Kapitel 37

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~Die Gedanken in meinem Kopf drehen sich. Ich weiß bald nicht mehr, wem ich überhaupt noch trauen kann. Diese Welt kommt mir so ungerecht vor. So unglaublich gemein ubd hinterhältig. Doch das schlimmste ist, dass man rein gar nichts dagegen machen kann. Man ist ein Teil dieses Systems, unfähig sich zu bewegen oder etwas zu sagen. Egal, ob groß, oder klein, ob reich, oder arm... Ob eingesperrt oder frei. ~

Jan PoV
Wir haben schon längst den Weg verlassen und laufen über den verschneiten Waldboden. Andre scheint das Ziel zu kennen. Ich halte einfach seine Hand und gehe mit ihm mit. Ich vertraue ihm voll und ganz, außerdem darf ich ihn jetzt nicht alleine lassen. Ich weiß nicht wie lange wir laufen. Mir kommt alles so unglaublich falsch vor. Dieser ganze Tag ist wie ein Film in meinem Kopf abgelaufen. Das Tagebuch, meine Erkenntnis, Niila, die ich überreden musste, dass sie für mich lügt, die Frau am Tresen, die mich nicht durchlassen wollte, Andre wie er mich hinter sich her zum Auto zieht.... Er und ich, wie wir einfach durch den Wald laufen. Wir kommen an einem kleinen Waldsee an, der mit einer hauchdünnen Schicht Eis überzogen ist. Würde man darauf gehen, würde man einbrechen. Dieser Winter ist nicht kalt genug um das Wasser noch dicker gefrieren zu lassen. Andre lässt meine Hand los, die darauf ein eisiges Gefühl umschlingt. Er stellt sich einfach neben mich und schaut auf den kleinen See hinaus. ,,Weißt du, viele Dinge sind nicht so, wie sie anfangs scheinen." Ich verstehe die Logik in seinen Worten nicht, doch heute habe ich schon vieles nicht verstanden. ,,Die Zeit." Fängt er an und ich höre ihm zu ohne auch nur ein Wort zu sprechen. ,,Bevor sie uns eingesperrt haben... Ganz davor... Das war schön." Ich nicke Und vergrabe meine Hände in meiner Jackentasche. ,,Jan ich weiß du hasst es, Menschen etwas schuldig zu sein, doch ich hasse es ebenso." Ich schaue auf. Es ist komisch, jedes Thema einfach nur kurz anzusprechen, als wären es irgendwelche Puzzelteile. ,,Wie meinst du das?" Flüstere ich schon fast. Er zuckt mit den Schultern. ,,Du bist mir nichts schuldig, ich habe nur meine Schuld bei dir beglichen." Ich verstehe gar nichts mehr und mein Blick macht meine Verwirrtheit deutlich. ,,Andre was... Wie konntest du mir etwas schuldig sein, du kanntest mich doch gar nicht." Sagte ich leise, sodass man es fast nicht mehr hören konnte. Er dreht sich zu mir und ich schaue in dieses wunderschöne grün, dass jetzt jedoch einfach nur Traurigkeit ausstrahlt. ,,Ich habe schon einmal erwähnt, dass du mir nie wirklich fremd vorkamst." Ich schlucke. ,,Was passiert jetzt?" Frage ich mit zittriger Stimme, auch wenn ich es genau weiß. Er presst die Lippen aufeinander, schaut auf den Boden und seufzt. ,,Ich denke du weißt wie es jetzt weitergeht." Ich schüttle den Kopf und merke wie meine Augen feucht werden. ,,Nein... NEIN... Das...das ist wahnisinn Andre, die werden dich nicht so schnell finden, die...-" ,,Er legt eine Hand auf meine Wange und ich verstumme. ,,Sie haben mich schon gefunden." Murmelt er. Dann stielt sich ein trauriges Lächeln auf sein Gesicht. ,,Sie sind bloß so gnädig und geben mir Zeit von meinen Liebsten Abschied zu nehmen. Und das bist du." Seine Stimme ist leise und Ruhig. Wie kann er da bloß Ruhig bleiben. Ich will etwas sagen doch es gelingt mir nur schwer, denn der fette Klos in meinem Hals hindert mich daran. Alles ist kalt. ,,Andre werden sie hierher kommen?" Er seufzt erneuert und schüttelt den Kopf. ,,Ich nehme an, sie stehen schon vorne an der Straße und warten. Sie wissen, dass ich hier bin." Er deutet schmunzelnt auf seinen Arm, an der Stelle, wo sich unter seinem Mantel seine Nummer befindet. Es läuft mir Eiskalt über den Rücken, denn immer mehr sickert die Erkenntnis zu mir durch, dass ich Andre verlieren werde. Und dass es keine Möglichkeit gibt, ihn da rauszuholen. Ich merke wie mir schon längst die Tränen aus den Augen fliesen. ,,Das ist so ungerecht." Presse ich hervor. Er streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. ,,Ich habe grausames getan und mich gegen ihr System gestellt. Sie müssen mich bestrafen." ,,Aber doch nicht damit dass sie dir das Leben nehmen!!" Schluchze ich laut auf. Er zieht mich langsam zu sich in die Arme und streichelt behutsam über meinen Hinterkopf. Diese Wärme, die er Ausstrahlt, tut so unglaublich gut. Seine starken Arme, die mich halten, geben mir Sicherheit. Jeder andere würde sich jetzt Fragen, warum ich Andre nicht tröste, er hat jetzt etwas Grausames vor sich. Doch es ist gut so, wie er das macht. Denn ich habe noch etwas viel Grausameres vor mir. Ich muss mit seinem Tod leben. Und diesen Gedanken zu haben, während er mich gerade fest umschlossen hält, ist wohl das schlimmste, was es gibt. Er löst sich langsam von mir, doch ich klammere mich an ihm fest. ,,Nein." Schluchze ich immer wieder. ,,Ssschh Jan, ist ja gut, ich möchte dir nur etwas geben." Sagt er mit seiner warmen Stimme. Ich löse nun doch langsam meine Hände aus seinem Mantel und schaue ihn an. Er greift in seine Jackentasche und holt das kleine blaue Büchlein hervor, dass er aus Stadthagen mitgenommen hat. Das Tagebuch. Er hält es mir hin. ,, Das klärt einiges." Murmelt er. Ich nicke nur, dan nimmt er mein Gesicht in beide Hände. ,,Ich muss jetzt gehen." Haucht er auf meine Lippen, die Augenblicklich zu zittern anfangen. Hatte ich mir nicht vorgenommen, ihn nicht herzugeben. Und jetzt stehe ich da wie gelämt. Er beugt sich ganz langsam vor und verschließt unsere Lippen zu einem Kuss, der nicht schmerzvoller hätte sein können. Seine Lippen sind so weich wie eh und je und doch mischt sich der Salzgeschmack meiner Tränen dazu. Ich will mich nie wieder von ihm lösen. Nie wieder. Doch dann beendet er den Kuss. Ich schaue ihm tief in die Augen und umarme ihn noch einmal. ,,Ich kann dich nicht gehen lassen Andre." Flüstere ich unter einem neuen Tränenschwall. ,,Ich bleibe immer bei dir, versprochen." Murmelt er ganz leise. ,,Ich liebe dich." Meine Stimme versagt fast, doch es ist das einzige was ich ihm sagen will. Er streicht mir noch einmal über den Hinterkopf. ,,Ich liebe dich auch." Und ich kann hören wie seine Stimme abbricht. Er versucht stark zu sein. Für mich. Dann löst er sich von mir und grün trifft auf blau...Ein letztes mal. ,,Pass gut auf dich auf Jan." Höre ich seine Stimme noch sagen, als er sich schließlich umdreht und in die Richtung zurückstapft, aus der wir gekommen sind...
Mit ihm geht die Wärme, alles wird kalt. Ich will ihm nachrennen, ihn zurückzerren, ihn anschreien, dass er Verrückt ist, mit ihm weglaufen, eine zweite Chance suchen. Doch mein Körper ist eingefroren. Genauso wie der See und die Bäume um mich herum. Ich sehe, wie auch das letzte bisschen von Andres schwarzem Mantel im Wald verschwindet. Nach kurzer Zeit höre ich einen Schuss und zucke zussammen. Ich sinke auf die Knie und sacke schließlich komplett zusammen auf den Boden. Meine Tränen tropfen stumm in den Schnee und Bilden somit kleine Löcher. Andre ist tot. Das weiß ich. Ich halte das kleine Buch fest in der Hand, als wäre es das einzige, was mich irgendwann einmal noch glücklich machen könnte... Er kommt nie mehr wieder. Dieser Gedanke frisst sich von meinem Kopf durch meine ganzen Körper, bis mir plötzlich schwarz vor Augen wird. Ich weiß nicht ob es einfach dieser Stress ist, oder die Kälte,... 'Andre bleib bei mir' das ist mein letzter Gedanke, bevor ich komplett weg bin...



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Okey ich weiß, ist jetzt seeehr depri, liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich das Kapitel um 4 Uhr Nachts geschrieben habe... Ich bin selber noch sau tief in dieser Story drin... Sollte jetzt echt mal schlafen gehen

Zeig mir, wie es sich anfühlt, frei zu sein! ~ JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt