Kapitel 4

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Wir sind dieses Jahr 5 Leute die in die Schulungseinheit dürfen. Die vier stehen schon da und warten. Das ist mal wieder typisch ich. Ich bin immer der letzte. Warum eigentlich? Ich hab mich doch beeilt. Zwei von den vier kenne ich. Benedikt und Alice. Der daneben heißt so weit ich weiß Max. Den anderen kenne ich gar nicht. Er hat dunkle Haare und blaue Augen. Gesehen habe ich ihn schon mal, aber er ist anscheinend aus der anderen der zwei Klassen, die es in jedem Jahrgang gibt. ,,Jungen? Und die Dame? Wir fahren los!" Ich fange an zu lächeln, als ich unseren Jahrgangsführer, Mike, sehe. Er ist einer der nettesten Angestellten hier. ,, Der Bahnhof ist ca. 1 km von hier entfernt. Der Zug fährt nach Köln. Dort werdet ihr dann abgeholt und dierekt in eure neue Einheit gebracht." Einen kurzen Moment ist Stille. Dann fängt der, dessen Name ich immer noch nicht weiß, zögerlich an, zu sprechen. ,,Wir fahren mit einem öffentlichen Zug?" ,,Ja" sofort breitet sich die aufregung unter uns aus. Wir können es kaum glauben. ,,Wow." Flüstere ich, während die anderen wild durcheinander reden. Ich bin noch nie Zug gefahren. Ich werde das erste mal Reiche sehen, auch wenn das das ist, worauf ich mich am wenigsten freue, aber ich werde Zug fahren. Ich wollte das schon immer einmal. Ich lächle.
,,Gut" Sagt Mike, als sich unsere Aufregung gelegt hat. ,,Lasst uns losgehen. Eure Koffer müsst ihr aber selber tragen."

Als wir aus dem Gebäude kommen, blendet mich die schöne Frühlingssonne. Wir gehen über den Hof zum großen Tor. Weiter bin ich noch nie gegangen, außer bei meinen kläglichen Ausreißversuchen. Jetzt öffnet es sich extra für uns und wir gehen nach draußen. Ich sehe die großen weißen Mauern nach 13 Jahren wieder von der anderen Seite. Ich hatte schon lang nicht mehr das Gefühl, so glücklich zu sein. Auf dem Weg zum Bahnhof unterhalte ich mich mit dem Jungen, den ich noch nicht kannte. Er hat mir erzählt, dass er Sebastian heißt. Er möchte in der Schulungseinheit Jura studieren. Ganz sicher nichts für mich. Ich erfahre auch von ihm, dass er vor zwei Tagen 19 geworden ist und daher die Prüfung noch mit 18 geschrieben hat. Und er hat zwei große Brüder. Von einem weiß er, da er nur zwei Jahre älter ist und er auch auf diese Einheit hier gegangen ist, was verdammtes Glück ist, dass er auch in der Schulungseinheit in Köln ist. Das ist ein richtig krasser Zufall. So viel Glück wünsche ich mir auch. Sebastian freut sich schon riesig, seinen Bruder zu sehen. Ich kann ihn gut verstehen.

Wir sind am Vorplatz des Bahnhofes angekommen. Hier ist niemand.Liegt vielleicht daran, dass das hier nur ein kleiner Bahnhof ist. ,,Und hier soll der Zug nach Köln halten?" Fragt Max skeptisch. ,,Wenn du denkst, ich bin so dumm und führe euch zum falschen Bahnhof kannst du auch gerne nach Köln laufen." Entgegnet Mike. ,,Ich geb euch im Zug ab. Stellt nichts an, ihr werdet überwacht. Am Kölner Bahnhof wartet ein Mann mit blauer Uniform. Zu dem geht ihr hin. Er bringt euch in die Schulungseinheit."
Wir stellen unsere Koffer am Bahnsteig ab und schauen uns um. Sebastian kommt zu mir. ,,Tja jetzt können wir schöne viereinhalb Stunden mit den Reichen in einen Zug verbringen. Ist das nicht toll?" Die ironie schwingt deutlich in seiner Stimme mit. Ich schaue ihn an. ,,Sooooo schlimm ist das jetzt auch nicht." Sebastian lacht verachtend. ,,Hast du denn noch nie drüber nachgedacht?" Ich zögere und schüttle dann leicht den Kopf. ,,Sie sind mir unsympatisch, weil sie frei sind und Geld haben aber es sind doch auch nur Menschen oder?" ,,Du bist komisch... Reiche haben genug Geld um sich freizukaufen. Es gibt welche, die sich das Geld hart erarbeitet haben aber das sind nicht mal 10% von ihnen. Die meisten haben Geld durch Betrug bekommen. Und sie sind ignorant. Schon mal daran gedacht, dass jeder so viel Geld hat um mindestens einen von uns aus den Einheiten freizukaufen? Aber jeder einzelne ist so gierig. Das neueste Handy, das beste und luxoriöseste Haus, das schnelleste Auto. Keiner von ihnen könnte jemals so leben wie wir. Dafür sind sie zu sehr verwöhnt. Das sind alles Schweine, das letzte mal, dass jemand so viel Herz hatte und einen Fremden freigekauft hat, war vor 5 Jahren. Es ist besser, du redest mit keinem von ihnen." Ich schweige. Aus dieser Sicht habe ich es noch nie betrachtet. Sie könnten uns freikaufen... Frei durch Betrug. Er hat recht. Doch als der Zug in den Bahnhof einfährt, werde ich von meinen Gedanken abgelenkt und freue mich darauf, mit dem Zug zu fahren.

Zeig mir, wie es sich anfühlt, frei zu sein! ~ JandreWo Geschichten leben. Entdecke jetzt