25. Kapitel

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Ich spielte wieder einmal auf dem Klavier „The River Flows In You" und sang dazu. Ich merkte erst gar nicht, dass meine Brüders sich nach einer Zeit hinter mir positioniert hatten. Erst als ich keine Lust mehr hatte zu singen, da mir einzelne Tränen über die Wangen liefen, bemerkte ich sie, da sie anfingen zu applaudieren. Vor Schreck viel ich fast vom Stuhl.
„Wow, Nati. Das war wunderschön! Ich habe dich schon so lange nicht mehr singen gehört!", sagte Aiden begeistert.
Ich schluchzte.
„Hey. Was ist denn los, Kleines?", fragte Mason besorgt und kam auf mich zu. Ich warf mich ihm in die Arme und meinte:„Ich vermisse Atlanta so furchtbar! Sie hätte mich in dieser Situation wenigstens genauso unterstützt wie Marry."
Mason strich mir tröstend übers Haar, aber ich bemerkte genau, wie unsicher er war und nicht wusste, was er darauf antworten sollte.
„Na, na, na. Ich konnte diese Idioten, die sich auch unsere Brüder nennen überzeugen, sich auf einen Kompromis einzulassen. Was schlägst du also vor?"
„Dy! Tu nicht so, als ob du die ganze Zeit für einen Kompromis gewesen wärst!", schnauzte Meik Dylan an.
„Aber ich war der, der von Anfang an dafür war, Nats etwas mehr Freiraum zu lassen", verteidigte er sich und Aiden stimmte ihm zu:„Da hat er Recht."
„Würdet ihr jetzt aufhören zu diskutieren? Das bringt uns nicht wirklich weiter!"
„Sauber erkannt, Bruderherz."
Mason lächelte mich an und ich lächelte zurück.
Aiden meldete sich wieder zu Wort und fragte, was ich vorschlüge.
„Ich will, dass ihr mich mehr machen lässt, dass ihr nicht immer jeden meiner Schritte kontrolieren wollt. Ich habe das alles doch nur getan, damit, wenn ihr den anderen sagt, dass ich eure Schwester bin, nicht euren Ruf verliert. Das ist schon mal passiert und wisst ihr, was ich damals für Schuldgefühle gehabt habe? Das will ich nicht mehr. Ich will Erfahrungen sammeln, die jedes Mädchen in meinem Alter macht. Ich möchte meinen Weg ändern, um dann festzstellen, dass es nicht der richtige war, damit ich ihn wieder ändern kann. Jetzt, da mich die Krankheit nicht mehr so sehr einschränkt, will ich so vieles erleben!"
Meine Brüder nickten verständnisvoll und für mich fühlte es sich so an, als würden sie sich zum ersten Mal einmal richtig in meine Lage versetzen und das machte mich glücklich.
„Na gut. Du willst noch nicht, dass die anderen wissen, dass du unsere Schwester bist. Gut, du sagst, wann du es sagen willst. Und du willst zu den Cheerleadern? Okay, kannst du machen. Wir haben uns abgesprochen. Aber eines musst du uns versprechen: Du fängst nichts mit einem der Footballspielern an! Und sonst eigentlich auch mit niemanden. Aber hauptsächlich nicht mit den Footballspielern! Und du wirst nicht zu so einer Bitch, wie Tessa und die anderen Cheerleader. Das heisst: keine zu knappen Kleider. Nicht für die Schule und auch nicht für irgendwelche Partys", erklärte mir Mason. Ungläubig sah ich ihn und die anderen an.
„Heisst das, ihr nehmt mich in Zukunft mit auf Partys?", fragte ich aufgeregt.
„Falls du eine Cheerleaderin werden solltest, dann bist du fast dazu verpflichtet", meinte Meik Achsel zuckend.
„Heureka!", quitschte ich begeistert und warf mich meinen Brüdern an den Hals. „Ich werde alles tun! Danke! Danke! Ihr seid die aller Besten! Auch, wenn ihr mich ziemlich enttäuscht habt."
„Nati, wir wissen, dass du denkst, dass wir dich all die Jahre angelogen haben, aber so ist das gar nicht! Wir haben immer an dich und deine Stärke geglaubt, aber es gab eben Zeiten, an denen wir doch ein bisschen gezweifelt haben, das musst du verstehen. Du hast eine Krankheit, über die man noch vor 16 Jahren kaum was wusste. Bitte sei uns nicht mehr böse." Noch wäherend Aiden mir das erzählte, setzten die anderen einen Dackelblick auf, den nur Atlanta hätte toppen können und deshalb konnte ich nicht anders, als ihnen vorübergehend zu verzeihen. Ausserdem musste ich zugeben, dass ich etwas überreagiert hatte, was das anging, trotzdem... irgendetwas in mir sträubt sich noch immer darüber hinweg zu sehen.
Aber so sind wir Frauen nunmal. Da kann man nichts daran ändern.
„Was wäre ich bloss für eine Schwester, wenn ich euch nicht verzeihen würde! Aber auch ihr müsst mir verzeihen, dass ich einen Alleingang gestartet habe. Das war nicht in Ordnung, schliesslich sind wir eine Familie und müssen zusammenhalten."
„Gruppenkuscheln!", schrie Dylan wie ein kleines Kind und somit entstand eine grosse Ocean-Umarmung.
„Was hält ihr davon, wenn wir in meinem Zimmer einen Film zusammen schauen? Ausserdem gibt es noch Geschenke für dich, Prinzessin", schlug Aiden vor und rein zufälligerweise waren wir alle dafür. Wir liefen einen Stock weiter nach unten in Aidens Zimmer.
„Sucht ihr euch schon mal einen Film aus. Ich gehe noch Marry und den Kuchen holen", meinte Mason und lief runter in die Küche.
„Also, was willst du für einen Film sehen?", fragte mich Aiden und ohne zu überlegen schoss „Twilight!" aus mir heraus.
Dylan und Meik stöhnten. „Muss das denn sein?"
„Ach kommt schon! Gebt euch einen Ruck! Schliesslich habe ich heute Geburtstag und ihr habt die Filme noch nie mit mir geschaut. Bloss Kyle und Atlanta in Emily's Home", versuchte ich sie umzustimmen und Aiden kam mir zu Hilfe:„Ja. Ausserdem ist es erst 16:00 Uhr. Wir könnten nachher noch zwei Filme mehr schauen."
„Dann können wie gleich die letzten drei Filme von Twilight schauen!", schrie ich schon fast und ich war mir fast sicher, dass Aiden daran nicht gedacht hatte.
Ich wartete eine Antwort gar nicht erst ab und rannte noch oben in mein Zimmer, um die Filme zu holen.
Nun sassen wir alle auf Aidens Bett - ausser Marry, sie hatte es sich auf seinem Sessel gemütlich gemacht -, assen Kuchen und schauten tatsächlich Twilight.

Die ganze Zeit liessen die Jungs Kommentare los, was sie von den Vampiren hielten, von den Werwölfen, von Bella und allem.
Es fielen auch Sprüche wie:„Wenn Bella dem Werwolf einen Maulkorb angelegt hätte, so hätte er sie auch nicht geküsst!" Oder:„Müssen Werwölfe Wurmbehandlungen machen? Oder gegen Tollwut geimpft werden?" Oder:„Bella, die Ärmste, wird niemals 'Mensch ärgere dich nicht' spielen können. Schliesslich sind ihre Freunde entweder Vampire oder Werwölfe." Oder von dem konnte ich mich 10 Minuten lang nicht erholen:„Edward kann nie mehr Memory spielen! Auf der Schachtel steht 3-99 und er ist doch bereits 109!"
Wir bekamen etwa die Hälfte nicht mit, bis mein Telefon klingelte. Ich lehnte mich über Mason und Dylan um daran zu kommen und nahm, ohne zu schauen, wer es war, den Anruf entgegen:„Hallo?"
„Natalia! Wo warst du denn heute? Ich habe dich in der Schule gar nie gesehen! Wir sollten wirklich mal mit unserem Projekt beginnen!"
„Ethan!", sagte ich geschockt und meine Brüder wurden darauf ganz leise.
„Also... Das ist seltsam, denn ich habe dich ziemlich oft gesehen", erklärte ich.
Mason streckte den Arm nach meinem Handy aus und wollte es nehmen, doch ich schlug ihm die Hand weg und zischte:„Lass das!"
„Was denn?", fragte Ethan verwirrt und etwas verärgert.
„Nein. Nicht du! Hör zu: Gerade ist nicht sehr praktisch. Wir sehen uns ja dann morgen in Sozialkunde, da können wir dann schauen. Machen wir das morgen. Ja?"
„Gib mir das verdammte Telefon!", schrie Mason schon fast verärgert.
„Halt die Klappe, Mase", direkt als ich seinen Namen ausgesprochen hatte, biss ich mir auf die Lippen.
„Mase? Etwa Mason Ocean?! Du bist bei dem?! Was läuft da?"
„Ethan, bis morgen in Sozielkunde. Tschüss!"
Und dann unterbrach ich die Verbindung.
„Was wollte er?", fragte Aiden mit zusammengebissenen Zähnen.
„Nur etwas wegen unserem Projekt. Nicht so wichtig."
Damit war das Thema erledigt und wir schauten den letzten Film noch kurz zu Ende. Leider war die Stimmung nach Ethans Anruf nicht mehr ganz so ausgelassen wie vorher.

Nach den Filmen ging ich mit den Zwilingen nach oben und dann in mein Zimmer. Dort machte ich mich bettfertig und stellte den Wecker noch eine Stunde früher als sonst, damit ich fürher in die Schule konnte, um noch Hausaufgaben zu machen, die ich heute versäumt hatte.

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Hallo zusammen :)

Heute habe ich mal nichts zu sagen. ;)

Bis Mittwoch :*

Alive - Wie er mir half zu lebenWhere stories live. Discover now