Kapitel 9 - Carly

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Es war ein Jammer, dass Carly und ich nicht mehr befreundet waren. Sie war ein wundervolles Mädchen gewesen, hatte das, was sie nun durchmachte nicht verdient. Wenn ich sie so mit ihren ausgewaschenen, viel zu großen Jeans, dem zu weiten T-Shirt und den ehemals weißen, kaputten Nikes, die schon so einige Jahre auf dem Buckel haben mussten, durch die Straßen gehen sah, tat sie mir jedes Mal unglaublich leid. Als ich sie das erste Mal wiedergesehen hatte, hätte ich sie fast nicht erkannt. Carly war verdammt arm dran mit einem Kind, dessen Vater sie nicht einmal kannte, geschweigedenn seinen Namen wusste, ohne richtigen Abschluss und einem Job, den man damals in der Schulzeit niemals von ihr erwartet hätte. Sie war Stripperin.

Ich lief an ihr vorbei und unsere Augen trafen sich kurz. Sie hatten den Glanz verloren und waren trüb sowie von Augenringen umrahmt. Sie hatte kaum Schminke aufgetragen, aber ihr Gesicht war bis auf die Augenringe auch jetzt noch makellos.

Ich wusste nicht, ob sie mich erkannte, denn auch ich hatte mich verändert. Doch als ihre Augen mich studierten und sie kurz darauf weg schaute, schneller lief, ja sogar fast rannte, war mir klar: Sie wusste ganz genau, wer ich war.

Sie wollte nicht, dass ich sie so sah. Ich konnte es verstehen und ich wollte ihr trotz des Dramas damals so gern helfen.

Aber sie hatte es so gewollt, sie war gegangen...

Erinnerungen kamen hoch, als ich daran dachte und ich musste schwer schlucken.

Nachdem Carly eine Weile wieder bei uns war, verliebte sie sich in Adam.

Carly hatte sich immer wieder aufgeregt, dass man Adam ja gar nicht mehr ohne mich antreffen würde, ob wir siamesische Zwillinge wären und so weiter.

Und obwohl ich trotz ihren ganzen Unterstellungen immer wieder versucht hatte, bei Adam ein gutes Wort für sie einzulegen und die beiden zusammenzubringen, war es letztendlich nichts geworden, Da Adam einfach kein Interesse an ihr hatte. Zumindest nicht in dem Sinne.

Als ich versuchte, ihr das schonend beizubringen, war sie damals völlig ausgerastet:

*Flashback*

"Das war ja klar! Er hat doch wieso m sowieso nur Augen für dich! Er hatte schon immer nur Augen für dich! SCHON IMMER!! Ich war immer nur das Anhängsel, dass man quasi dazukaufen muss, wenn man das Gute haben will! "

"Carly, das stimmt doch überhaupt nicht! Wir sind beste Freunde und dass er kein Interesse an dir hat, hat nichts mit mir zu tun! "

"Natürlich, er liebt dich und du checkst es nichmal! Du hast ihn mir einfach weggenommen! "

"Nein, Da ist nichts zwischen uns! Auch nicht von seiner Seite! Mal abgesehen davon, dass ich niemals etwas mit ihm anfangen würde, weil du ihm nämlich liebst und mir unsere Freundschaft schon immer wichtiger war als irgendein Kerl und das weißt du. "

"Da bin ich mir nicht mehr sicher. Schau doch, wie ihr miteinander umgeht! Und ja natürlich, du musstest schon so einige Kerle wegen mir abschießen. Alle wollten immer dich, du warst schon immer das perfekte Mädchen, dass jeder für sich haben musste! "

"Carly, Jetzt hör mit dem Mist auf und glaub mir einfach, dass da nichts ist. Im Gegenteil, ich habe sogar versucht, euch zu verkuppeln, habe bei ihm stets von dir geschwärmt, aber Liebe kann man nicht erzwingen.", versuchte ich ihr sanft einzureden.

"Du bist ja so unglaublich gütig! :o
Weißt du, Scarlett, hör einfach auf mit deinen scheiß Lügen. So eine beste Freundin brauche ich nicht.", mit diesen Worten hatte sie auch umgedreht und war gegangen, hatte mich in der Schule ignoriert und war iwie auf die schiefe Bahn geraten, hatte sich auf die falschen Freunde eingelassen und die Schule abgebrochen.

*Flashback Ende *

Ob ich sie ansprechen sollte? Sie fehlte mir. Ich wollte meine Carly wieder. Ich hatte gute Freunde, Ja. Und ich hatte auch noch Kontakt zu Nila, aber das war einfach nicht das selbe.

"Carly! "

Sie stockte.

"Carly, dreh dich um."

"Scar... ", hauchte sie. Ihre Stimme klang rau.

Adele zupfte an ihrem Arm.

"Mama, wer ist das? "

Ein Augenblick schien sie zu überlegen, Dann gab sie ihrer kleinen Tochter eine Antwort, die ich nicht erwartet hatte...

Victimized by him (Sangster)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt