Freund und Feind

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Mit schnellen Schritten lasse ich die Schule hinter mir und bleibe nach einige Minuten stehen, weil meine Kondition bereits am Limit ist. Während ich wie ein Fisch an Land nach Luft schnappe, habe ich Bellas Worte im Kopf, die sich immer wieder von selbst abspielen.

»Wir können doch nicht alle so hobbylos sein! Nur weil die kein Leben hat, sollen wir uns ein Beispiel an ihr nehmen? Wie sehen wir denn aus? Wie Streber?«

Ich...bin keine Streberin, nur weil ich meine Hausaufgaben immer mache. Ich mache sie, um zu lernen, um den Stoff zu verfestigen und um dann gute Noten zu schreiben. Diese brauche ich doch, damit mein Zeugnis gut aussieht und damit ich mich an einer Universität einschreiben kann. Es ist mein Ziel später zu studieren. Am liebsten Jura. Wenn ich Anwältin bin, kann ich nämlich anderen Menschen helfen und sie verteidigen. Wobei...das schaffe ich ja nicht einmal bei mir selbst... Andererseits ist bis dahin ja noch viel Zeit. Und eines Tages schaffe ich es auch Bella meine Meinung zu sagen. Dass sie eine total respektlose und eingebildete, nicht zu vergessen oberflächliche Person ist, die sich erst einmal mehr Menschenkenntnisse aneignen sollte, bevor sie über andere urteilt oder herzieht!

Ja, genau das würde ich ihr mitten ins Gesicht sagen wollen. Es wäre nicht mal gelogen, sondern die reine Wahrheit. Zu dumm, dass mir dazu aber die nötige Stärke fehlt...

Nachdem ich wieder normal atmen kann, setze ich meinen Weg fort. Ein Blick auf mein Handy verrät mir zusätzlich, dass es erst kurz nach zwölf ist. Wenn ich jetzt sofort nach Hause gehe, könnte ich weiter am Kunstprojekt arbeiten und mir dabei viel Zeit lassen. Obwohl...die Nacht kann ich dazu auch nutzen, da sie sowieso wieder lang und schlaflos sein wird.

Ich bin so mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich erst dann mitbekomme, dass ich mich auf dem Gehweg ziemlich breit gemacht habe, als ich jemanden anremple.

»Ent-Entschuldigung...!«, entfährt es mir erschrocken und ich streiche mein störendes Haar aus dem Gesicht, nur um dann festzustellen, dass Adrien neben mir steht.

»Kein Problem«, entgegnet er und mustert meine Mähne. »Wow!« Er wirkt beeindruckt und das bringt mich kurz zum Schmunzeln. Dies scheint er sogar zu bemerken, was ich bemerke und schnell weggucke.

»Ähm...für Sport möchte ich mich auch noch mal entschuldigen«, murmle ich hinter vorgehaltenen Händen und frage mich, woher denn nur der Mut kommt mit ihm zu sprechen.

»Nein, nein. Es ist meine Schuld, du hast dich wegen mir erschreckt.«

Darauf sage ich nichts, sondern blicke bloß auf meine Stiefel, als sich fremde Füße dazugesellen und völlig unerwartet grüne Augen von unten in mein Gesicht schauen.

»Bist wohl etwas schüchtern, was?« Er lächelt und ich erröte.

»J-Ja.«

»Musst du doch gar nicht sein, ich tue dir nichts.«

»...Danke.«

»Hm?« Jetzt sieht er mich verwundert an und ich halte mir die Hände vor den Mund.

Oh!

»Was meinst du damit?«, will er logischerweise nun wissen und richtet sich wieder zu seiner vollen Größe auf, sodass er seinen Kopf etwas senken muss, weil ich ein ganzes Stück kleiner bin.

Miraculous Ladybug - Wahre GerechtigkeitWhere stories live. Discover now