Kapitel 34

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~Und ich habe Angst. Nicht um mein Leben, sondern um seines. Es kann alles passieren. Und selbst der Gedanke, ihn zurückzulassen, alleine in dieser grausamen Welt, schwach und klein. Ich wünschte ich hätte irgendeine Möglichkeit, ihm zu sagen, dass es nicht mehr lang so laufen würde. Doch ich will ihm nicht weh tun. Ich will seinen verängstigten Blick nicht sehen. Dafür liebe ich sein Lachen zu sehr. Seine Augen die Strahlen vor Föhlichkeit, wenn er mich sieht. Und wenn es soetwas wie einen Gott gibt, bitte ich ihn, ganz fest auf den Jungen aufzupassen, den ich liebe. Denn er ist etwas ganz besonderes.~

Jan PoV

Als ich meine Augen aufschlage, merke ich gleich, dass etwas falsch ist. Es ist kalt. Ich drehe mich um. Das Bett ist leer. Andre ist nicht da. Ich stehe auf und schaue auf die Uhr. Ich habe noch eine halbe Stunde Zeit um mich fertig zu machen, bevor ich in die Arbeit muss. Jetzt merke ich auch warum es so kalt ist. Das Fenster steht offen und der Schnee fliegt ins Zimmer. Warum hat Andre das Fenster offen gelassen? Verwundert schließe ich es. Apropos Andre. Wo isg der eigentlich. ,,Andre?" Rufe ich laut. Keine Antwort. Ist er etwa schon früher zur Arbeit gegangen? Ich will gerade zur Tür gehen und schauen ob er vielleicht in der Küche einen Zettel hinterlassen hat, als ein kleines Buch auf dem Schreibtisch auffällt. Es ist das Büchlein, dass er aus Stadthagen mitgenommen hat. Als ich ihn gefragt habe, was das war, hat er nur ausweichende Antworten gegeben. Soll ich? Schneller als meine Gedanken auch nur 'nein' sagen können stehe ich schon beim Schreibtisch und streiche vorsichtig mit den Fingern über den dunkelblauen Einband. Ich weiß, dass man eigentlich nicht in fremden Sachen herumstöbert aber wenn er mir schon so ausweichende Antworten gibt... Ich schlage das Buch auf der ersten Seite auf, auf der in wunderschöner Handschrift 'Tagebuch' geschrieben steht. Okey jetzt sollte ich wirklich aufhören, Tagebücher sind absolut tabu. Doch meine Finger gehorchen mir nicht und Blättern die Seiten durch. '13. 8 . 2000' Ich schlucke. Der erste Eintrag war also vor sechzehn Jahren. Ich muss lächeln als ich die krackelige Grundschülerschrift sehe. Süß. Ich schaue mich um um zu überprüfen dass ich auch wirklich allein bin, was total sinnlos ist, weil keiner außer mir in diesem Zimmer ist.
'Liebes Tagebuch.
Heute ist mein Geburtstag. Jetzt bin ich endlich neun. Meine Oma hat mir dieses Buch gegeben und gesagt ich soll anfangen Tagebuch zu schreiben. Ich-'
Plötzlich höre ich Schritte und schaffe gerade noch das Buch zuzuklappen, bevor Andre ins Zimmer Kommt. Er ist gerade dabei den obersten Knopf seines Hemdes zuzuknöpfen. Er bleibt im Türrahmen stehen und schau mich ausdruckslos an. Sein Blick huscht kurz zu dem Buch, dann wieder zu mir und kurz glaube ich, in seinen Augen eine Spur von Angst erkennen zu können. ,,Ich wollte dich gerade wecken." Sagt er knapp. ,,Das Fenster war offen und mir war kalt." Entgegnete ich leise. Er kommt auf mich zu und greift nach dem kleinen Buch ohne seine Augen von mir zu nehmen. Er nimmt das Buch schnell in die Hand und in seinem Blick liegt etwas warnendes. Ein Wenn-ich-dich-einmal-dabei-erwische-wirst-du-dir-wünschen-du-hättest-das-buch-nie-angefasst Blick. Mir läuft es kalt über den Rücken. ,,Mach dich fertig." Meint er knapp und verlässt mit dem Buch in der Hand das Zimmer. Ich stehe einfach da und starre ihm nach. Irgendetwas ist anders. Er ist anders. Irgendetwas ist hier ganz falsch. Ich habe es schon heute morgen gemerkt, als ich aufgewacht bin. Was ist hier los? Was sollte die Angst in seinem Blick als er mich mit dem Buch gesehen hat? Ich gehe in mein Zimmer und ziehe mich an. Mir kommt die Wohnung kalt und abweisend vor. Ganz anders als sonst. Als ich mit Andre im Auto auf dem Weg zu Starbucks sitze herrscht Stille. Ich schaue aus dem Fenster. 'Es liegt nicht an dem Buch' denke ich mir. Es kann nicht nur das Buch sein. Es ist etwas anderes Etwas ist hier ganz falsch. Andre hält vor dem Starbucks und wartet darauf dass ich aussteige. ,,Soll ich heute Abend irgendwo warten?" Frage ich kanpp. Wenn er das kann, kann ich das auch. ,,Nein komm einfach nach Hause." Seine Stimme klingt so anders, ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, so verstopft, so... Einfach nicht nach Andre. Ich schüttele den Kopf. Wenn er nicht mit mir reden will. Dann steige ich aus und schlage Tür hinter mir zu...
Blöd nur, dass mir genau in dem Moment als er anfährt auffällt, dass ich gerade den größten Fehler meines Lebens begangen habe...

Zeig mir, wie es sich anfühlt, frei zu sein! ~ JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt