Zweifel

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Mit kraftvollen Sprüngen entferne ich mich vom Ort des Geschehens und fühle mich wie eine Gewinnerin. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich es mal nicht, die alles abbekommt.

Ich habe Gerechtigkeit walten lassen. Gerechtigkeit, die es so nie gegeben hätte. Ich danke Hawk Moth. Ohne seine Kraft wäre ich noch immer die schwächliche Rebecca Starling, die ich seit fünfzehn Jahren bin.

»Justica«, erklingt da seine erfreute Stimme. »Du hast Vergeltung verübt und allen die Stärke gezeigt, die du dir so sehr gewünscht hast. Die Menschen, die dir unrecht taten, haben bekommen, was sie schon so lange verdienten.

»Genau«, bestätige ich und es zaubert sich ein böses Grinsen in mein Gesicht. »Was sie verdienten. Es...hat Spaß gemacht!«

»Haha, das glaube ich dir, doch nun ist die Zeit gekommen, um mir meinen Wunsch zu erfüllen.«

Ich nicke. »Ich habe es nicht vergessen.«

»Gut, dann finde Ladybug und besorge mir ihr Miraculous. Sie hat es mir gestohlen, es gehört einzig und allein mir! Ich will, dass du es ihr wegnimmst - egal wie, selbst wenn du sie dafür töten musst!«

Für den Bruchteil einer Sekunde sagt etwas tief in meinem Innern: »Töten? Das...kann ich nicht...« Aber da geraten diese Worte bereits weit in den Hintergrund und ich steuere den Eiffelturm an. Von ihm aus werde ich Ladybug mit meinen Adleraugen problemlos erspähen...

☆☆☆

Chat Noir

Ich bin zu spät...

Mit einem gezielten Sprung lande ich auf allen Vieren vor dem Sportgeschäft. Beim Aufrichten fällt mein Blick auf all die beschädigten Gebäude, Autos, Laternen und Bäume. Es sieht aus, als hätte ein furchtbarer Sturm gewütet. Und kein Mädchen namens Rebecca...

Schritt für Schritt nähere ich mich der Verwüstung und entdecke Federn, die im Asphalt stecken. Ich bücke mich und ziehe eine von ihnen heraus. Sie ist dunkelviolett und hat die Konsistenz einer Rasierklinge.
Dass ausgerechnet sie dafür verantwortlich sein soll, kann ich nur schwer begreifen. Sie ist doch ein so liebes Geschöpf, dass niemanden je hätte wehtun können. Nicht einmal dieser Bella...

Wie auf Knopfdruck vernehme ich auf einmal leises Wimmern und horche überrascht auf. Zwei Mädchen kommen mir entgegen. Ihre Kleidung ist zerrissen und ihre Haare sind so kurz wie meine. Und erst als sie ihre Köpfe heben und ich ihre Gesichter sehen kann, erkenne ich sie - und sie mich; zum Glück aber nicht als denjenigen, der sie im Kunstraum angefaucht hatte...

»Was ist pas-?«

Unerwartet schmeißt sich diese Bella ungefragt an mich und zerquetscht mich beinahe. »Eine Irre hat uns attackiert!«, heult sie los und ich versuche mich zu befreien.

»Sie sah aus wie Rebecca aus unserer Klasse«, schnieft das andere Mädchen und wirkt völlig fertig.

»Nur in einem total schäbigen Kostüm«, lästert Bella, deren Krokodilstränen schon wieder versiegt sind und ich kann mich endlich aus ihrer Umklammerung winden.

»Wo ist sie jetzt?«, will ich schwer atmend wissen und weiche angewidert zurück.

»Keine Ahnung.«

»Sie ist Richtung Eiffelturm verschwunden«, antwortet das andere Mädchen und geht anschließend langsam davon.

»Nadia, warte!«, ruft Bella, wird aber ignoriert und muss laufen, um mit ihr schritthalten zu können.

Miraculous Ladybug - Wahre GerechtigkeitWhere stories live. Discover now