Ein etwas anderes Training

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Andreas hatte sich entschieden. Er wollte in die »Andere Welt«, denn inzwischen hatte er seinen Drachen ins Herz geschlossen und deshalb für sein Wachstum sorgen. Außerdem sagte ihm eine innere Stimme (nicht Taniran), dass es die richtige Entscheidung sei. Wie viele Kinder bekämen die Chance eine magische Schule zu besuchen.

»Sehr schön«, sagte Friedrich. »Ich hatte gehofft, dass ihr euch so entscheidet. Und nun beginnen wir mit dem Vortraining.«

Ohne Ausnahme hatten sich alle Schüler, mitsamt ihrer Drachen, auf der Lichtung versammelt und waren gespannt, wie dieses Training nun aussehen würde.

Angesichts dessen hatte sich der Ort, an dem sie jahrelang immer wieder waren, etwas verändert. Eine Menge Sportgeräte, Klettergerüste und sogar eine paar Kameras, mit Laptop auf einem Campingtisch waren an einem Tag aufgestellt worden. Zudem entdeckten sie, am Computer sitzend, eine ihnen wohlbekannte Dame. Es war die junge Frau Hansen, die bei Friedrichs Dojo eigentlich nur die Buchhaltung und sonstigen Papierkram macht.

»Hallo Kinder, heute werde ich euch ebenfalls zur Seite stehen. Ich freue mich auf gute Zusammenarbeit. Sämtliche Daten, werden mithilfe der Kameras aufgezeichnet und ausgewertet.«

Was wollte sie machen. Alexandra fragte sofort nach, was sie damit meinte.

»Es ist klar, dass ihr das nicht versteht.«, sagte Friedrich »Heutzutage gibt es ja die Möglichkeiten, der Computerwissenschaft. Mithilfe eines genau dazu entwickelten Programmes bin ich in der Lage einige Stärken und Schwächen von euch zu erfassen.«

Fabian wirkte ein wenig verdutzt und fragte, ob er, als ihr Trainer, das nicht schon längst wüsste. Ein Lächeln kam über Friedrichs Gesicht und er antwortete, dass das zwar wahr wäre, aber nicht die in Verbindung mit ihremDrachen.

Nun sollte sich jeder in einer Reihe aufstellen, nochmal tief durchatmen und nacheinander die gestellten Aufgaben bewältigen. Vorher demonstrierte Friedrich noch jede Ebene. Als erstes sollten sie versuchen auf dem aufgebauten Gerüst von einer großen Plattform auf die nächste zu springen, die allerdings jeweils zwei Meter Abstand hatten. Friedrich kam da problemlos rüber, aber wie sollten seine Schüler das machen. Sie müssten nur versuchen ihr Chi, mithilfe ihrer Drachen, in ihre Beine zu lenken und damit nach vorn springen. Natürlich gab es unter ihnen, aus Sicherheitsgründen, noch ein Auffangnetz.

Andreas machte den Anfang und er war, wenn man bedenkt was er neulich bei dieser Geschichte mit Apokalypso passiert war, sehr zuversichtlich. Er schaffte die Sprünge ohne Probleme, genauso, wie Fabian und Alexandra, die gleich nach ihm kamen. Bei anderen sah es jedoch nicht so tadellos aus. Die meisten schafften den Sprung nicht, oder konnten sich noch am Rand festhalten, wodurch sie sich zum Glück, mit etwas Konzentration doch noch hochziehen konnten.

Im nächsten Abschnitt sollten sie ein Tor, aus Holz hochheben, um weiterzukommen. Das sollte als Kraftprobe dienen und im Normalfall wäre dies zu schwer für sie, aber fast alle schafften es. Für die, die das Tor noch zu viel wog, mussten auf einen Weg laufen, der außenherum führt.

»Das wird schon noch«, sagte Friedrich »lasst euch nur nicht davon entmutigen.«

Ein paar weitere Übungen folgten und die meisten absolvierte jeder überraschend leicht. Besonders Andreas, Fabian und Alexandra schafften alles mühelos.

Zum Schluss sollten sie nur noch vom Gerüst runterspringen, aber natürlich in ein Netz.

»Was meint ihr?«, fragte Andreas lächelnd zu Fabian und Alexandra.

Alle drei ließen erst mal die anderen vor, was so manchen seltsam vorkam. Sie sprangen gemeinsam, aber etwas zu weit und somit nicht ins Netz. Das erschreckte jeden, außer Friedrich, der ganz ruhig blieb. Und sie landeten mit einer Selbstverständlichkeit, als wäre es Nichts.

»Meine Güte, warum macht ihr den sowas?«, fragte Frau Hansen völlig außer sich »Diese Höhe ist doch noch nichts für euch!«

Fabian erwiderte gutgelaunt, dass sie drei schon kurz nach erhalten ihrer Drachen ausprobiert hätten, wie hoch sie springen könnten. Da wäre sowas eine Kleinigkeit für sie.

Das empfanden manche als Herausforderung. Besonders Lukas wollte sofort wieder nach oben klettern und ebenso übers Netz hinwegspringen.

»Warte Lukas«, sagte Friedrich »Bevor du das machst, versuch erst mal so weit nach oben zu springen, wie du kannst und dann vorsichtshalber noch ins Auffangnetz.«

Zwar wollte er es gleich ohne Netz versuchen, aber er kannte seinen Meister lange genug, um zu wissen, dass das seinen Sinn hatte.

Lukas ging in die Knie, machte einen großen Satz und überraschend für ihn selbst und seine Kammeraden gelang ihm ein zwei Meter Sprung.

»Ich wollte eh eure Sprungkraft testen, also warum nicht in dem Zusammenhang?« meinte Friedrich seine Schüler.

Entsprechend dieser Aufforderung sprang jeder erst so hoch, wie er konnte und landete im Netz. Zur genauen Abmessung wurde bereits ein großer Maßstab neben dem Landeplatz aufgestellt und jeder sah es als Herausforderung soweit, wie möglich hochzukommen.

»Bei diesen Sprüngen wäre bestimmt jeder Stabhochspringer neidisch, besonders, weil sie keinen Stab brauchen« meinte Frau Hansen, die dabei war die Daten am Computer auswertete.

Es standen noch ein paar weitere Punkte auf der Tagesordnung, wie Sprinten, Gewichtheben und andere kraftraubende Übungen.

Somit war das Training für den heutigen Tag beendet und niemand hatte etwas dagegen. Große Erschöpfung konnte niemand leugnen und jedermann war völlig außer Atem. Ihr Meister erklärte ihnen, dass sich ihre Körper noch an diesen Energieverbrauch gewöhnen müssten. Am nächsten Tag würde es weitergehen und Friedrich verkündete, dass das Training mit ihren Drachen erst richtig anfangen würde.

»Ach wirklich?« fragte Alexandra keuchend auf den Boden liegend »Kein Problem, wir sind ja heute schon über unsere Grenzen gegangen. Also warum morgen nicht gleich nochmal?

Ein Lachen konnten sich Manche nicht verkneifen, aber ihr Meister nahm ihnen das nicht übel. Er hatte das alles in ihrem Alter auch durchgemacht und wusste deshalb, dass das kein Zuckerschlecken war.


Das Erbe von StellamoniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt