27. Kapitel

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Roxie war in der Englisch Stunde nicht erschienen und auch Logan konnte ich heute nirgends ausmachen. In der Mittagsstunde gesellte ich mich wieder zu den Beliebten, auf Wunsch von Ethan, Jacob und meinen Brüdern. Auch Tessa und die anderen Cheerleader schienen nichts dagegen zu haben. Ich sass wieder alleine auf einem Stuhl und nicht wie die anderen Mädchen auf dem Schoss von einem der Footballspieler. Wieder war ich das einzige Mädchen am Tisch, das eine feste Mahlzeit einnahm. Nicht einmal die Jungs assen wirklich viel. Vielleicht assen sie später? Schliesslich hatten die meisten Schüler bereits nach den nächsten beiden Stunden schon schulfrei. Ich hatte noch Spanisch und dann würde das Training beginnen. Ich musste nach dem Mittag noch kurz zum Sekretariat, um mich beim Schnupper-Training anzumelden.
Der Mittag verging nicht sonderlich spektakulär, da ich hauptsächlich dasass und Jacobs Gelaber über mich ergehen liess. Dylan schien darüber sichtlich amüsiert gewesen zu sein, während Mason, Meik und Aiden dies ganz und gar nicht lustig fanden. Ganz im Gegenteil: Sie sahen sogar so aus, als würden sie Jacob gleich den Hals umdrehen. Ethan, auf dessen Schoss es sich Tessa gemütlich gemacht hatte, erwischte ich einige Male dabei, wie er mich ansah. Ich konnte seine Blicke nicht genau deuten. Aber einige Male sah auch er amüsiert aus und ich behauptete einmal sogar eine Spur von Bewunderung in seinen Augen zu erkennen. Es war aber gut möglich, dass ich mich da irrte.
Kurz vor Ende der Pause entschuldigte ich mich und lief geradewegs zum Sekretariat.

„Hallo", lächelte mich die nette Sekretärin an,„wie kann ich dir denn behilflich sein?"
„Ich würde mich für des Cheerleaderteam interessieren und wollte fragen, ob es möglich wäre, dass ich heute beim Training mitmachen kann. Ich habe die Kapitänin bereits gefragt und sie wäre einverstanden", äusserte ich meinen Wunsch.
Die nette Sekretärin hob eine Augenbraue. „Tessa Hollister ist damit einverstanden, dass ein viel hübscheres Mädchen als sie beim Training vorbeischauen kann und somit auch noch ihren Platz als Cheerleaderkapitänin riskiert?", fragte sie skeptisch.
„Oh. Aber ich will ihren Platz doch gar nicht! Ich will nur ausprobieren, ob mir das gefällt. Also das Cheerleaderteam" Auf den ersten Teil des Satzes ging ich erst gar nicht ein. Das würde nur zu einer unnötigen Diskusion führen.
Sie zuckte mit den Schultern. „Also, dann werde ich dich bei Mr Rickson anmelden. Ich glaube er wird nichts dagegen einzuwenden haben, da wir einpaar neue hübsche Cheerleaderinnen gebrauchen könnten."
„Vielen Dank!", strahlte ich und sie zwinkerte mir zu:„Für dich doch gerne Natalia!"
„Sie haben mich erkannt?" Es war eher eine Frage als eine Feststellung, da ich nicht erwartet hätte, dass ausgerechnet sie mich erkennen würde.
„Aber selbstverständlich doch! So ein hübsches und nettes Gesicht würde ich überall wieder erkennen", antwortete sie mir lächelnd und auch auf meinen Lippen breitete sich ein leichtes Lächeln aus. Ich fühlte mich geschmeichelt.
„Na also... Dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag!", verabschiedete ich mich und ging glücklich zu Tür hinaus.

Als ich den Gang entlang ging, bemerkte ich, wie sich jemand an meine Seite gesellte.
„Ich kann nicht glauben, das unsere Sekretärin die erkannt hat, aber sonst niemand an dieser Schule!", raunte mir Ethan zu und ich zuckte etwas zusammen. In seiner Stimme schwang etwas berohliches mit, das ich nicht identifizieren konnte. Woher kam dieser Unterton? Eigentlich durfte mich das nicht überraschen, schliesslich sprachen meine Brüder zwischendruch ähnlich, wenn nicht sogar genau gleich. Mit einer Kälte, die einem eine Gänsehaut über den Rücken laufen liess.
„Naja. Sie scheint eine sehr aufmerksame Person zu sein", stellte ich meine Hypothese.
„Trotzdem kann ich es nicht glauben."
„Was ist daran denn so schwer zu verstehen?!", fragte ich nun etwas aufgebracht. Er war vielleicht der Badboy der Schule, aber er ging mir gerade ziemlich auf die Nerven. Was besonder irritierend war, war, dass ich nicht einmal wusste weshalb. „Wer hatte in meiner ersten Schulwoche schon Notitz von mir genommen? Ich meine: Hast du mich einmal angesehen? So richtig? Nein! Natürlich hast du das nicht getan. Warum solltest du auch? Ich war eben die kleine graue Maus, die für diejenigen unsichtbar ist, die sich nichts aus Mäusen machen und für diejenigen ein Dorn im Auge, die Mäuse verabscheuen. Das ist der Lauf des Lebens. Fressen, oder gefressen werden."
Ethan packte mich am Handglenk und drehte mich so, damit er mich leicht gegen die Wand drücken konnte. Er beute seinen Kopf zu meinem Ohr herunter und raunte:„Ich habe Notitz von dir genommen, Natalia! Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich dagegen wehren wollte, doch dieses kleine graue Mäuschen hat mich fasziniert. Und jetzt? Jetzt bist du keine Maus mehr, von der man bloss fasziniert sein kann. Jetzt bist du eher wie ein wunderschöner, eleganter, kleiner Kolibri, den man begehrt!" Seine Lippen berührten die ganze Zeit über mein Ohr und ich tat mich schwer mich auf seine Worte zu konzentrieren. Doch als ich ihre Bedeutung erfasste, stutzte ich. Ethan schien einen Moment mit sich zu ringen und so standen wir eine Weile einfach nur so da. Für mich hätte der Moment ewig halten können, aber Ethan hatte etwas anderes im Sinn. Ruckartig ballte er die Faust und schlug damit direkt neben meinem Kopf an die Wand, sodass ich ein weiteres Mal zusammen zuckte.
„Ich will mich noch immer dagegen wehren!", sagte er verzweifelt und sah mir in die Augen. Sie strahlten puren Schmerz aus, Verzweiflung und Verwirrung. „Du tust mir nicht gut und ich kann mich nicht von dir fernhalten. Das machst mich fertig." Dann liess er von mir ab und eilte den Gang hinunter. Mich liess er einfach nur verstört und verwirrt zurück. Ich tat ihm nicht gut? Was sollte das den bedeuten? Er ist doch der Badboy, und ich das Goodgirl schlechthin! Er konnte sich nicht von mir fernhalten?
'Natürlich nicht, du Matschbirne! Er hat ja auch ein Sozialkundeprojekt mit dir am Laufen!'
Da hatte ich recht. Trotzdem liess mich unser Gespräch - oder eher sein Monolog, ich hatte schliesslich nur wie versteinert zu gehört - weder in der Doppelstunde Mathematik noch in der Doppelstunde Spanisch los.

Und danach war es auch schon Zeit für das Cheerleadertraining.

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Hallo meine Mäuschen - oder Kolibris, wie ihr auch bezeichnet werden wollt. ;)

Tut mir leid, wenn es einige Schreibfehler gibt. Mir ist erst gerade aufgefallen, als ich wiedereinmal das erste Kapitel gelesen habe, dass es da eine Menge geben muss...

Ich hoffe es hat euch allen trotzdem gefallen!

Grüsschen
CatGirl1313

Alive - Wie er mir half zu lebenWhere stories live. Discover now