17| »Bad Guys«

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„Ihr?", stieß ich erschrocken hervor und schaute sie ungläubig an. Diese Ungläubigkeit wurde erwidert, da mich einige bekannte Gesichter entgegenblickten. „Du?", kam produktiv als Antwort, weshalb ich meine Augen verdrehte.

Ich hätte mit vielen Menschen gerechnet, aber ganz bestimmt nicht mit einer durchgemischten Gruppe von zwei Jugendlichen und zwei Kindern. Wo zum Himmel war ich hier gelandet? Oder besser gesagt, was zur Hölle ist mit dem Beginn der Schule noch alles gekommen?

„Ehm... Kommt doch rein, schätze ich"; stotterte ich unsicher und trat zur Seite. Lautlos liefen alle nacheinander in den Flur, wobei ich die musternden Blicke bemerkte, die teilweise an mich und teilweise an das Haus gerichtet waren.

„Meine Eltern können nicht kommen, sie sind... unterwegs", teilte mir Liz peinlich berührt mit. Mit einem abtuenden Lächeln ließ ich sie ihre Schuhe ausziehen.

Eine unangenehme Stille herrschte, bis sie von einer bekannten, angenehmen Stimme unterbrochen wurde, die in diesem Moment verwirrt und ahnungslos zugleich war: „Claire!"

Eine kleine Gestalt kam angesprungen und umarmte meine Hüfte, während er hoch zu mir schaute. Zwei blaue Augen strahlten mich von unten an, weshalb ich in die Knie ging und ihm den Kopf tätschelte. „Hey Nicky, wie geht's dir so?", grinste ich ihn an.

„Gut, ich habe schon gaaanz viel Hunger"; vertraute er mir an und streckte seinen Daumen hoch. Dann beugte er sich zu meinem Ohr und wisperte: „Das da ist Rosi. Sie mag es nicht, wenn ich sie Rosi nenne." Ein Kichern entfloh ihm

Ich erhob meinen Blick und begegnete dem eines kleinen Mädchens, welches hinter Liz Bein hervorlugte und mich schüchtern anblickte. Aufmunternd lächelte ich sie an. „Sie ist sooo hübsch", schwärmte die kleine niedliche Stimme von Nicky, ehe er zurück zu ihr hopste und nach ihrer Hand griff.

„Fass mich nicht an", quietschte die kleine Stimme des schwarzhaarigen kleinen Mädchens, dessen strahlendendgrüne Augen Nick frech anfunkelten.

„Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Claire und du?", grinste ich sie lieb an und sofort wich das Funkeln aus ihren Augen. Stattdessen erkannte ich die Schüchternheit in ihren Augen. „Roselyn Williams. Freut mich ebenfalls."

Überrascht schaute ich hoch zu Liz, die wehleidig auf das kleine Mädchen blickte. „Nathans kleine Schwester. Ihre Mutter hat ihr schon früh das Vorstellen gelehrt, falls Geschäftspartner daheim sein sollten."

Verstehend nickte ich. „Wollt ihr in den Garten? Mein großer Bruder macht da gerade essen und wir haben auch ein großes Baumhaus mit Spielsachen, ihr könnt da gerne rauf", sprach ich zu den kleinen Kindern, die augenblicklich begeistert strahlten und anfingen, in die Richtung zu rennen, in welche ich gezeigt hatte.

„Ehm... Wohnt Roselyn auch bei euch?", fragte ich und blickte sie wieder an. Lizs Gesicht zierte ein leichtes Lächeln.

Anstatt einer Antwort bekam ich lediglich verwirrte Gesichtsausdrücke. „Nein, sie wohnt mit Nathan bei deren Eltern. Sie sind alle nur gerade verhindert. Geschäftsessen."

„Perfekt! Ihr seid also unsere neuen Nachbarn. Freut mich, euch kennenzulernen, ich bin Clarissa Lanster, wie ihr bereits wisst, aber nennt mich bitte Claire", stellte ich mich mit einem verschmitzten Grinsen vor.

„Ja, wir kennen dich bereits", grinste Jason, welcher bisher noch gar nichts gesagt hatte, und stupste mich dabei leicht an. Lächelnd schaute ich ihn fragend an, aber da er nicht antwortete, deutete ich ihnen schulterzuckend an, mir zu folgen.

Im Garten war bereits Mum, die neugierig auf die Tür starrte, und Aidan, der sich von Nick und Roselyn jagen ließ. Er hatte schon immer eine Schwäche für Kinder, auch, wenn er es seiner Männlichkeit wegen nicht zugeben wollte. Mein Herz erwärmte sich bei dem Klang der engelsgleichen Lachen.

„Mum, Aidan, unsere Nachbarn sind da", teilte ich ihnen mit, was eigentlich nicht nötig war. Beide schauten schon interessiert auf, als wir den Garten betreten hatten und hatten sich sogar zu uns gesellt.

„Ich bin Catherine, es freut mich, euch kennenzulernen." - „Ich bin Aidan, der große Bruder von der Zicke, die euch die Tür aufgemacht hat." Mit begrüßenden Gesichtern lächelten sie meine Schulkameraden an, die das Lächeln freundlich erwiderten. Ich sah dennoch in dem Gesicht meiner Mutter, dass ihr etwas gewaltig nicht passte.

„Ich bin Elizabeth, alle nennen mich aber Liz, und der kleine Junge ist mein kleiner Bruder Nick", stellte sich auch Liz vor und zeigte kurz auf den am Boden hechelnden Braunhaarigen.

„Mein Name ist Jason, es ist mir eine Freude, euch kennenzulernen", sagte er und lächelte charmant. Sofort blitzte in den Augen meiner Mutter etwas auf und in mir kam die Frage auf, ob das wohl seine Absicht gewesen war. Ich wollte von ihr keine Schwiegersohnwunschgedanken hören.

Einige Stunden später saßen wir alle in unserem Garten auf dem Rasen und redeten über Gott und die Welt. Meine Mutter war in das Haus gekehrt mit der Ausrede, uns Nachtisch holen zu wollen. Überraschenderweise verstand ich mich äußerst gut mit ihnen, denn hatten sie einfach meinen Sinn für Humor.

Wir unterhielten uns gerade über deren kleine, chaotische Gruppe, die mir so langsam sympathisch wurde, als Jason mich überraschend ansprach: „Sag mal, Claire, warum hast du uns die letzten drei Tage immer so abschätzig angeschaut?"

Stille kehrte ein und die Aufmerksamkeit lag auf mir. Unangenehm fühlend schaute ich das Gras an und antwortete, bevor ich überhaupt über die Frage nachdenken konnte. „Naja, ich dachte, ihr gehört den neuen Bad Boys, oder Guys, an", fing ich an und schaute kurz zu Liz, die grinste, „und ich finde diesen Schwachsinn unnötig. Warum möchte man bitte als böser Bube abgestempelt werden? Aber jetzt, wo ich das laut ausgesprochen habe, ist es mir einfach nur peinlich, tut mir leid. Ich hab einfach gelernt, solchen Leuten aus dem Weg zu gehen, da sie nichts als Ärger bringen."

Das war wohl nichts. Definitiv Minuspunkte. Ich bekam verständnislose Blicke geschenkt, die ich weitestgehend zu ignorieren versuchte. Unter keinen Umständen würde ich mich jetzt rechtfertigen, denn das war meine Meinung und damit musste jeder von ihnen leben.

Überrascht starrte ich Liz und Jason an, als sie anfingen, laut zu lachen, woraufhin Nick und Roselyn einstiegen, ohne den Grund zu verstehen. Verwirrt blickte ich jeden einzelnen intensiv an, versuchte, herauszufinden, weshalb sie so lachten.

„Ich glaube, wir werden diesen Titel nie mehr los", kicherte Liz. Noch immer verstand ich nicht, was sie von mir wollten, doch meine Nachbarn schienen es nicht für nötig zu halten, mich aufzulösen. Stattdessen wechselten sie das Thema auf ein ebenfalls interessantes Gebiet. Ihr Zusammenwohnen. Ich hatte nicht genug aufgepasst, um zu wissen, wie sie auf das Thema gekommen waren, aber das brauchte ich auch gar nicht wissen.

„Oh nein, das kannst du vergessen, dass ich heute etwas koche! Ihr wisst, dass ich so talentiert bin wie eine durchnässte Socke und außerdem kannst du nie sattwerden, Jason, du frisst mehr als ich in einer Woche", protestierte Liz gerade lautstark, was ich aber nicht sehr beachtete.

Viel mehr wollte ich wissen, wie es zu ihrem Zusammenleben gekommen war. Und genau das fragte ich sie dann.

Sie tauschten miteinander einen kurzen Blick aus, ehe Jason mir antwortete: „Wir waren vorher Nachbarn, seit wir kleine Zwerge waren. Liz, Nate, Mike, Andrew und ich. Naja, nicht direkt Nachbarn, aber in unserer Siedlung gab es öfters Treffen von allen Häusern und wir waren die einzigen Kinder; Liz, Mike, Andrew, Nathan und ich. Mike und Andrew wohnen auch bei uns, das sind die Zwillinge, aber die sind immer ein wenig eigen. Und jetzt sind wir alle alt genug, um alleine zu wohnen. Jeder hat seinen eigenen Grund, warum er eine andere Bleibe als Daheim sucht. Und Lizzies Eltern gehört das Haus eigentlich, aber die sind jeden Tag unterwegs. Immer."

Freu mich wie immer über Votes und Kommentare~

Xoxo, Tram~

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