F I F T E E N

Mulai dari awal
                                    

Ohne Hobbs fehlt mir der Antrieb, auch wenn ich mir immer sicher war, ihn nicht zu brauchen, zumindest nicht für Angelegenheiten, die sich nicht mit Rauschmittelbesorgung befassen. Jetzt wird mir klar, Hobbs stellte die Antwort auf mehr Fragen dar, als auschließlich auf die, wo ich meine nächste Ladung süßes Vergessen herbekomme.

Hobbs ist wirklich mein Freund gewesen, ohne mir bewusst darüber gewesen zu sein, hat er sich in mein Herz geschlichen. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich ihn auf diese Art sehen könnte, aber es ist die unbeschönigte Wahrheit.

Dass er uns und unsere Freundschaft hintergangen hat, oder zumindest die Art von Beziehung, die sie für mich war, versetzt mir wieder einen Stich ins Herz. In der selben zerstörerischen Intensität wie gestern Abend, wo ich mir nicht anders zu helfen wusste, als eine Überdosis Koks in meinen Organismus zu jagen, um den Schmerz zu betäuben.

Diese Option besitze ich augenblicklich nicht. Ich muss nüchtern bleiben, kann mir nicht zur Beruhigung einen Joint genehmigen. Wie sehr ich auch will, wie dringend ich diese Form der Entspannung auch brauche, ich darf nicht. Auch wenn ich mich frage, wieso nicht, denn würde es meinen Vater überhaupt stören? Und selbst wenn, was würde er dagegen unternehmen, mich etwa unwahrscheinlicher Weise ins Krankenhaus zerren und das Zeug aus mir rauspumpen lassen?

Wahrscheinlicher ist, dass er mich einweisen lässt, mich in eine Entzugsklinik einliefern lässt und die Hintergründe, die ihn zu diesem Schritt bewegt haben, wie immer, verschleiert. Er würde sich eine passende Geschichte aus den Fingern schneiden, würde genau wissen, was er tun müsste, um seinen Ruf nicht in Gefahr zu bringen, den Erfolg seiner Karriere nicht einem Risiko auszusetzen. Die Börsenkurse würden nie einen Umschwung, geschweigedenn einen Abfall erleben, wenn mein Vater, Richard Adkins seine Finger im Spiel hat. Wenn er die Kontrolle innehat, würde niemand bemerken, dass irgendetwas anders ist. Niemand würde vermutlich sogar überhaupt registrieren, dass ich plötzlich wie vom Erdboden verschwunden wäre, wenn es das ist, was mein Vater beabsichtigt.

Als hätte ich böse Geister heraufbeschworen, sehe ich schon den Wagen meiner Eltern, eine schwarze Limousine heranfahren, die zu dem ehrfürchtigen, autoritären Eindruck passt, den mein Vater ausstrahlt.  Sobald der Wagen neben mir auf dem Parkplatz des Wohnheims hält, frage ich mich, wieso ich mir das gefallen lasse. Ich frage mich, wieso ich mein Leben von diesem Menschen so stark beeinflussen lasse.

Mein Vater hat es nie für nötig gehalten, mir zu zeigen, dass er mich liebt, wieso sollte ich es darum für nötig halten, vor ihm einen Kniefall zu machen, jedes Mal, wenn er sich die Ehre gibt, sich vor Ort notgedrungen nach dem Befinden seiner Tochter zu erkundigen.

Ich würde mich fragen, ob er überhaupt mitbekommen würde, wenn ich plötzlich verschwinde, wenn ich meine wenigen Habseligkeiten zusammenpacken und nie wieder zurückkehren würde, vorausgesetzt ich würsste nicht, wie kontrollbesessen er ist. In dem Fall würde ich der Versuchung ohne zu zögern nachgeben.

"Stella", sagt mein Vater, als er auf der Beifahrerseite aussteigt. Er lässt sich nicht chauffieren, er fährt selbst. Diese absolute Kontrollbesessenheit muss ich von ihm geerbt haben.

Meine Mutter steigt nach ihm aus, natürlich, sie hat ihm stets den Vortritt zu lassen, und sie beugt sich ohne Widerrede seinem Willen.

"Schätzchen", grüßt auch sie mich und kommt auf mich zu. Mein Vater und sie bleiben vor mir stehen, lassen sich aber selbstredend nicht dazu herab, mich zu umarmen, oder mir auf sonstige Weise ihre Wertschätzung zu zeigen. Ich bin ihre Tochter, auf dem Papier, aber in der Realität bin ich im Grunde genommen eine Vollweise. Materiell hat es mir nie an etwas gefehlt, immateriell blieb ich immer auf der Strecke.

Als Kind habe ich noch Hoffnung gehabt, ich hatte meine Nanny, die mir die Zuneigung geschenkt hat, die ich von meinen Eltern nicht erwarten konnte. Doch den einzigen Menschen, der mir jemals das Gefühl gegeben hat, aufrichtig geliebt zu werden, hat mir mein Vater genommen.

Blackshattered ▪ H.S. #everlight2k20Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang