19| Klischee des Flaschendrehens

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Bereits als wir ankamen, dröhnte laute Musik von draußen und überall waren vereinzelte Gruppen von Menschen. Ich selber hatte nicht vor, auf dieser Party nach draußen zu gehen, wo die eigentliche Party stattfand. Immerhin war dies eine Poolparty. Dean führte mich gerade in das Haus, was eigentlich total unnötig war. Jedoch nahm er es sich als Aufgabe, mich unversehrt in das Haus zu begleiten, bevor er auf Mädchenjagd ging. Mir war aufgefallen, dass ich ihn immer nur die erste Stunde noch zu Gesicht bekam und das nur in Gesellschaft von seinen Kumpels. Danach verschwand er oftmals.

„Dean, altes Haus, lang nicht gesehen", wurde er von einer bekannten Stimme begrüßt, kurz nachdem wir die Villa betreten hatten. „My ladies", wendete sich der Gastgeber an uns.

Man merkte Phil definitiv an, dass er bereits angetrunken war - sowohl an seiner Alkoholfahne, als auch an seinem Benehmen. Für gewöhnlich war er eher ruhiger, wenn auch trotzdem recht aufdringlich. „Phil", grüßten wir ihn alle knapp, ehe er uns in ein Gespräch verwickelte.

„Viel Spaß Jungs, ich nehme das kleine Unschuldslämmchen erstmal mit", unterbrach Jack das Gespräch zwischen Phil und Dean, in dem es um Illegalität ging. Verwirrt blickte ich zu ihm, mich fragend, von wo er aufgetaucht war, aber da zog er mich schon weg, was ich einfach über mich ergehen ließ.

Die Menschen tanzten ausgelassen und rieben sich aneinander, amüsierten sich und bewegten sich zum Beat der dröhnenden Musik. Die meisten hier schienen definitiv angetrunken zu sein, obwohl es noch nicht einmal wirklich spät war. Erkennen tat ich es dadurch, dass es verdammt nach Alkohol stank und abgesehen davon schwankten hier viele Menschen ziemlich.

Die ganzen weißen Räume wurden von verschiedensten Lichtern erstrahlt, wobei hauptsächlich rote und blaue Farbeffekte aufzufinden waren. Auch von den Fenstern zum Garten sah man viele blaue und rote Lichter reinscheinen.

Glücklicherweise gab es dennoch einige Personen, die, ähnlich wie ich, eher auf die Party gezwungen wurden und darum nicht vorhatten, zu trinken. Ich war nämlich nicht das, was man Partykönigin nannte. Viel mehr bevorzugte ich es in meinem Zimmer – auf dem Bett diverse Kalorienbomben fressend – zu sein mit einem guten Film oder einer spannenden Serie.

Partys waren mir viel zu voll, stickig, vollgekotzt und riskant. Ich meinte, warum sollte ich irgendwohin gehen, wo die Möglichkeit eines Kidnappings viel höher war? Vor allem als Mädchen, welches von fremden Jungs angesprochen werden würde oder einfach betrunken war.

Plötzlich lief ich gegen Jack, der unerwartet stehen geblieben war. Er hatte sich mit einem erwartungsvollen Blick zu mir gedreht. Dennoch verstand ich nicht, was er von mir wollte, also schaute ich bloß fragend. Ein Augenverdrehen war die Antwort darauf.

„Wir gehen jetzt zur Bar und lassen es krachen." Stumm nickte ich.

„Möchtest du etwas trinken?", fragte er mich, woraufhin ich dankend nickte. Nickte ich zu viel? „Cola bitte." Mein Gesagtes bestellend, deutete er mir an, mich neben ihn zu setzen, was ich auch tat. Etwas sehr ungeschickt, da ich wegen dem vielen Schwung aus Versehen einige Runden drehte, woraufhin mich ein Schwingelgefühl heimsuchte, aber ich hatte es überlebt und immerhin ihn zum Lachen gebracht.

Ich war froh darüber, jemanden gefunden zu haben, der nicht vorhatte, sich die Nacht volllaufen zu lassen. So konnte ich mit jemandem reden, der auch noch bei vollem Verstand war.

Interessiert musterte er die Menschenmenge, ehe er auf eine kleine Gruppe deutete. „Siehst du die? Ich glaube, dass sie nur einen auf Bitches tun. Das eine Mädchen von denen hat letztens geheult, weil ich sie hab abblitzen lassen. Verstehst du, was ich meine?", fing er ein Gespräch an, auf welches ich direkt einging.

Eigentlich tat ich es nicht wirklich, weil er viel zu durcheinander sprach, aber ich stimmte ihm einfach zu.

„Ich verstehe aber nicht, warum man beabsichtigt Bitch genannt werden will, das ist einfach nur dämlich, oder? Damit versaut man sich den Ruf in der ganzen Stadt und die ist nicht gerade groß. Wenn man dann vorhat, hier eine Ausbildung oder ein Studium zu vollenden, konnte man es sich als ‚Bitch' gleich streichen." Lachend nickte er anerkennend und wendete sich wieder seinem Glas zu, während er die Menschenmenge weiterbeobachtete, was ich ihm gleichtat.

Die Sympathie ihm gegenüber stieg so ziemlich sehr, musste ich gestehen.

Ich konzentrierte mich dennoch wieder auf das, was ich sah. Hier waren die verschiedensten Menschen an einem Ort versammelt, jeder so unscheinbar. Aber das hier war eine Party, also fielen vor allem die auf, die gut aussahen, sich gut bewegen konnten oder auf andere Art und Weise die Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten. So war das Leben nun einmal.

Mein Blick blieb an einer kleinen Gruppe stehen, die locker auf den Sofas saß und miteinander redete, jeder einen Bier in der Hand haltend. Liz hatte ihre Haare zu einem hohen Zopf geflochten und eine schwarze high waisted Ledershorts mit einem lockerreingesteckten, weißen Oberteil kombiniert. Dazu lavendelfarbende Stiefelletten, die wirklich sehr zu ihren Haaren passten.

Als hätten sie sich abgesprochen, trugen die beiden Zwillinge eine blaue Jeans mit einem schwarzen, enganliegenden Shirt. Jason hingegen trug eine schwarze Jeans mit einem grauen V-Shirt, was ihm ausgesprochen gut stand.

Und dann kam Nathan. Nun, ich würde mal sagen, es wäre nicht der Rede wert, ihn zu mustern, aber dennoch konnte ich es mir nicht nehmen, seine schlanken, in der olivgrünen Hose verpackten knielangen Shorts zu betrachten, hinauf zu seinem Oberkörper, welcher sich unter seinem schwarzen Shirt leider nicht so genau betrachten ließ. Dafür konnte man aber seine Armmuskeln sehen, die er nur zu gerne zur Schau stellte. Wirkte, als wolle er diese Nacht nicht alleine nach Hause gehen.

„Hey, wollt ihr mit Flaschendrehen spielen?", zog ein fremdes Mädchen meine Aufmerksamkeit auf sich. Jack nickte sofort einverstanden und erhob sich dann, während ich meine Cola griff und dabei verneinte. Es war ein viel zu großes Klischee, dass jetzt Flaschendrehen gespielt wurde.

War es nicht in jedem Film so, dass die neuen, heißen Kerle auf einen treffen, spätestens auf der Party selbst, und sich die Person, die sie selber kennengelernt hatte und vor allem das Mädchen, welches mit dem einen auf einer eher feindlichen Ebene war, einen von den neuen Typen küssen musste oder so? Mag sein, dass ich da dann doch zu viele Filme schaute, aber Vorsicht war nun einmal besser als Nachsicht.

Freue mich über Kommentare und Votes~:)

Xoxo, Tram~

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