XXXVI. Alleine unter Feinden

255 18 14
                                    

Owens Sicht:

Nach einer langen Zeit im Dunkeln wurde es endlich hell. Das Zirpen und Knacken deutete auf eine alte Glühbirne hin, wie langsam wieder zum Leben erwachte und den kalten Raum mit gehässigem Licht flutete.

Ich kniff die Augen zusammen, spürte wie sich das Licht in meine Netzhaut brannte und dort schwarze Flecken hinterließ, die bunt wie Neonlichter tanzten, als ich daraufhin meine Augen wieder schloss. Um mich herum spürte ich die Kälte, die die grauen Betonwände ausstrahlten und ein Schauer fuhr mir über den Rücken, der mit einem leichten Brennen unter meiner Haut verebbte. Meine Schritte hallten auf den ebenfalls grauen Betonplatten und ich schaute mich langsam um.

Ich hatte keine Ahnung, was dies für ein Ort war, wo ich mich genau befand. Als einzigen Anhaltspunkt hatte ich ein kleines Fenster ein einer der Wände, doch wenn ich durch dieses sah, konnte ich nichts anderes als Bäume erkennen. Riesige Bäume, die sich weit in den Himmel erstreckten und jeden Naturfan ins Staunen bringen würden. Doch für mich bedeuteten sie Ungewissheit, ein Labyrinth aus Holz und Blätter.

Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, weshalb sie wahrscheinlich auch das Licht eingeschaltet hatten. Lieber hätten sie es auslassen können, sodass ich wenigstens versuchen konnte, irgendwie von diesem seltsamen Ort zu verschwinden. Seitdem ich hier war, drehten sich meine Gedanken um nichts Anderes mehr. Ich wollte abhauen, die schwere Tür aufbrechen, alle Soldaten niederschlagen und flüchten. Auch wenn dieses Gebäude - oder was es auch immer darstellen sollte - außerhalb des Lagers lag, würde ich einen Ausbruch wagen. Ich müsste nur lange genug laufen, bis ich das Lager erreichen würde und ich könnte zu Zach und Claire.

Ich habe sie nicht mehr gesehen, seitdem sie mit Allek und Lowery zum anderen Lager aufgebrochen war und sie hatten mich nicht zu ihr gelassen, als sie mich am dringendsten brauchten. Meine Gedanken waren blockiert von dem Bild ihres Gesichtes, ich konnte an nichts mehr denken. Mein einziger Wunsch war es, zu ihr zu können, sie zu beruhigen und wenigstens einmal zu küssen. Und es wäre mir egal, ob Allek direkt neben uns stände, ich würde sie trotzdem in meinen Armen halten und küssen. Jedoch bohrte sich auch die Frage in meinen Kopf, weshalb sie zusammengebrochen war. War dies schon passiert, bevor sie überhaupt das Lager erreicht hatte? Oder hatte ihr Zach von meiner Verbannung erzählt? Ich würde es erst erfahren, wenn ich einer der beiden wiedersehen würde und das könnte dauern. Wenn ich für erste ins Gefängnis flöge, dann müsste ich so lange warten, bis einer von ihnen mich besuchen kommt.

Wenn sie mich überhaupt besuchen kommen würden. Was die beiden nun von mir hielten? Ich war mir sicher, dass Zach weiterhin zu mir halten würde. Sein Gesichtsausdruck, als die Soldaten uns voneinander trennten, nachdem ich von dem groben Arzt versorgt wurde, sagte es mir. Er war mit Sicherheit einer der loyalsten Menschen, die ich je in meinem Leben begegnen durfte. Auch wenn es sich komisch anhörte, empfand ich für ihn so viel, als wenn er mein eigener Sohn wäre. Ich war selbst von mir überrascht, dass er mir so ans Herz wuchs.

In einem kurzen Moment der Stille klopfte es lautstark an der Tür, sodass ich erschrocken zusammenfuhr und die Zähne wegen meiner verletzten Hand zusammenbiss. Noch immer steckte meine Hand in einem dicken Verband, doch so langsam hatte ich das Gefühl, dass Zach recht hatte: Das schmerzhafte Pochen in meinem ganzen Arm sagte eine Entzündung voraus. Doch ich dachte kein bisschen daran, einer der Soldaten zu fragen, ob sie meine Wunden kontrollieren könnten. Da würde ich lieber die Schmerzen aushalten, die nach meiner Überwältigung heftig zugenommen hatten. Vielleicht lag es einfach auch daran, dass ich kein Schmerzmittel mehr bekam.

Mit einem lauten, fast unerträglichen Quietschen, das mir schon aufgefallen ist, als sie mich in diese dreckige Zelle geworfen hatten, öffnete sich die schwere, graue Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes und ein Soldat schlüpfte durch den kleinen Spalt. Es kam mir so vor, als sei ich ein Geistesgestörter, der hunderte Menschen umgebracht hatte, denn der junge Mann richtete nicht einmal sein Blick auf mich, sondern warf eine metallische Schale mit Essen und Trinken auf den Boden und verschwand wieder. Ich hatte nicht einmal Zeit gehabt irgendetwas zu sagen. Beim genaueren Nachdenken wusste ich nicht einmal, was ich hätte sagen sollen.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt