Kapitel 5

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Die Türen des Zugs öffnen sich langsam und wir nehmen unsere Koffer und steigen ein. Augenblicklich schließen sich die Türen wieder hinter uns und der Zug fährt an. Wir schauen uns um. Links hinten sind sechs Plätze frei. Sebastian und Max setzen sich auf einen Doppelplatz und Alice und Benedikt auch. Super. 4 Stunden alleine sitzen. Ich lasse mich in den sitz fallen und schaue aus dem Fenster. Das alles hier habe ich noch nie gesehen. Die Landschaft fliegt in einem riesen Tempo vorbei. Bäume, Wiesen, ein kleiner See. Faszinierend. So schnell wie er in mein Blickfeld gekommen ist, so schnell ist er auch wieder verschwunden. Ich dachte es währe wie Autofahren. Aber da ist kein Vergleich. Es ruckelt nicht und es fühlt sich an, als würde man an der Landschaft vorbeischweben. Langsam spüre ich, wie meine Augenlieder schwer werden und ich falle schließlich in einen leichten Schlaf.

Ich zucke zusammen und öffne meine Augen. Ich sitze immer noch im Zug. Draußen wird es langsam dämmrig. Wir müssen mindestens schon zwei Stunden gefahren sein.

Jetzt erst fällt mir auf, dass es einen Grund für mein Erwachen gibt. Ein Mann mit schwarzem Mantel, schwarzer Hose und weißen Schuhen hat sich neben mich gesetzt. Er hat seine Mütze ins Gesicht gezogen und hat seinen Blick auf sein Handy gerichtet. Ein paar blonde Haarstränen schauen unter seiner Mütze hervor. Plötzlich hebt er seinen Kopf und starrt mich an. Seine Augen sind grün. Ein schönes grün. ,,Was schaust du so blöd?" Er erwartet anscheinend keine Antwort, denn er will sich schon wieder seinem Handy zuwenden, als sein Blick auf meinen Arm fällt. ,,Aah" Er grinst mich hämisch an, während ich schnell den Ärmel meines Shrits nach unten ziehe. ,,Ein Eingesperrter." Ich will ihn abschätzig anschauen, doch meine Miene ist ausdruckslos. ,,Wo gehts denn hin? Arbeits- oder Schulungseinheit?" ,,Schulung." Gebe ich knapp von mir. Ich betrachte ihn. Es schaut süß aus, wie die blonden Haarstränen unter seiner Mütze hervorschauen. Er nimmt meinen Arm, zieht den Ärmel hoch und betrachtet ihn. Ich wehre mich nicht. ,,Jan-Christoph Meyer." Liester hab und zieht eine Augenbraue hoch. ,,Ja das ist mein Name." Ich entreiße ihm meinen Arm und ziehe das Shirt wieder runter. ,,Und wie heißt du?" Frage ich. ,,Es steht dir nicht zu, das zu wissen." Nuschelt er. Jaja denkt der ich bin dumm und kenne die Regeln in diesem Staat nicht? Sonst noch was? ,,Soweit ich weiß, gibt es kein Gesetzt, dass den Eingeschlossenen verbietet, den Namen eines Reichen zu erfahren. Aber ich hab mir schon gedacht, dass die Reichen eingebildet sind und sich für was besseres halten." Er starrt mich ausdruckslos an. Dann schiebt er den Ärmel seines Mantels hoch und streckt mir seinen Arm hin.

Andre Schiebler
Nr. 51298
Arbeit: Manager WDR

,,Uh ein Manager. Toll." Meinte ich sarkastisch. ,,Dich interessiert also nur meine Arbeit, weil du dir erhoffst, freigekauft zu werden." Ich schaue auf meine Schuhe. ,, Ich muss zugeben, daran habe ich einen Moment lang gedacht, doch es ist unwahrscheinlich. Ihr seid zu gierig um euer Geld wegen des Wohls eines anderen auszugeben. Viel besser könntest du dir damit ein neues Auto oder eine eigene Yacht kaufen." Er soll möglichst viel von meiner Verachtung zu spüren bekommen. Andre mit seinen Markenklamotten und seinem iPhone. ,,Das Problem." fängt er an zu sprechen, ,,ist nicht, dass ich mein Geld nicht ausgeben möchte. Mein Problem ist, dass es fremde sind. Könnten doch genauso ignorante Arschlöcher sein, oder?" ,,Die ignoranten Arschlöcher seid doch wohl ihr." Zische ich. Er zieht eine Augenbraue nach oben und fängt an zu grinsen. ,,Jan Christoph Meyer, ich glaube, du hast das System noch nicht ganz verstanden. Man muss mit seinem Schicksaal leben. Es tut mir wirklich leid, ich würde gerne noch ein bisschen länger mit dir plaudern, aber wir sind da und ich habe noch eine wichtige Besprechung. Pass auf was du tust. Man sieht sich." Er grinst mich noch einmal hämmisch an und seine Augen leuchten warnend auf, dann steht er auf und geht zur Tür. Ich schnaube. Ja klar, man sieht sich. Damit wollte er mir noch einmal eins reinwürgen. Ich bin Eingesperrt du Vollidiot da ist nichts mit 'man sieht sich'!

Zeig mir, wie es sich anfühlt, frei zu sein! ~ JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt