Der Anruf

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Ungefähr fünf Stunden später war noch immer keine Spur von Seb zu entdecken. Langsam wurden meine Sorgen größer. Normalerweise dauerte das nicht so lange. Ich lief seit ungefähr einer Stunde im Zimmer auf und ab. "Du musst sachlich denken, Johanna. Gefühle stehen einem nur im Weg." "Sherlock, das hilft mir gerade echt nicht!", blaffte ich ihn an. "Wie kannst Du nur Gefühle für ihn haben? Allein schon sein Name: Sebastian Walters. Ich glaube nicht, dass das sein richtiger Name ist", sagte Sherlock. "Sherlock!" Ich lief weiter auf und ab und er fing wieder an über Sebastian zu reden. "Außerdem ist er wahrscheinlich nicht der, für den Du ihn hälst. Außerdem sind Gefühle nur auf der Verliererseite zu finden." "Sherlock, jetzt reicht es mir! Ich bin kein kleines Kind mehr! Und, wenn Gefühle, wie Du sagst, nur auf der Verliererseite zu finden sind, dann bin ich gerne eine Verliererin!" Er sah mich mit großen Augen an und legte sich auf das Sofa. Er nahm seine Nachdenk-Pose ein. "Eines möchte ich Dich, aber bitten. Ich möchte nie wieder so einen Anfall von Gefühlen vor meinen Augen haben. Das war einfach nur ekelhaft. Ich kann dankbar sein, dass ich bei Mrs. Hudson einen Unterschlupf gefunden habe." Jetzt konnte ich nicht mehr anders als wütend in mein Zimmer zu stürmen. Ich griff mir das Schwert, hängte eine Versuchs-Puppe an die Decke und steckte allˋ meine Wut und Besorgnis in die Hiebe.
Eine halbe Stunde später ließ ich mich erschöpft auf die Knie fallen. Das hatte ich nun davon. Mir tat alles weh und ich war völlig außer Atem. Plötzlich klingelte mein Telefon. Ich erkannte die Nummer und ging ran. "Seb, wo bleibst Du?", fragte ich. "Leider kann ich nicht behaupten Sebastian zu sein", sagte Lestrades Stimme. "Wo ist er, Lestrade?", fragte ich. "Nun ja, irgendwie ist das ganze aus dem Ruder gelaufen", sagte er und ich konnte förmlich spüren wie er sich nervös am Nacken kratzte. "Wie aus dem Ruder gelaufen?" Ich wurde nun ein bisschen energischer. "Na ja..." "Himmel Herr Gott, sagen Sie endlich gerade heraus was mit ihm ist!" Kurze Stille herrschte am anderen Ende der Leitung. "Lestrade!", schrie ich in das Telefon. "Ist ja gut. Er wurde angeschossen." Ich war geschockt. "Das ist doch nicht Ihr Ernst oder?" "Leider doch...." "In welchem Krankenhaus ist er?", fragte ich. "Ich glaube im Barthˋs", antwortete er. "Ich hoffe für Sie, dass er nicht bei Molly Hooper auf dem Tisch liegt", sagte ich und beendete das Gespräch. Ich rannte ins Treppenhaus zu der Garderobe und zog schnell meinen Mantel an. Ich überflog jede zweite Stufe und war schon fast an der Tür, als Sherlock mich festhielt. "Was ist los?", fragte er. "Seb wurde angeschossen, lassˋ mich bitte los. Ich muss zu ihm", sagte ich verzweifelt. "Ich komme mit", sagte Sherlock und zog seinen Mantel an. Ich rannte raus und stellte mich mitten auf die Straße vor das nächst beste Taxi. "Halt, Polizei!", schrie ich während ich den Ausweis vorzeigte. Was der Taxifahrer allerdings nicht wusste, war das es einer von Sebˋs 'verschwundenen' Ausweisen war. Ich setzte mich schnell ins Taxi und sagte wo wir hin wollten.
Kaum zehn Minuten später waren wir da. Ich sprang aus dem Taxi und rannte ins Krankenhaus. Völlig außer Atem an der Rezeption angekommen fragte ich, ob ein Mann namens Sebastian Walters hier wäre. "Entschuldigen Sie bitte, aber gehören Sie zu seiner Familie?", fragte die Frau. "Ja", log ich. Ich musste unbedingt zu ihm. "Er ist noch im OP, aber ich kann Ihnen Bescheid sagen, sobald er im Aufwachraum ist." "Ja, das wäre nett", sagte ich und begab mich in den vorderen Wartebereich. Sherlock saß bereits auf einem der weißen Sessel. Ich setzte mich in dem neben ihn und legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Du hättest nicht so rennen dürfen", sagte er zu mir. "Ich weiß, aber was würdest Du tun wenn John angeschossen werden würde?", fragte ich ihn. Er antwortete nicht, aber ich wusste, dass er damit sagen wollte 'Genau das gleiche'.
Nach drei Stunden hatte ich immer noch nichts von Seb zu hören bekommen. Meine Besorgnis wurde immer größer und größer. Sherlock merkte es wohl und legte einen seiner Arme um mich. Ich wehrte mich nicht, denn irgendwie beruhigte es mich, wenn er solche einfachen Gesten machte. Plötzlich klingelte mein Handy. Der Anrufer hatte seine Nummer unterdrückt. Stirnrunzelnd nahm ich das Gespräch an. "Hallo." "Guten Tag, Ms. Holmes", sagte eine verzerrte Stimme. "Wer sind Sie?", fragte ich. "Niemand bedeutendes, aber an ihrer Stelle würde ich mir merken zu was ich fähig bin." "Bitte was?", fragte ich irritiert. "Ich meine ihren Freund." Jetzt verstand ich. Der Anrufer war Schuld an dem was Sebastian wiederfahren war. "Ich schwöre, dass ich, wenn ich Sie erwische, Sie eigenhändig töte", sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen. "Das habe ich mir schon gedacht", sagte er und legte auf. Ich legte auf und sah wütend auf. Ich werde diesen Mistkerl finden, koste es was es wolle!
"Miss? Mir wurde gerade bescheid gegeben, dass Mr. Walters im Aufwachraum ist." Ich nickte ihr zu und sah zu Sherlock. "Du kannst nach Hause gehen. Den Rest schaffe ich alleine", sagte ich zu ihm und ging los.
"Wissen Sie in welchem Aufwachraum er ist?", fragte ich die nette Frau von der Rezeption. "Ja, er ist in Aufwachraum drei." "Danke." Ich ging schnell in den Trakt in dem die Aufwachräume lagen. Ich suchte die Türen ab und fand auch schließlich den mit der Nummer drei. Ich öffnete vorsichtig die Tür und schaute, ob ich im richtigen Raum war. Schnell erkannte ich Seb, der auf dem Bett lag. Ich ging in den Raum, schloss die Tür und setzte mich auf den Stuhl neben ihm. "Oh, Sebastian, was machst Du nur für einen Mist?", flüsterte ich. Ich nahm seine Hand und beobachtete seine Werte.
Ungefähr eine Stunde später kam ein Arzt in das Zimmer. "Guten Tag, Miss Holmes", sagte er. "Bin ich so bekannt, dass man mich selbst hier erkennt?" "Unterstellen Sie nicht Ihre Bekanntheit. Sie sind schon fast der neue Superstar Londons." "Ich wünschte ich wäre es nicht", sagte ich und guckte wieder zu Sebastian. "Wann meinen Sie wacht er auf?" Er schaute zu Sebastian und dann auf seine Akte. Er atmete leicht aus. "Das ist schwer zu sagen. Vielleicht wacht er in der nächsten Stunde auf vielleicht aber auch erst morgen." Ich atmete tief ein und dann wieder aus. "Machen Sie sich keine Sorgen, er wird das schon schaffen." Ich nickte und musste lächeln, weil ich an seine sturköpfige Art und Weise denken musste. "Das glaube ich auch", sagte ich. "Sie sollten lieber nach Hause und sich ein wenig ausruhen. Ich gebe Ihnen bescheid sobald er aufwacht."
Schweren Herzens ging ich nach Hause, doch ich fand nur eine leere Wohnung und zwei Packungen Fish and Chips vor. Ich nahm die eine und setzte mich auf einen der Sessel. Mir ging dieser Anrufer nicht mehr aus dem Kopf. Warum hatte er Sebastian so etwas angetan. Das werde ich definitiv herausfinden. Ich beschloss morgen weitere Untersuchungen zu machen. Ich war nämlich todmüde und musste erstmal eine Mütze Schlaf haben. Ich ging in mein und Sebastians Zimmer und legte mich einfach aufs Bett, ohne mich umzuziehen oder die Decke über mich zu ziehen. So schlief ich auch schlussendlich ein und entglitt in eine verwirrende Traumwelt.
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So, hier ist dann mal das nächste Kapitel. Ich hoffe, dass es Euch gefällt!
Eure
Dalver_friend

Die Schwester des Sherlock Holmes (Buch 2)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora