XXVII. Bewusstlos

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Claires Sicht

Während der Fahrt hatte ich jegliches Zeitgefühl verloren. Jede eigentliche Minute fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit und der Gedanke, dass wir von dem Dinosaurier überfallen und getötet werden können, machte es nicht besser. Wenn ich nicht so in Aufruhe gewesen wäre, hätte ich vielleicht auch mitbekommen, dass ich immer dichter an Lowery rutschte, der mir anfangs besorgte Blicke zugeworfen hatte. Anstatt rot zu werden, legte sich mittlerweile ein schüchternes Lächeln über seine Lippen und ich begann mich noch unwohler zu fühlen. Der einzige Grund, warum ich noch nicht auf dem fahrenden Wagen gesprungen war, ist, dass ich keinen Blickkontakt zu General Allek hatte. Seine Visage wäre genau das gewesen, was ich jetzt nicht gebraucht hätte. Zu wissen, dass er sieht, wie ich vor Angst dichter an meinen ehemaligen Arbeitnehmer rutschte, hätte mich sicherlich um den Verstand gebracht. Genauso wie der Gedanke, was er mit diesem Wissen anstellen könnte. Niemand wusste, zu was er fähig war.
Ich hätte mir lieber Owen an meiner Seite gewünscht, denn ich wusste, dass er mich wenigstens schützen würde. Dann fiel mir jedoch auf, dass Allek ihn vielleicht mit Absicht nicht mitgenommen hat, damit wir nicht zu nahe waren. Wut stieg in mir auf. War es denn wirklich so offensichtlich, dass wir ein Paar waren? Ich schnaubte leise, sodass es niemand mitbekam, und schaute Lowery unauffällig an. Mir ging mehrmals durch den Kopf, dass er es Allek auch gesagt haben könnte, doch wir beide spielten in einem Team - oder mussten es zu mindestens.

Trotzdem fühlte es sich komisch an neben Lowery zu sitzen, denn er führte sich auf, als wäre er wieder ein ganz anderer Mensch. Ich hatte keine Ahnung mehr, welches sein wahres Gesicht war, doch ich wollte nicht überstürzen und ihm sofort glauben. Es würde Zeit brauchen, bis ich in ihn sehen konnte, doch diese benötigte Zeit hatten wir nicht mehr. Schließlich gab es ein Monster, um das es sich zu kümmern gab und Lowery war leider der einzige, der den genauen Überblick über die Kameras im Wald hatte. Er wusste genau, was wo passierte und konnte jedem genaustens sagen, welche Kamera, wo stand. Allek hatte schon mehrmals gesagt, dass mein ehemaliger Angestellter uns eine Heidenarbeit abnahm und wir dank ihm immer auf den neusten Stand waren. Wenn ich ehrlich sein sollte, hatte er schon recht. Ohne ihn wüssten wir nicht einmal was von den Dinosaurier oder hätten es erst erfahren, wenn unzählige im Wald draufgegangen wären. Auch wenn mir der Gedanke nicht gefiel, dass Lowery diesmal die wichtigste Person war, musste ich eingestehen, dass es niemand besser machen konnte als er.

Meine Gedanken schweiften ab zu Zach und sofort füllte sich mein Magen mit Kummer und Sorgen. Ich hoffte, dass Owen ihn wieder zur Vernunft bringen würde, doch ich kannte Zach und er war ziemlich hartnäckig. Leise verfluchte ich Allek Gesetzte, zu denen auch das Verbot von Handys und anderen mobilen Geräte zählte. Es könnten sonst zu viele Informationen an die Öffentlichkeit kommen, hatte er immer gesagt. Ich verstand, dass man so wenig wie möglich weitergeben wollte und auch die Nachricht über zwei weitere Dinosaurier, die noch gefährlicher sein könnten als der Indominus selbst, würde die Menschen in noch größere Angst versetzten. Doch lieber wäre es mir gewesen, wenn ich mit Owen in Kontakt stehen könnte.

Mein Kopf füllte sich mit Bildern des Indominusweibchens, während es eine Weltmetropole wie New York oder Manhatten angriff und dabei Gebäude zerstörte, tausende Menschen tötete. Allein bei den Gedanken, wie viele Menschen sterben würden, wenn sie den Timequare erreichen würde, ließ mich erschaudern. Noch nie habe ich über so etwas nachgedacht, doch auch dies hätte passieren können. Es war schließlich schon passiert, doch im Gegensatz zum T-Rex damals hätte es bei dem Indominus mehr Tote gegeben.

Ich schaute betrübt aus dem Fenster, dass - wenn ich mich nicht verhört hatte - aus doppeltem Fensterglas bestand. Alleine dies brachte diesen Wagen auf ein Gewicht von mehr als drei Tonnen. Trotzdem konnte ich mich kaum vorstellen, wie uns dieses Fahrzeug vor einem Dinosaurierangriff schützen könnte, egal ob es ein T-Rex wäre oder ein Indominus. Mein Kopf lehnte sich gegen die kühle Wand aus Blech und Schaumstoff und ich sah den Wald an uns vorbeiziehen, der wegen den getönten Scheiben noch dunkler und gruseliger aussah als sonst.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt