EIGHT

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feel the winter coming on,
hear it in the crackling trees.
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Neben Mitternachtssnacks jeglicher Art schien Wanda Maximoff vor allem eines zu lieben – amerikanisches Realityfernsehen

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Neben Mitternachtssnacks jeglicher Art schien Wanda Maximoff vor allem eines zu lieben – amerikanisches Realityfernsehen.

Sie lag auf dem Bauch inmitten des Bettes, das ich die vergangene Nacht bezogen hatte und sah mit verklärten Blick in Richtung eines Bildschirms über dem Schreibtisch, an dem ich gerade versuchte, eine E-Mail zu verfassen.

Während ich die sanftesten, entschuldigendsten Worte an Mrs. Jennings zu formulieren versuchte, die wahrscheinlich gerade verrückt wurde vor Sorge, dröhnte aus dem Fernseher über mir lautes, irrsinniges Geschnatter, obszöne Beschimpfungen, die mit durchdringenden Pieptönen ausgemerzt wurden und Wandas ständiges Gelächter vermischte sich unangenehm mit dieser ohnehin schon horrenden Geräuschkulisse.

„Warum tust du dir das an?", fragte ich irgendwann, als ich zum zehnten Mal meinen soeben begonnenen Satz gelöscht hatte, der aus unerfindlichen Gründen überhaupt keinen Sinn ergeben hatte.

Wanda, die die Fernbedienung zwischen ihren Händen umherschweben ließ – eine Angewohnheit, die ich öfters an ihr beobachtet hatte –, sah zu mir hoch.

„Es ist lustig. Ihre Probleme sind lustig. Die eine hat gerade ihren Diamantenohrring im Meer verloren und schreit die halbe Welt zusammen." Wanda kicherte und sah wieder auf den Bildschirm über meinem Kopf.

Ich seufzte. Hier herrschte keine sonderlich produktive Stimmung – und ich musste diese Mail schreiben. Das war ich all den Jahren, die Mrs. Jennings sich um mich gesorgt hatte, schuldig.

Steve hatte mir auf meine Bitte hin einen PC zur Verfügung gestellt, denn mein Handy hatte er noch in London auf dem Appartementboden meines Vaters zurückgelassen, wie er mir verlegen gestehen musste.

Mit einem letzten entnervten Schnauben klappte ich den Laptop zu, und stand auf. „Ich geh wohin, wo es weniger laut ist."

Wanda nickte abwesend, ein schadenfrohes Grinsen auf ihrem Gesicht gepflastert. Wahrscheinlich war irgendjemand von dieser unsäglichen Familie ertrunken und Wanda hatte ihren Spaß daran.

„Du bist ganz schön sadistisch", sagte ich, während ich mir eine Jacke überzog.

„Danke, du auch", grinste sie und ich seufzte. Sie hatte mir überhaupt nicht zugehört.

Kopfschüttelnd klemmte ich mir den schmalen Computer unter den Arm und verließ die Suite, aus der Wandas Gelächter selbst durch die geschlossene Tür noch hindurch schallte.

DaybreakWhere stories live. Discover now