Teil 6 ~ Rechten Winkel nachgewiesen

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Die beiden nickten.

„Also... in dem ersten Gedicht ging es darum, dass....", ich erzählte alles was ich noch wusste.

Als ich zur englischen Geschichte überging wechselte ich auch die Sprache und sprach so flüssig es nur ging. Nach fast zwanzig Minuten hörte ich auf zu reden und blickte auf den Boden. Ich durfte nicht so lange an einem Stück reden. Gleich würde ich Prügel bekommen, am besten wenn ich mich entschuldigte.

„Ro... Robert... es tut mir Leid... bitte schlag mich nicht wieder! Ich wollte das nicht!", schluchzte ich.

*Paff* Die Ohrfeige kam unerwartet, sie war kräftig und trieb mir die Tränen in die Augen doch ich stöhnte nicht einmal auf, nur mein Kopf flog herum.

Mein Kopf wurde nach oben gezogen und ich sah grasgrüne Augen. Aber sollten sie nicht fast ganz schwarz sein? Kontaktlinsen? Nein. Ich stand hier nicht bei Robert sondern bei Mr. Cole und Max.

„Marley... willst du es wirklich nicht erzählen?", fragte Mr. Cole.

Er hatte diesen Moment richtig gewählt, ich war nicht ganz anwesend. Und so machte ich mir keinen Kopf und erzählte alles. Dass mein Stiefvater mich schlug, dass meine Mom eigentlich ganz nett war, sich aber verändert hatte, dass ich meinen Vater nie gekannt hatte. Alles eben. Am Ende bemerkte ich erst was ich alles preisgegeben hatte. Sie wussten jetzt warum ich auf Berührungen ängstlich reagierte und wieso ich den Namen > Robert < nicht hören konnte.

„Bitte sagt es niemanden. Wäre ich nicht so gewesen wie gerade hätte ich es niemals erzählt!", meinte ich.

„Dann hatten wir wohl Glück. Wir werden nichts sagen, außer das mit dem Namen. Die Lehrer müssen es wissen. Es tut mir Leid Marley.", sagte Mr. Cole.

„Ähmm... Lennon?", fragte Max. „Sie kann dich doch Lennon nennen. Ich finde sowieso der Name passt viel besser zu dir mein großer Bruder!"

Erst als er sagte, sie seien Brüder sah ich es auch, die gleichen Augen, die gleichen Haare und vor allem, das gleiche süße Lächeln. Mr. Cole verdrehte die Augen.

„Marley? Sag niemand, dass wir Brüder sind. Und Max... du weißt wie sehr ich Lennon hasse!", Mr. Cole stöhnte genervt.

„Also... ich find Lennon viel besser. Ich würde mich freuen Sie so nennen zu dürfen Mr. Cole!", sagte ich leise.

„Meinetwegen aber nur unter einer Bedingung! Hör auf mich zu Siezen. Ich fühl mich so alt, außerdem sagt fast jeder hier zu mir das > R < Wort und du. Also du bitte auch!", er lächelte.

„Okay... Lennon. Ich versprech es Ihne... dir...", ich stand auf. „In welche Klasse soll ich denn jetzt?"

„Komm mit zu mir. Ich hab jetzt Mathe bei den Oberstufenschülern, mal sehen wie flink du bist. Ansonsten passt du glaub auch gut in meine Klasse. Du bist sowohl in Deutsch, Mathe und auch Englisch ein Ass.", Max beeilte sich mit sprechen.

„In Kunst auch!", gab ich an.

Sonst gab ich nie an, doch dieses eine Mal musste ich es tun. Ich wusste ich bin gut in Kunst, also konnte ich es beruhigt sagen.

„Zeig mir nach Mathe wie du malst... vielleicht hast du ja unrecht... oder ich hab recht, wenn ich sage du lügst... mal sehen...", grinste er.

„Keins von beidem. Ich werde gewinnen!", schnaubte ich.

„Ihr fällt alles auf... Schade... vielleicht find ich ja irgendwann man eine Lücke... nicht jeder kann immer aufpassen!", seine Augen funkelten.

„Also wollen Sie nun wetten, dass meine Bilder fantastisch sind?", meine ich selbstbewusst.

Doch es war nur eine vorübergehende Selbstbewusstheit. Bald würde sie wieder verschwinden. Ich trauerte schon ein bisschen drum.

„Ich schau dir zu beim Malen. Dann seh ich es direkt... und nein ich habe keine Kunst studiert... allerdings kenn ich da jemand, der deine Bilder sicher unparteiisch bewertet.", entgegnete er.

Ich nickte nur, ich hatte die Selbstbewusstheit wieder hinter mir und war jetzt eingeschüchtert.

„Hey... alles klar?", fragte mich Lennon.

Wieder nickte ich nur. Den Kopf immer schön unten halten!

„Komm... wir gehen jetzt mal zum Unterricht. Max nimmt dich mit, ich hab ja selbst eine Klasse.", meinte Mr. Cole aufmerksam.

„Ich weiß nicht, ob ich nicht lieber in die fünfte gehen soll... ich mein da war ich bis jetzt auch immer und ich überspring ja sonst sechs oder sieben Klassen...", sagte ich leise.

„Hey! Nein! Du fängst nicht wieder damit an! Du bist ein Genie! Du kannst nicht unterfordert werden! Das lass ich nicht zu!", meinte Lennon.

„Ich kann nicht mit achtzehnjährigen in einem Kurs sitzen. Ich pack das nicht, das sind sechs Jahre Unterschied!", antwortete ich.

„Aber ihr seid trotzdem gleich, sowohl geistig als auch körperlich und ich kann dir sagen Jungs in dem Alter sind deutlich besser. Die Pubertät ist dann schon rum und das macht sie deutlich attraktiver!", sprach Max sanft zu mir.

Schließlich, nach ein paar Minuten, nickte ich und willigt ein, in die Klasse von Mr. Rudolph zu gehen. Wir gingen aus dem Büro raus und ich atmete tief durch. Ich würde das schon hinkriegen.

Das richtigte Internat für jemand anderen #Wattys2016Where stories live. Discover now