Geschlagen

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Johanna

Ich saß mittlerweile auf einen Stuhl und hielt mir ein Kühlpack an den Hinterkopf. Ich war wohl kurzzeitig bewusstlos, weshalb ich schnell untersucht worden war, damit man wusste ob ich eine Gehirnerschütterung hatte. Der Arzt meinte ich hätte zwar nur eine Platzwunde, aber keine Gehirnerschütterung. "Es tut mir so leid, Johanna. Das wollte ich nicht!", sagte Harry schon zum mindestens hundertsten Mal. "Harry, beruhige dich! Ich bin froh, dass du mir nur eine Glasflasche gegen den Hinterkopf geschlagen hast." Er stand völlig aufgelöst vor mir und hatte irgendwie einen Welpenblick drauf. Diese Seite kannte ich noch gar nicht an ihm. "Du hättest aber fast den Kerl erwischt und ich habe gedacht du wärest diese Type." Er lief aufgeregt auf und ab. "Hey, sei froh, dass ich ziemlich hart im nehmen bin. Was hat er eigentlich mitgehen lassen?" "Nur einen sehr dünnen Dolch, den ich vor ein paar Jahren gemacht habe. Er ist nicht besonders, aber nur er ist nicht mehr da", antwortete mir Harry. Das ist komisch, war mein erster Gedanke. "Warum macht sich jemand so viel Mühe für einen nicht einmal wertvollen Dolch?", fragte ich mich selbst. "Ich weiß es nicht", sagte Harry. "Johanna!" Ich drehte meinen Kopf und sah Sherlock, der zu mir gerannt kam. "Wie geht es Dir? Was ist passiert? Wer war das? Und wieso..." "Sherlock beruhige Dich, es ist alles in Ordnung!", sagte ich und lächelte ihn an. "Ich habe nur eine kleine Platzwunde. Harry hat mir versehentlich eine Glasflasche gegen den Kopf geschlagen, da er dachte ich sei der Einbrecher. Mir geht es gut, das kannst Du mir glauben. Ich habe nur ein bisschen Kopfschmerzen, aber sonst ist alles in Ordnung." Sherlock hockte vor mir und hatte wieder einmal diesen besorgten Blick drauf. Ich stellte mich hin und legte das Kühlpack auf den Tresen, der direkt neben mir stand. Ich hielt Sherlock meine Hand hin und zog ihn hoch. "Du musst Dir echt keine Sorgen machen. Und jetzt hör auf mich so anzugucken, es wird langsam unheimlich." Er nickte und lächelte mich schwach an.
Wenig später saß ich mit Sebastian in der Kantine vom Barths. Mein Schwert lehnte an dem Tisch, an dem wir saßen. Mittlerweile hatte man heraus gefunden, dass Seb's Wundheilung doch besser war als gedacht, und er könnte vielleicht schon übermorgen wieder mit nach Hause. "Und der Kerl hat es wirklich nur auf diesen Dolch abgesehen?", fragte er mich irritiert und schob sich eine weitere Gabel voll Essen in den Mund. "Ja, nur der Dolch ist weg. Alles andere ist zwar über all verstreut, aber noch da", antwortete ich und spielte mit der Tasse, in der mein Tee war, herum. "Ich habe echt keine Vorstellung warum er nur dieses Ding mitgehen lassen hat. Die Schwerter sind wesentlich wertvoller, das weiß ich. Harry ist der einzige, der solche Schwerter verkauft. Die meisten kosten ein Vermögen", sagte ich. Ich schaute in meine Tasse. Man könnte meinen, dass ich dort die Antworten auf die Fragen, die ich mir stellte, suchte. "Du wirst schon dahinter kommen", meinte Sebastian. "Und zur Not mit mir", fügte er hinzu. "Du, mein Lieber, wirst Dich erstmal ausruhen, wenn Du wieder zu Hause bist. Du sollst ja nicht die Hochzeit von Mary und John verpassen", sagte ich lächelnd zu ihm. "Muss das sein?! Es ist immer so langweilig zu Hause", jammerte Seb. "Es ist wesentlich aufregender wenn Sherlock da ist, das kannst Du mir glauben." Er sah mich böse an. "Was?! Was habe ich getan?", fragte ich ihn. "Ich kann Deinen Bruder noch immer nicht leiden", grummelte er. "Ah, da läuft der Hase", sagte ich und stellte meine Tasse auf den Tisch. Ich nahm Seb's linke Hand, die auf dem Tisch lag. "Wenn Du ihn besser kennen lernst, wirst Du ihn auch mögen", sagte ich und sah ihm tief in die Augen. "Das wird nicht einmal in hundert Jahren passieren!" Ich sah auf den Tisch und seufzte einmal. Warum können die beiden sich nicht einfach mögen? Ich sah wieder auf. "Bitte versuche Dich ihm gegenüber nett zu verhalten. Für mich", sagte ich flehend. "Ich versuche es", sagte er. "Aber wenn er auch nur ein falsches Wort von sich gibt, kann ich nichts versprechen", fügte er hinzu. Ich lächelte ihn an und schüttelte den Kopf. "Das ist nun mal Deine Art und Weise", sagte ich.
Eine Stunde später saß ich zu Hause auf der Couch und las ein wenig. Sherlock war gerade dabei seine Trauzeugenrede weiter zu schreiben. Plötzlich hörte ich jemanden die Treppe hoch rennen. "Was ist passiert?", hörte ich Lestrades Stimme sagen. Sherlock hielt ihm ein Buch entgegen. "Ich brauche lustige Geschichten über John", antwortete er. Lestrade sah ihn böse an. Jetzt hörte ich die Sirenen der Autos der Polizei und... einen Helikopter?! Ich schaute zu Sherlock, der gerade seinen Notenblättern hinter her sah, die durch den aufkommenden Wind vom Ständer wehten. "Sherlock, was hast Du jetzt schon wieder angestellt?", fragte ich ihn.

Zwei Tage später...

Lestrade war noch immer auf Sherlock sauer und sprach kein einziges Wort mit ihm. Immerhin hatte Sherlock ihn von einer wichtigen Verhaftung abgehalten. Ich lief gerade zum Barth's um Seb abzuholen, der heute entlassen werden sollte. Wenig später ging ich durch die Tür zu Seb's Zimmer. "Hey, kleine", begrüßte er mich. Ich ging zu ihm und gab ihn einen Kuss. "Na, dickerchen", sagte ich grinsend. "Ey, so dick bin ich doch gar nicht geworden", sagte er beleidigt. "Ich wollte Dich doch nur aufziehen. Komm wir sollten Dich langsam nach Hause bringen, bevor sie sich es doch noch mal anders überlegen." Damit reichte ich ihm meine Hand und half ihm vom Bett auf. Er nahm sie dankend an und hievte sich hoch. "Ich hoffe Du bist schon mobil genug für nächste Woche", sagte ich zu ihm. "Für John und Mary immer", sagte er und holte seinen Koffer, in dem seine ganzen Sachen waren. "Das freut mich", sagte ich und nahm ihm den Koffer ab. "Jetzt komm, wir fahren mit dem Taxi nach Hause." Er hakte sich in meinen Arm ein und folgte mir.
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Hier ist das nächste Kapitel! Ich hoffe es gefällt Euch!
Eure
Dalver_friend

Die Schwester des Sherlock Holmes (Buch 2)Where stories live. Discover now