Kapitel 2 - Jason

1.1K 57 1
                                    

Hicks Vater blieb mit einem Seitenblick auf den Jungen neben sich stehen. Er war ungefähr genauso groß wie Hicks und auch er schien so um die 18, 19 Jahre alt zu sein. Seine Haare waren blond und er hatte blau-grüne Augen, eine gerade Nase und ein Lächeln auf dem Gesicht. Wenn Hicks es nicht besser wüsste, würde er sagen, er könnte auch ein Hicks sein, denn die beiden Wikinger hatten ungefähr den gleichen Körperbau. Im Allgemeinen machte der Fremde einen sympathischen Eindruck. Er wirkte interessant und sah zudem recht aufgeweckt aus.
Johann kam auf Hicks zugeeilt und ergriff seine rechte Hand und fing sie an zu schütteln. ,,Meister Hicks wie immer eine Freude sie zu sehen, eine große Freude." Hicks lächelte. Johann war schon immer ein guter Freund von ihm gewesen und ein wichtiger Handelspartner Berks.
,,Johann wie oft soll ich dir denn noch sagen, nicht Meister Hicks oder der Drachenzähmer, sondern einfach Hicks."
,,Ja Meister...äh ich meine Hicks."
Jetzt lächelte der Anführer der Drachenreiter. Manche Dinge scheinen sich wohl doch nie zu ändern.
,,Du bist der Drachenbezwinger?'' Hicks drehte sich zu der Stimme um. Es war der Junge, der immer noch neben Haudrauf stand. Er hatte eine melodische Stimme, die regelrecht positive Energie ausstrahlte.
,,Ich habe Geschichten über dich gehört, weißt du? Sogar bis zu den nördlichsten Inseln unseres Archipels bist du bekannt, als der Bezwinger aller Drachen. Doch du sollst noch nie einen getötet haben. Man erzählte mir, du würdest einen Nachtschatten reiten. Allerdings meinte dieser Wikinger  auch, du wärst ein zehn Zentner Mann, also kann das wohl nicht ganz gestimmt haben." Der Fremde unterbrach seinen beinahe schon etwas ehrfürchtigen Redefluss. Es überraschte Hicks, dass er nicht einen Hauch von Spott in der Stimme des Fremden mitschwingen hörte. Das kam nämlich öfter vor, da sich viele unter dem 'Großen Drachenbezwinger' jemanden Eindrucksvolleren vorstellten.
Eben alles - nur keinen Hicks. So eine Reaktion hatte dieser wirklich sehr selten und auch gerade jetzt sicher nicht erwartet. Hicks konnte nicht anders, er musste lachen.
,,Wie heißt du?",fragte der Drachenreiter den jungen Mann.
,,Jason Jefferson", antwortete dieser.
,,Also erstens schön dich kennenzulernen Jason und zweitens zu diesem Wikinger, der dir von mir erzählt hat: das erste stimmt was er sagte, das zweite nicht, wie du siehst.",meinte Hicks mit einen Blick an sich herunter.
,,Und du hast wirklich einen Nachtschatten?"
,,Ja.",antwortete Hicks, drehte sich um und rief: ,,Ohnezahn!"
Sofort kam sein Drache angelaufen. ,,Hey Kumpel darf ich vorstellen, das ist Jason."
,,Wow ein echter Nachtschatten! Nicht zu glauben", meinte dieser komplett fassungslos.
Zu den vier Männern auf dem Steg gesellten sich nun auch Astrid, Rotzbakke, Fischbein und die Zwillinge, die nun auch endlich nicht mehr stritten.
,,Leute, das ist Jason",stellte Hicks den blonden Jungen kurz vor.
,,Jason, das sind meine Freunde und die Drachenreiter von Berk." Nachdem jeder einmal kurz vorgestellt wurde und Jason die Hand geschüttelt hatte, wandte Hicks sich wieder ihm zu.
,,Nun aber zurück zu dir",meinte der einbeinige Wikinger. ,,Woher kommst du, wohin gehst du und wie bist du auf Johanns Schiff gelandet? Er bringt sonst nie Fremde mit"
,,Er wurde angespült Meister Hicks",ergriff Johann eifrig das Wort.
,,Was?", fragten Haudrauf und sein Sohn gleichzeitig.
,,Nun ja, ich war fischen zusammen mit meinen zwei Brüdern und meinem Onkel. Plötzlich wurden wir von zwei Schiffen eingekreist, die uns unter Beschuss nahmen. Einfach so. Wir hatten ihnen nichts getan. Mein Onkel ertrank, er konnte sehr schlecht schwimmen. Mein ältester Bruder wurde von den Männern, die uns angriffen auf das eine Schiff gezogen. Sie hatten Käfige an Deck. Ich sah wie sie meinen Bruder in einen reinschubsten. Sie nahmen alles was wir an Deck hatten mit. Mich ließen sie einfach im Wasser, weil mich die Strömung schon von ihnen weggetragen hatte. Was aus meinem anderen Bruder geworden ist weiß ich nicht."
,,Viggo's Drachenjäger", murmelte Hicks voller Abscheu.
,,Wer?"
,,Er und sein Bruder wollen mich am liebsten für immer beseitigen und die Drachenreiter, sowie ganz Berk am besten gleich mit. Aber das ist eine lange Geschichte, welche auch später erzählt werden kann. Fahr fort."
,,Nun",griff Jason seine Geschichte wieder auf. ,,Ich klammerte mich an das, was von unserem Boot übrig blieb und trieb mehrere Tage über die See. Zum Glück hatte ich eine Wasserflasche an meinem Gürtel befestigt, sonst wäre ich wohl draufgegangen." Er hob den Kopf und schaute Hicks an. ,,Nach drei endlosen Tagen wurde ich von Johann aus dem Wasser gefischt.''
,,Er war mehr tot als lebendig", fuhr Johann eifrig fort. ,,Ich pflegte ihn wieder gesund und bot ihn an, als mein neuer Gehilfe mich zu begleiten. Jedoch nur, bis wir seine Heimat wiedergefunden haben. Das ist jetzt jedoch knapp zwei Monate her..." ,,Und ich bin zufrieden so wie es jetzt ist", warf Jason ein. ,,Endlich kann ich die Welt sehen. Mein Vater wollte nie, dass ich die Insel verlasse,  um die Welt zu entdecken. Am liebsten wäre es ihm gewesen wenn ich ein anständiges Mädchen heirate, eine Familie gründe und seine Schmiede übernehme." ,,Nun Jason", sagte jetzt Haudrauf, ,,Du bist bei uns herzlich willkommen. Wenn du bleiben willst, mein Sohn zeigt dir sicher gerne die Insel."
Dieser nickte zustimmend.
,,Oh ja gerne", antwortete Jason.
,,Berk ist wunderschön, gerade an einem so sonnigen Tag wie heute",erklärte Hicks und schwang sich in Ohnezahns Sattel. Er streckte Jason auffordernd seine Hand hin um ihn zu signalisieren, dass er ebenfalls aufsteigen sollte, doch dieser zögerte sichtlich.
,,Keine Sorge", meinte Astrid.
,,Ohnezahn ist absolut zahm. Er würde dir nie etwas tun und sobald du die Welt einmal von oben gesehen hast, willst du nie wieder herunter. Und Hicks ist der beste Drachenreiter der Welt." Das schien Jason etwas zu besänftigen und er kletterte etwas umständlich hinter Hicks auf Ohnezahns Rücken. Kaum saß er, da schoss der Nachtschatten auch schon Richtung Himmel, die anderen Reiter, Johann und Haudrauf in einer Staubwolke zurücklassend.

Don't let me aloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt