Lange sagte niemand von uns etwas, bis Ethan seinen Daumen und Zeigefinger an mein Kinn legte und meinen Kopf anhob, sodass ich ihn anschauen musste.
„Es ist mir egal", meinte er ernst und strich mir sanft mit dem Daumen über die Wange. „Ich will bei dir sein und dir beistehen, Nati. Egal was in deinem Leben passiert. Ich werde dich nicht allein lassen!"
Wieder rannen mir einige Tränen über die Wangen, doch dieses Mal vor Rührung.
Niemals hätte ich gedacht, so etwas Schönes von jemandem zu hören, der nicht aus meiner eigenen Familie stammte.
Der grosse Badboy der Schule zeigte in diesem Moment mehr Herz, als ich je gedacht hätte, dass er es überhaupt besass.
„Danke", flüsterte ich, rutschte zu ihm rüber und lehnte meinen Kopf an seine Schulter. „Danke", wiederholte ich und schloss die Augen.

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*

Einen Tag später sassen meine Brüder und die anderen vier Jungs alle in meinem Krankenzimmer und leisteten mir Gesellschaft.
Von meinen Brüdern wusste ich, dass Mum und Dad bereits auf dem Weg zu uns waren.
Jason, Derek und Jacob wussten nun auch über alles Bescheid und sie wollten mir ebenfalls beistehen. Dies brachte mich natürlich auch gleich wieder zum Weinen.

Wenn ich gewusst hätte, dass sie zu mir standen, egal ob ich nun krank oder gesund war, hätte ich doch bereits viel früher mit der Sprache rausgerückt!
Ob Roxie und Logan auch so dachten wie die Jungs? Ob sie auch zu mir stehen würden?
Sie waren meine besten Freunde, natürlich würden sie das tun!

Bevor ich noch weiter darüber nachdenken konnte, klopfte es an der Tür und John trat in den Raum. Wir alle sahen ihn erwartungsvoll an, als er mit seinem Pockerface auf einem freien Stuhl Platz nahm.
„Ich würde gerne mit Natalia unter vier Augen reden, wenn das möglich wäre", begann er und sah die Jungs nach einander aufordernd an.
Ich sah ihnen an, dass sie gerade wenig Lust hatten mich jetzt alleine zu lassen.
„Wir wollen aber wissen, was mit Nati los ist!", protesierte Jacob und die anderen nickten zustimmend.
„Jungs, es ist schon in Ordnung. Ich schaffe das schon und ihr werdet es später auch gleich als erste erfahren", wandte ich ein und sah sie mit einem aufmunternden Lächeln an.
Einen kurzen Augenblick zögerten sie noch, doch dann verliessen sie den Raum.
Als auch der Letzte von ihnen draussen war und die Tür hinter sich schloss, blickte ich zu John herüber.
Er beugte sich nach vorne, stütze seine Ellenbögen auf seinen Knien ab und seufzte tief. „Ich fürchte ich habe schlechte Nachrichten, Natalia", meinte er und sah mich ernst mit einer Spur von Besorgnis an.
„Was ist mit mir los, John?", fragte ich und war auf der Stelle alarmiert. Wenn er so anfing, dann hatte ich ein riesngrosses Problem.

„Die Chancen stehen hoch, dass du einen akuten Rückfall von ähnlicher Bedrohung wie vor drei Jahren haben wirst."

Meine Welt brach zusammen.
Einen Rückfall.
Wie vor drei Jahren?

Das war die schrecklichste Zeit in meinem gesamten Leben!

„Wie konnte es soweit kommen?", fragte ich leise mit brüchiger Stimme.
„Wir wissen es nicht. Vielleicht hat es damit zu tun, dass du im letzten Herbst das Wunder einmal vergessen hast, aber sicher können wir in deiner Situation nicht sein.
Wir vermuten, dass du das Wunder noch mindestens ein weiteres Mal nicht genommen hast, aber auch da können wir nicht sicher sein."
Ich schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein! Ich hatte das Wunder immer genommen!
Ich konnte mich einfach nicht daran erinnern, es noch ein weiteres Mal vergessen zu haben.

John redete noch weiter auf mich ein, doch ich hörte ihm nicht mehr zu.
Erst jetzt begann ich richtig zu begreifen, was das alles bedeutete.

Ich würde dem Tod wieder ins Auge blicken müssen. Wieder diese unglaublichen Schmerzen ertragen müssen. Wieder in Depressionen versinken. Wieder das zerbrechliche Mädchen sein. Doch das allerschlimmste: Wieder meiner Familie Sorge bereiten. Sie würden wieder alle meinetwegen weinen. Dieses Mal würden es sogar noch mehr sein, die ich ungewollt verletzen würde.
Ich hätte es die ganze Zeit wissen müssen!
Das Leid und das Elend würden in meinem Leben niemals ein Ende finden.
Wie konnte ich nur denken, dass ich dazu in der Lage war, ein normales Leben führen zu können?
Es war strickt und einfach nicht möglich!
Ich würde bis ans Ende meiner Familie weh tun. Das konnte noch Jahre dauern oder auch nur noch wenige Wochen.
Fakt war, dass ich das alles nicht mehr wollte.

Das würde ich unter gar keinen Umständen weder meiner Familie noch mir selber antun!
Da war mein Entschluss gefallen.

Ich sprang mit einem riesen Satz aus meinem Bett und stürmte zur Tür. Ich riss sie auf und rannte den Gang herunter. Die Rufe der Jungs und meines Arztes ignorierte ich einfach.
Noch ein aller letztes Mal sollte meiner Familie wehgetan werden, und dann kein weiteres Mal mehr.
Nur noch einmal Schmerz und Kummer, doch der würde mit der Zeit verblassen.

Während ich rannte, versperrten mir die Tränen die Sicht und ich stolperte mehrere Male über meine eigenen Füsse.
Doch mein Ziel hatte ich ganz genau vor Augen: die Brücke.

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Soo, das wars für heute. ;)

Ich fühle mich gerade richtig gemein. XD

Ich hoffe ihr verzeiht mir. ;P

Vielleicht werde ich bereits am Dienstag wieder eines hochladen...
Mal sehen ;)

Bis dann. :*

Alive - Wie er mir half zu lebenWhere stories live. Discover now