#beproudgopink

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Seit drei Wochen hatte ich nun nicht mehr mit ihm gesprochen. Meinem besten Freund! Und warum? Weil ich der größte Feigling der Welt bin. Weil mir mein Ansehen wichtiger ist. "Ich bin so ein Idiot.", fluchte ich und schmiss mein Biobuch an die Wand. "Das hätte ich dir auch sagen können, aber weswegen genau bist du jetzt auch zu der Erkenntnis gekommen?", fragte plötzlich mein großer Bruder. "Ach ich weiß es doch auch nicht. Kostas hat mir vor drei Wochen gesagt, dass er sich in mich verliebt hat und was mach ich? Ich geb ihm einfach einen Korb und ignoriere ihn. Verdammt, ich vermisse ihn. Er soll hier sein. Bei mir.", erklärte ich meinem Bruder die Situation. "Mik, weißt du was ich glaube?", es klang eher wie eine Funfrage. Ich zuckte mit den Schultern und sah zum Fenster. "Du bist verliebt. Du willst es nur nicht wahr haben. Du hast Angst. Angst davor, was passiert, wenn sie herausfinden, dass du schwul bist.", meinte er und ich sah wieder zu ihm. "Kann sein.", murmelte ich. John wollte gerade etwas sagen, als mein Handy klingelte. Kostas! Ich ging ran: "Hallo?" "Marik bist du da? Hier ist Kostas' Mutter. Er liegt im Krankenhaus.", erklärte Frau Weiß mit weinerlicher Stimme. "Was? Warum? Wo? Ich mach mich direkt auf den Weg!", sagte ich mit besorgtem Unterton und stand sofort auf. Frau Weiß nannte mir das Krankenhaus und ich schnappte mir meine Jacke. "Wo willst du denn jetzt hin?", wollte mein Bruder wissen. "Ins Krankenhaus. Kostas liegt dort.", erklärte ich nur und rannte aus dem Haus. Im Rausrennen hatte ich mir mein Longboard geschnappt und war sofort losgefahren. So schnell ich konnte bahnte ich mir einen Weg durch die Straßen von Potsdam. Ich nahm die Leute um mich herum gar nicht wahr. Alles verschwamm und ich konnte nur an ihn denken. Verdammt, warum hatte ich das getan? Plötzlich war mir mein Ansehen in der Schule völlig egal. Ich wollte nur noch zu Kostas! Zu meinem Kostas!

Im Krankenhaus angekommen fragte ich an der Info nach ihm und rannte dann wieder durch die Gänge. Vor dem Zimmer blieb ich stehen. Ich klopfte und von innen kam ein leises: "Herrein." Ich trat in das Zimmer und sah Kostas in dem Bett liegen. Seine Mutter saß neben ihm und hielt seine Hand. "Mik, was machst du denn hier?", wollte er wissen und sah mich verwirrt an. Ich konnte nichts sagen. Mein Blick lag auf den Verbänden, die sich an seinem Kopf und seinem Arm befanden. "Ich habe ihn angerufen.", kam es auf einmal knapp von Frau Weiß. "Aber warum? Wir sind nicht mehr befreundet.", sagte Kostas und sah seine Mutter wütend an. Wir sind nicht mehr befreundet! Dieser tat weh. Er hatte Recht. Wir sind mehr als Freunde. "Kostas, kann ich mal mit dir reden?", fragte ich nervös. Er nickte und ich ging näher. "Ich glaub ich hol mir mal nen Kaffee.", seine Mutter lächelte aufmunternd und verließ das Zimmer. Schweigen breitete sich aus. Es war unangenehm. Niemand wusste so richtig was er sagen sollte. Mein Blick fiel wieder auf seine Verbände. Es brach mir das Herz. "Was ist passiert?", brach ich endlich das Schweigen nach einer gefühlten Ewigkeit, in der ich die Decke begutachtet hatte, seine Verbände inspiziert hatte und mich selbst gefragt hatte, was ich hier überhaupt wollte. "Ich hab mich heute in der Schule geoutet.", murmelte Kostas und wich meinen Blicken aus. "Oh.", entfloh mir ein kleiner trauriger Laut. "Weißt du was passiert ist? Nach der Schule haben Ronnie, Freddie und Sam mir aufgelauert und mich verprügelt.", seine Stimme klang bitter. "Kostas, ich...ich hab einen Fehler gemacht.", gab ich endlich zu. "Was denn für einen? Den Fehler, dass du dich mit mir angefreundet hast? Oder dass du hergekommen bist?", er klang gereizt und verletzt. "Nein, ich habe gelogen, als ich gesagt habe, dass ich dich nicht liebe und dass ich nicht schwul bin. Ich hatte Angst weißt du? Ich bin Schülersprecher und was sagen die Anderen, wenn sie erfahren, dass ihr Vertreter schwul ist. Kostas, ich habe einen riesigen Fehler gemacht, denn ich habe eine Freundschaft und vielleicht sogar eine Beziehung aufs Spiel gesetzt, wegen meinem Ansehen. Ich war dumm. Kannst du mir noch einmal verzeihen. Ich liebe dich.", erklärte ich mit sanfter Stimme und eine Träne lief mir die Wange runter. Er schwieg, doch ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. "Küss mich.", forderte er irgendwann leise. Ich grinste und kam diesem Wunsch nur zu gerne nach. Der Kuss war unglaublich. Alles in mir kribbelte. Die Zeit schien stehen zu bleiben und alle Probleme wirkten ganz plötzlich ganz klein. Ich fühlte mich, wie in einer anderen, besseren Welt. Meine Hände lagen in seinem Nacken und wir vertieften den Kuss immer weiter, bis sich jemand hinter uns räusperte. Wir schreckten auseinander und Frau Weiß sah uns grinsend an. "Ich kann auch wieder gehen.", meinte sie mit einem Lachen in der Stimme. "Schon gut.", sagten Kostas und ich, wie aus einem Mund.

Ein paar Tage später durfte er raus aus dem Krankenhaus. Ich hatte ihn jeden Tag besucht. "Wir müssen es den anderen nicht sagen, wenn du noch nicht bereit bist.", versprach er mir, als wir im Bus saßen und Richtung Schule fuhren. "Sicher?", fragte ich und wusste ehrlich gesagt nicht, ob ich bereit dazu war. "Ganz sicher.", bestätigte er und nickte. An der Schule benahmen wir uns wieder wie früher, als wir normale Freunde waren. Alles schien völlig normal, doch der Drang Kostas an die Hand zu nehmen und ihn zu küssen, dieser Drang nahm nicht ab. In der Pause musste ich was mit dem Direktor klären, wegen irgendeinem bescheuerten Schulfest. "Gut, dann machen wir das so.", sagte ich und verließ das Büro. Ich ging auf den Schulhof und hielt nach Kostas ausschau. Ich entdeckte ihn und war entsetzt. Ronnie und sein Vollpfostengefolge bedrängten ihn schon wieder. Ich lief zu ihnen. "Denkst du echt, dass wir dich in Ruhe lassen, nur weil du der beste Freund von unserem Schülersprecher bist? Du armselige kleine Schwuchtel!", lachte Ronnie fies. "Hey Ronnie, denkst du nicht, dass diese Situation etwas unfair ist? Lass ihn in Ruhe.", forderte ich gereizt und auch ein wenig besorgt. "Ach und was wenn nicht?", wollte jetzt Sam wissen. "Dann solltet ihr euch warm anziehen. Oder glaubt ihr ich sehe tatenlos dabei zu, wie ihr meinen Freund verprügelt?", fragte ich spitz und drängte mich an den dreien vorbei und stellte mich vor Kostas. "Wie jetzt? Er ist dein bester Freund na und? Das ist uns doch egal.", knurrte jetzt Freddie. Ich lächelte: "Er ist nicht mein bester Freund. Er ist mehr als das.", gab ich zu und sah, dass sich eine Menschentraube um uns gebildet hatte. Ich sah ihn an und meinte dann so laut, dass fast alle mich hören konnten: "Ich liebe dich, Kostas." Im nächsten Moment lagen seine Lippen auf meinen.

Go pink

Be rebel

proud

and take a stand!


Wer es jetzt nicht weiß, das ist die offizielle Hymne zum CSD 2016 in Köln gewesen und ich liebe dieses Lied einfach so abgöttisch. Der Wunsch hierfür kam allerdings von @Laura28111999 ! Ich hoffe es gefällt euch! Und ich hoffer der Song passt zu dem OS!

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