VII. Lowery

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Owens Sicht

Schließlich wurde es dann doch noch Abend. Die Sonne stand tief hinter den großen Bäumen am Rand des Lagers. Ich konnte nur am Eingang des Zeltes sehen, dass sich der Himmel purpurrot färbte.

Einen Plan, wie lange ich hier nun gefesselt auf diesem Stuhl saß, hatte ich nicht. Mein Hintern schmerzte von der harten Sitzfläche des alten Holzstuhles, meine Beine waren eingeschlafen und ebenso meine Hände, die durch die Handschellen abgeschnürt wurden. Mein Kopf brummte, da ich während meiner Zeit im Zelt keinen Tropfen Wasser getrunken hatte und im Moment noch immer Tropentemperaturen um mich herum herrschten.

Jedoch wusste ich nun, dass weder mit den Soldaten, noch mit dem General gut Kirschen essen war. Sicherlich hätten sie mich am liebsten sofort von der Insel abgeschoben, um mich aus dem Weg zu haben.

Meine Gedanken schwangen zu Claire, die wahrscheinlich dafür verantwortlich war, dass ich überhaupt hier noch sitze. Ich hatte mitbekommen, wie sie mit General Allek geredet hatte. Sie hatten ihn schon fast angefleht, mich wieder laufen zu lassen und dieser Dreckskerl hatte nur gelacht und gesagt, dass sie lächerlich klinge. Er konnte froh sein, dass ich zu diesem Zeitpunkt wieder auf dem Stuhl saß, sonst hätte ich ihm eine reingehauen. Vielleicht wäre dann alles schlimmer geworden, doch das hätte ich in Kauf genommen. Es war unmöglich, dass er eine Frau so behandelte, gerade, wenn sie fast so hoch stand wie er. Ihr gehörte der Park, sie durfte jedem Befehle erteilen, außer dem General. Er war der einzige, der ihr etwas befehlen konnte.

Wütend biss ich mir auf meine Wangeninnenseiten und schaute hoch, zu einem der Soldaten, die den Eingang des Zeltes bewachten. Ich musste hier weg, noch bevor die Nacht zuende gehen würde. Irgendwie bezweifelte ich auch, dass alle Soldaten sich betrinken würden, sodass ich einfach abhauen konnte. Sie würden mindestens zwei Schichtwechsel machen während der Nacht und die neuen Soldaten wären sicherlich nicht betrunken genug, als dass ich sie verprügeln könnte. Fragwürdig genug ist jedoch auch die Frage, wie ich es schaffen sollte, mit auf den Rücken gefesselten Händen überhaupt gegen zwei Soldaten anzukommen, egal ob nüchtern oder betrunken.

Irgendwas in mir sagte mir, dass eine Flucht sich viel schwieriger gestalten würde, als gedacht. Jedoch wollte ich die Hoffnung noch nicht aufgeben und ich redete mir mehr oder weniger ein, dass es alles gut werden würde. Wenn nicht säße ich ab morgen auf dem Festland im Gefängnis und müsste auf meine Freilassung warten. Da ich mehrere Soldaten teils ziemlich heftig verletzt hatte, könnte ich dadurch lange warten.

In meinen Gedanken hatte ich gar nicht mitbekommen, dass ich Besuch bekam. Erst als ich einen Schatten an der Zeltwand wahrnahm, erkannte ich, wer das war.

"Hey Lowery", sagte ich trocken, als wenn nichts wäre. Als ich den Blick des dunkelhaarigen Brillenträger sah, musste ich grinsen.

"Du legst dich auch mit jedem an, oder?", fragte er verwundert und hielt mir etwas zu trinken von die Nase. "Ich soll dir das bringen."

"Danke", sagte ich und rutschte ein Stück nach vorne, wobei meine Beine und mein Hintern unangenehm kribbelten. Ich öffnete den Mund, um Lowery zu zeigen, dass er mir das Wasser in den Hals schütten soll und er schaute leicht verstört.

Dann schüttelte er den Kopf und lächelte mich an. "Sorry, ich bin noch nicht dran gewöhnt jemandem beim Trinken zu helfen", murmelte er leicht verlegen. "Hauptsache ich muss dich nicht füttern und dir den Hintern nicht abwischen."

Ich verdrehte die Augen. "Glaub mir, das wird schon nicht passieren", meinte ich nur und trank aus dem Becher. Dabei lief jedoch mehr als die Hälfte daneben und durchnässte mein Shirt. Ich bemerkte wie Lowery den nassen Fleck in meinem Oberteil begutachtete und ich sagte noch schnell: "Kühlt gut ab."

Er nickte. "Die Hitze hier drin ist auch kaum auszuhalten. Ich frag mich, warum du nicht schon geschmolzen bist", sagte er leise.

"Glaub mir, ich schwitze mehr als du denkst", murmelte ich und pustete mir selbst gegen die nasse Stirn. "Und das auch noch an Stellen, die du nicht wissen willst."

"N-Nein das... das will ich wirklich nicht wissen!", brummte er und hielt sich die Ohren zu. Jedoch ließ er nach kurzer Zeit den Kopf hängen und schaute mich an. "Danke für dieses wunderschöne Kopfkino."

"Das findest du, ist ein wunderschönes Kopfkino?", fragte ich ihn spielerisch angeekelt und musste mir bei seinem Gesicht das Lachen verkneifen.

"Owen, bitte! Ich bin grad nicht so in Stimmung", murmelte er leise und gab ein leises Seufzen von sich.

"Wieso? Was ist denn passiert?", fragte ich ihn und bekam das Gefühl, dass es etwas großes war. Auch wenn ich ihn erst seit kurzem erst richtig kannte, hatten wir schon des öfteren über unsere Probleme geredet. Er wusste, dass Claire und ich heimlich zusammen waren und ich wusste, dass er manche Sitzungen des Militär sabotierte.

"Die Soldaten haben mein Jurassic Park T-Shirt und meine Dinosaurierfiguren gestohlen. Es war das letzte, was mich an meinen Arbeitsplatz erinnert hat", schnatterte er los und schaute mich traurig an.

"Oh Lowery", meinte ich und musste grinsen. "Vielleicht ist das mit dem T-Shirt schade, aber die Dinosaurier... bist du nicht etwas zu alt dafür?"

Lowrey schnaubte nur. "Nein bin ich nicht!", fauchte er leise, doch ich konnte sehen, dass er sich das Lachen verkniff.

Im Augenwinkel konnte ich plötzlich erkennen, dass einer der Soldaten, die den Eingang des Zeltes bewachten, einen Blick nach Innen warf. Seine Augen waren zu Schlitzen zusammen gekniffen und ich warf Lowery einen warnenden Blick zu. Dessen Gesichtsausdruck wurde sofort ernst und ich musste mir augenblicklich etwas einfallen lassen.

"Was machst du gerade gesagt?!", fuhr ich ihn leise an und kniff die Augen wütend zusammen.

Lowery sah mich erst erschrocken an, doch dann schien er zu verstehen, was ich vor hatte und schaute ebenfalls böse. "Du hast mich schon verstanden, Grady!", zischte er mit langsam lauter werdender Stimme zurück.

Ein Kribbeln breitete sich in mir aus und ließ meine Nackenhaare aufstellen. Ich hoffte nur, dass wir uns nicht zu sehr in den Streit hinein steigerten, da wir sonst sicherlich getrennt werden würden. "Glaub mir, wenn ich hier erst einmal los bin, dann bring ich dich eigenhändig um!", knurrte ich ihn bedrohlich an und rüttelte an den Handschellen, die sich tief in die Haut schnitten. Auch wenn ich Schmerzen hatte, musste zugeben, dass mir der Streit gefiel.

"Dann werde ich wohl lange auf meinen Tod warten müssen", meinte Lowery mit einem belustigten Unterton. Auf einmal fragte ich mich, ob dieser Typ Schauspielunterricht genommen hatte. Er war einfach genial.

"Sei dir da mal nicht so sicher!", fauchte ich ihn an und schaute unauffällig zu dem Soldaten herüber, der zum Glück verschwunden war. Ich seufzte leise auf und sah, wie mein Gegenüber sich verspannte.

"Der eigentliche Grund, warum ich hier bin, ist, dass ich ein Plan habe, wie ich dir helfen kann", flüsterte er mir zu und schob noch eine laute Beleidigung hinterher, sodass die Soldaten noch dachten, wir würden uns streiten.

"Und der wäre?", fragte ich neugierig und sagte danach wieder, dass ich ihn umbringen wolle. Irgendwie kam ich mir dann lächerlich vor.

Jedoch verschwand dieses Gefühl, als Lowery mir seinen Plan erzählte und zwischendurch immer wieder lautes Fauchen zwischen uns fiel. In diesem Sekunden merkte ich, dass er verrückt war. Sein Plan war logisch, doch er war lebensgefährlich und das nicht nur für mich, sondern auch für jede andere Person im Lager, inklusive Claire. Jeder von uns könnte dabei draufgehen, aber dies musste nach Lowery zu urteilen, nicht unbedingt sein.

Es war jedoch ein besserer Plan, als die Soldaten abzufüllen oder zu warten, bis sie sich alle ins Koma saufen würden. Es könnte gut für mich enden. Wenn es wirklich so klappen würde, könnte ich wieder frei kommen.

Ich könnte einen Vertrag mit General Allek machen, dass sie meine Blue nicht verletzen und Claire, meine Raptordame und ich würden von der Insel verschwinden. Wo Blue hin sollte, wusste ich zwar nicht, jedoch würde dann ein Traum für mich in Erfüllung gehen.

Ein Leben in Frieden mit einer wundervollen Frau und einem verfressenem Raptor.

Devil | After Jurassic WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt