Kapitel 1 ~ Das Internat

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MARLEY

Ich wachte auf und sah mich um. Ich war wohl auf der Fahrt eingeschlafen und jetzt erst aufgewacht, gerade als wir angekommen sind.

„Aussteigen!", befahl Mr. Schleimbeutel.

Ich tat sofort, was er verlangte, sonst würde ich hier noch Prügel bekommen. Er schmiss meinen Koffer aus dem Kofferraum und sagte lächelnd:

„Viel Spaß hier!"

Dann fuhren sie weg und ließen mich alleine da stehen. Ich hatte nichts anderes erwartet, also seufzte ich und zog meinen Koffer hinter mir her. Vor dem Eingang blieb ich stehen, ich konnte hier nicht richtig sein. Es musste ein Fehler vorliegen, auch wenn es mir schon gesagt wurde. Groß über dem Eingang prangte das Schild:

„Herzlich willkommen im Internat!"

Naja... das Schild war nicht das Problem, die Schüler dahinter waren das Problem, jeder einfach jeder schaute mich an. Vermutlich war gerade der Unterricht zu Ende. Der Eingang war offen also ging ich langsam hinein und guckte mich um. Ich sah auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches an diesem Internat, doch dann fiel es mir auf. Hier standen nur Jungs und ich war eindeutig ein Mädchen. Ich gehörte nicht hier her. Irgendwas war falsch gelaufen. Ich verdrehte die Augen, ich musste rein und meine Mom anrufen, ein Handy hatte ich nicht und ich wollte keinen der Jungs fragen.

Also suchte ich das Sekretariat auf. Nach langem Suchen fand ich es auch endlich. Ich klopfte an und ging rein. Sofort sagte eine tiefe Stimme:

„Wie oft hab ich euch denn gesagt, ihr müsst nicht anklopfen?!"

Sie war sanft und weich. Ich fühlte mich wohl bei dem Klang.

„Entschuldigen Sie Sir. Eine Angewohnheit von mir."

Er hob den Kopf bei dem Klang meiner Stimme.

„Mädchen was machst du hier?"

Er guckte verwundert und das hörte man auch an seiner Stimme. Wieder entschuldigte ich mich:

„Tut mir Leid Sir. Mein Name ist Marley Luz. Meine Mom und mein Stiefvater haben mich hier abgesetzt und alleingelassen. Sie haben gesagt ich muss weg, also denke ich nicht, dass sei zurück kommen."

Ich war den Tränen nahe. Ich dachte meiner Mutter könnte ich vertrauen.

„Marley Luz sagst du?"

Ich nickte. Tränen sammelten sich in meinen Augen.

„Da hab ich was für...", er unterbrach sich, blickte sich um und hob den Finger.

Er ging kurz weg doch nach kurzer Zeit kam er wieder und gab mir ein Taschentuch, zudem hielt er mir Brause hin. Ich blickte ihn an und ging langsam auf ihn zu. Ihm war das wohl zu langsam also ging er mir ein Stück entgegen. Doch ich wich schnell zurück.

„Entschuldigung.", meinte er nur.

Er fragte nicht nach, er stellte das alles einfach nur ab und ging wieder hinter den Tresen, weit genug damit ich mich näher ran traute. Ich nahm das Taschentuch und da bemerkte ich erst die Tränen, schnell wischte ich sie ab und sagte nur:

„Danke!"

Die Brause wollte ich nicht nehmen. Das schien mir zu viel des guten. Er sah mich an und dann auf das Glas.

„Nimm dir ruhig, ich hab hier noch ganz viel, wenn du keine Brause magst und lieber was anderes dann sag das, ich hab fast alles da."

Er war zu nett, das konnte nicht sein, Robert hat doch gemeint:

„Niemand wird je nett zu dir sein!"

Ich konnte es nicht fassen, mit großen Augen sah ich ihn an.

„Darf ich das einfach so haben? Ich muss nichts für Sie tun? Sie befriedigen oder anderes? Einfach so?"

Vielleicht hatte ich zu viel gefragt, aber ich konnte es einfach nicht fassen, jemand war nett zu mir.

„Wie bitte?!", er guckte mich verständnislos an, kurz Pause.

„Befriedigen? Nein?! Was haben deine Eltern dir denn eingeredet?", er bekam es nicht mit, dass er immer größere Augen bekam.

„Ich...", brachte ich raus und dann strömten die Tränen so aus mir raus, dass ich keinen Satz mehr hinbekam.

Er hatte anscheinend gemerkt, wie hätte er auch nicht?, dass ich Berührungen nicht vertrug. Wieder legte er Taschentücher auf die Theke und entfernte sich, damit ich sie beruhigt nehmen konnte.

„Marley... ich möchte, dass du dich auf den Stuhl da setzt oder du legst dich auf das Sofa dort drüben. Ich möchte dafür nur ein paar Antworten wenn du bereit bist es mir zu erzählen."

Ich nickte und ging auf das Sofa zu. Ich legte mich langsam drauf und beobachtete ihn ganz genau.

„Wie heißen Sie eigentlich Sir?"

„Nenn mich doch bitte Robert."

Meine Augen wurden riesig, wie konnte das sein? Es ging nicht! Schnell schüttelte ich den Kopf. Er muss mir angesehen haben, dass irgendwas war.

„Lieber Mr. Cole?"

Ich nickte, ich hatte Robert einfach schon falsch verknüpft.

„Also Marley, dein Vater..."

„Stiefvater!", sagte ich schnell.

Er guckte mich kurz an und sagte dann:

„Nein, ich mein deinen Vater, Alan, ging hier auf die Schule... Er lebt nicht mehr?"

„Nein, Alan hab ich nie gekannt, nur Fotos von ihm. Er starb vor meiner Geburt."

„Das tut mir leid! Er war ein unglaublicher Mann. Jedenfalls ging er hier auf das Internat. Wie du schon bemerkt hast, ist das ein Jungeninternat. Wieso du hier bist, ist wahrscheinlich ein Fehler von uns. Marley... wir dachten das ist ein Jungenname. Aber anscheinend ist er ein Unisexname. Ich hab nur noch nie ein Mädchen, außer dich, gesehen, dass den Namen hatte. Von deinem Stiefvater, Robert...", ich zuckte zusammen. „Wurdest du hier angemeldet."

„Bitte, nennen Sie nie wieder diesen Namen Mr. Cole!", sagte ich, als sein Satz zu Ende war.

„Von deinem Stiefvater?", ich nickte.

Das richtigte Internat für jemand anderen #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt