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Ich ging jeden Tag zu Tim, in der Hoffnung, er würde bald aufwachen. Die letzten Nächte, habe ich nur ein paar Stunden geschlafen. Ich wollte gerade aus der Tür gehen und ins Krankenhaus gehen, als meine Mutter rein kam. "Hallo Stegi, wie geht es dir?" Ernsthaft? Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen und das einzigste was sie fragt ist, 'wie geht es dir?' "Ich habe gerade totale Probleme! Aber das ist dir doch sowieso egal! Ihr interessiert euch doch gar nicht für meine Probleme! Ihr seit nie da, wenn ich euch brauche! Ich gehe jetzt ins Krankenhaus! Mein Freund liegt dort im Koma und ich bin wenigstens für ihn da! Was man von euch ja nicht behaupten kann!" Mit diesen Worten ging ich aus der Tür, vor der mein Vater gerade stand. "Hallo Stegi." Ich sagte nichts, sondern ging einfach weiter. Mir war es gerade egal, ob sich meine Eltern jetzt Sorgen um mich machten. Ich sollte vielleicht öfters so wenig Schlaf bekommen, so sage ich meinen Eltern zumindestens endlich mal die Meinung. Als ich im Bus saß bemerkte ich erst, wie müde ich eigentlich war. Ich musste wach bleiben! Vor allem jetzt. Für Tim. Er brauchte nicht mehr künstlich beatmet werden. Der Arzt meinte, er könnte jeden Moment, wieder wach werden. Ich hoffte es jede Sekunde. Tim's Mutter sah ich nicht oft im Krankenhaus, aber öfter als sein Vater, der war nämlich noch nie zu sehen. Solange seine Mutter nicht da war, war ich da. Am Krankenhaus angekommen, fing mein Herz wieder schneller an zu schlagen und es wurde noch schlimmer, als ich wieder vor seinem Bett stand. Wie immer nahm ich seine Hand und redete mit ihm: "Hey Tim. Bitte wach bald auf! Ich vermisse dich und du hattest Recht, unsere Trennung war total überflüssig. Ich liebe dich und wir sollten uns, gegen dein Vater durchsetzten. Ich hab deine Mutter kennengelernt, sie ist wirklich total nett. Bitte, bitte, bitte! Wach wieder auf...." Ich küsste vorsichtig seine Hand, bevor mich die Müdigkeit überkam und ich an seinem Bett einschlief.

"Stegi? Stegiiii?", es war Tim's Stimme. Ich öffnete meine Augen. "Hey! Endlich bist du wach!" "Tim...", nuschelte ich. "Wie spät ist es?" Er schaute auf die Uhr: "Neun." "Warum weckst du mich denn schon auf?", nuschelte ich weiter, während ich mein Gesicht in seiner Brust vergrub. "Ich bin schon länger wach und mir war langweilig, deswegen hab ich dich geweckt. Um noch mehr Stunden mit dir verbringen zu können." "Aber ich bin noch müde!" Er lachte: "Gleich nicht mehr!" Er setzte sich auf mich drauf und fing an mich zu kitzeln. "Neiiin! Tiiiimmmm!", fing ich an zu lachen. "Oka... Ich bin... ja waaach! Biiiittteee!" Er hörte auf mich zu kitzeln und schaute mir in die Augen: "Gut so..." Dann küsste er mich. Ich wuschelte seine zersausten Haare durch. "Ich liebe dich.", flüsterte ich ihm zu. Er sagte nichts, schaute traurig nach unten und sagte dann:"Ich vermisse dich."

Ich wachte auf und merkte, dass ich noch immer an Tim's Bett lag. Es war nur ein Traum. Ich vermisste ihn wirklich. Es war bereits 2 Uhr. Tim ist immer noch nicht aufgewacht, er sah aus als würde er einfach schlafen. Ich gab ihm noch einen Kuss auf die Hand blieb einfach auf dem Boden sitzen und legte mich auf seine Hand, die sich in meiner verschränkt hat. Tim. Wach auf, bitte. Ich brauche dich. "Entschuldigung?", sagte eine zarte weibliche Stimme. Es war die Krankenschwester, welche mich über Tim und meine Beziehung ausgefragt hatte. "Du müssest bitte kurz rausgehen. Der Arzt möchte die Werte von Tim kurz überprüfen." Ich nickte und setzte mich vor dem Zimmer auf einen Stuhl. Der Arzt ging ins Zimmer und die Schwester kam raus. "Du bist öfter hier oder?" Ich nickte. "Täglich." "Glaub mir, dein Freu.... Ex-Freund, ist wirklich stark. Er wird es zu 100% schaffen." Ich lächelte sie an. Es herrschte kurze Stille, bis die Schwester diese unterbrach: "Warum müssen gutaussehende Jungs, immer schwul sein?" Ich guckte sie an, wieder lächelte sie: "Sorry! Ich denke oft laut." "Schon okay. Ich wusste auch erst nicht, dass er auf Jungs steht." "Und wie hast du es herausgefunden? Hast du ihn einfach gefragt oder geküsst?" "Nein, er hat mich geküsst und mir dann seine Liebe gestanden." "Wie süüüüüßßß!" Die Schwester war ungefähr 18 bis 19 Jahre, aber ziemlich neugierig. "Egal wie ihr euch getrennt habt, ihr solltet nochmal miteinander reden. Du sorgst dich so gut um ihn. Er würde bestimmt das gleiche für dich tun." Da hatte sie Recht. Er würde das gleiche für mich tun. "Es ist aber meine Schuld, dass er jetzt im Koma liegt. Ich hab Schluss gemacht.", erzählte ich ihr. "Aber trotzdem ist es nicht deine Schuld, dass er jetzt im Koma liegt. Er hätte sich nicht besaufen sollen. Er wacht doch wieder auf. Das ist doch die Hauptsache oder nicht?" Ich nickte lächelnd. Ich wusste gar nicht, wie sehr eine fremde Person, einen aufmuntern kann. Plötzlich fing mein Handy an zu klingeln. Es war meine Mutter. Ich wollte jetzt nicht drangehen. Sie sollten sich ruhig Sorgen um mich machen, also drückte ich sie weg und schaltete mein Handy aus. Die Schwester guckte mich komisch an. "Willst du gar nicht rangehen?" "Nein. Sagen wir so, ich habe gerade ein wenig Stress mit meinen Eltern." "Verstehe... Ist es wegen Tim und dir?..." "Nee.... Sie wissen nicht mal von uns." Oh.... Es tut mir leid! Ich bin schon wieder viel zu neugierig!", fing sie an zu lachen und ich lachte mit. "Mein Name ist übrigens Sophie." "Stegi.", sagte ich grinsend. Dann kam der Arzt wieder aus seinem Zimmer und sagte: "Sie können wieder reingehen, bei ihm ist alles bestens, es kann sich nur noch um Stunden, wenn sie Glück haben, sogar nur noch um Minuten handeln, bis er wieder aufwacht." Ich bedankte mich bei ihm und ging wieder rein. Sophie folgte mir. "Möchtest du etwas zu trinken haben?" "Wenn es geht, irgendwas mit Koffein!" "Okay! Bin gleich wieder da!" Damit verschwand sie aus dem Zimmer. Irgendwie mochte ich sie. Sie hatte Recht, mit allem was sie sagte. Ich sollte nochmal mit Tim reden und unserer Liebe eine zweite Chance geben. Wir mussten uns einfach gegen seinen Vater einsetzten. "Ich hoffe du magst Energy?", fragte Sophie, als sie auf einmal wieder hinter mir stand. "Ja, danke!" "Ach, kein Problem! Ich gehe dann mal. Muss gleich noch auf eine andere Station. Aber.... hättest du vielleicht mal Lust, etwas zu unternehmen? Das soll jetzt kein Date sein...." Ich fing an zu lachen. Auch wenn ich nicht auf Mädchen stehe, war es süß, wie unsicher sie ist. "Ja natürlich! Gibst du mir deine Nummer, wenn ich dir meine gebe?" "Mein Handy ist im Pausenraum, wir dürfen die verständlicherweise in der Arbeit nicht haben. Aber ich könnte dir schon mal meine geben." Ich holte mein Handy raus und sie tippte ihre Nummer in mein Handy. "Cool! Danke! Würdest du mir Bescheid sagen, sobald Tim wieder wach ist? Ich würde ihn gerne kennen lernen." Ich nickte grinsend, dann ging sie. Ich mochte sie und freute mich schon, wenn wir beide etwas zusammen unternehmen. Ich setzte mich neben das Bett von Tim und nahm wieder seine Hand, um zärtlich über diese streicheln zu können. Nur noch Minuten oder Stunden, dann würde er aufwachen. Wie lange war das denn? Plötzlich streichte mir jemand über den Kopf. Würde ich nicht sitzen, würde ich jetzt hinfallen.

Liebe mit Hindernissen|| Stexpert FFWhere stories live. Discover now