Kapitel 18

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Alarmiert springt Athenodora auf.
"Komm!", sagt sie nur und zieht mich mit sich.
Ich muss rennen, um mit ihr Schritt zu halten, dennoch erkenne ich, wo sie hin will.
Nur eine halbe Minute später stehen wir, wie am Tag zuvor, vor der großen Tür, die in den runden Saal führt. Diesmal klopft Athenodora nicht an, sie reißt die Tür einfach auf, sodass Caius erschroken von seinem Stuhl aufspringt.
"Was ist los?", fragt er alarmiert.
Athenodora antwortet in der fremden Sprache, ich bin mir inzwischen sicher, dass es italienisch ist, daher verstehe ich nicht, was sie ihm erzählt.

Dr. Cullen offenbar schon. Ich habe ihn gar nicht bemerkt, bis er sich auf einmal auch in das Gespräch einmischt.
"Wir müssen die Blutprobe abwarten.",meint er.

"Wieso? Was erwartet ihr denn, was dabei herauskommt?", platze ich los, doch ich kann meine Nervosität dabei nicht überspielen.

"Wir werden sehen.", sagt Dr. Cullen.

Athenodora sieht sichtlich beruhigt aus wendet sich mir zu:"Komm, wir gehen zurück in dein Zimmer."

Ich folge ihr aus dem Raum, aber in mein Zimmer will ich nicht.

"Kannst du mir nicht mal das ganze Haus hier zeigen?", frage ich,"du hast doch sowieso gesagt, dass ich wahrscheinlich länger hierbleiben muss."

Athenodora überlegt, schließlich gibt sie sich geschlagen und nickt.

Schon während den ersten Minuten wird mir klar, dass der Begriff 'Haus' nicht ganz passend ist. Das Ausmaß der Gänge und die Dunkelheit erinnern eher an eine alte Festung oder eine Burg, und ohne Athenodora hätte ich mich garantiert verlaufen.

Als erstes führt sie mich in die Küche, in der ich ein paar Tage zuvor schon einmal gegessen habe. Zu meiner Überraschung steht Jane am Herd und kocht etwas. Zumindest versucht sie es, denn es riecht angebrannt und am Boden ihres Topfes liegt ein schwarzer Klumpen, der entfernt an Spaghetti erinnert.

"Ich wollte Nudeln kochen!", erklärt Jane unglücklich und lässt sich auf einen Stuhl sinken.

"Tja, Schwesterlein, kochen will gelernt sein!", tönt eine fremde Stimme aus dem Gang. Bevor ich mich umdrehen kann, um den Neuankömmling anzuschauen, springt Jane wütend auf und geht auf ihn los. Sie jagt ihn den Gang entlang, durch den wir gekommen sind.

Erschrocken blicke ich Athenodora an, aber diese zuckt nur gleichgültig mit den Schulter.
"Keine Sorge, das kommt öfters mal vor. Sie sind eben Geschwister.", sagt sie.

Wir treten wieder auf den Gang heraus, aber von den beiden ist nichts mehr zu sehen.

In der nächsten Stunde laufen wir kreuz und quer durch das alte Gebäude, in dem sich aber lustigerweise die schönsten und luxuriösesten Räume befinden, die ich je gesehen habe. Ohne jede Frage könnte man die Bäder für die modernsten Hochglanzmagazinen ablichten.

"So, das war jetzt fast alles.",meint Athenodora schließlich.

"Fast?",frage ich.

"Das Beste kommt zum Schluss!", lacht sie und wir laufen eine lange Treppe hinab. Unten angekommen stehen wir - mal wieder - vor einer Tür. Sie schwingt von alleine auf, als wir uns nähern und aus dem Inneren höre ich lautes Lachen und Geschrei.

Zögernd mache ich ein paar Schritte vorwärts und bleibe dann mit offenem Mund stehen. Es ist ein gigantischer Raum, der in eine Turnhalle umgewandelt ist. Die Decke ist noch mit altertümlichen Gemälden bedeckt, während der Boden ein typischer Turnhallenboden ist. Fenster gibt es keine, die Wände sind aus kahlem Stein, daher ist es relativ kalt. Am anderen Ende der Halle sehe ich mehrere Leute ein Ballspiel spielen, es sieht aus wie Basketball, mit dem Unterschied, dass die Körbe weit höher hängen als normalerweise.

"Hör zu, Lilith.", sagt Athenodora leise, "du hast bestimmt schon gemerkt, dass wir keine normalen Menschen sind. Also.....sei bitte nicht so schockiert darüber..."

"Worüber sollte ich denn...?", fange ich an, aber da fällt mein Blick auf die Basketballspieler. Einer von ihnen nimmt Anlauf und springt dann in die Höhe....so hoch, wie es ein Mensch nie könnte.

Mir sind zwar schon vorher ein paar Dinge aufgefallen - die roten Augen, die ungeheure Schnelligkeit - , aber jetzt bin ich sprachlos.

"Was seid ihr?",hauche ich Athenodora kraftlos an.

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