Hand. Mir fiel auf, dass sie einen neuen Verband angelegt hatten.

Der Soldat nickte auf meine Frage hin. „J-Ja. Aber ich bin nicht befugt Ihnen das zu erklären. Sobald Dr. Andrews und Dalton da sind, werden Sie es Ihnen sagen, was ich meine." Als wäre alles geplant, klopfte es in dieser Sekunde an der Tür. Der Soldat schaute mich ermunternd an. „Da sind Sie auch schon. Ich werde jetzt wo anders hingehen, deshalb verabschiede ich mich."

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