Joker & Harley

Chapter 35

Als sich der Joker wieder von ihr löste und ein paar Schritte nach hinten ging, merkte sie erst, wie schön es eigentlich war.

Sie hatte ihn geküsst. War es genau dieser eine Moment, auf den sie schon immer gewartet hatte, oder war es dieser, vor dem sie am meisten Angst hatte?

Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Er schaute ihr immer noch in die Augen, bis er sich schließlich wieder seinem Computer widmete.

„Und? Was sagst du, Harley? Trittst du unserem Team bei?" Sie schaute ihn mit einem nachdenklichen und etwas zerstreuten Gesichtsausdruck an.

„Ich... ich... weis... nicht." Seine Miene verfinsterte sich etwas. Hatte sie was falsches gesagt? „Naja, einmal Doktor-immer Doktor!", sagte er beleidigt und schaute angestrengt auf den Computer. Harleen überlegte nochmals. Sie fand den Gedanken, dem Team des Jokers beizutreten, sehr amüsant. Aber was würde dann aus ihrem Job werden?

Und was würde ihre Familie sagen? Sie waren die einzigen, die je zu ihr gehalten haben. Aber ihre Entscheidung stand fest! „Okay, ich trete euch bei!"

Der Joker wandte sich schlagartig von dem Bildschirm ab und kam mit einem überraschten Gesichtsausdruck nochmals auf Harleen zu. „Sind Sie sich denn auch ganz sicher, Doc?", sagte er mit einem Hauch Ernsthaftigkeit und einer kleinen Prise Scherzhaftigkeit.

„Zeigen wir der Fledermaus was passiert, wenn man Nacht für Nacht nichts besseres zu tun hat, als irgendwelche friedlich-lebenden Menschen zu Kartoffelbrei zu schlagen!"

Der Joker fing an, zu grinsen, bis er es sich nicht mehr verkneifen konnte und lauthals loslachte. „Na dann, Harley, fangen wir doch mit der Zerstörung von Arkham an! Komm mit!" Harleen aber schien noch etwas auf dem Herzen zu haben.

„Für so etwas aber habe ich das falsche Outfit!" Mittlerweile erkannte sie sich selbst nicht mehr. Sie wollte Arkham zerstören und den Joker hatte sie auch geküsst! Wo war sie da nur wieder reingeraten? Aber sie wollte es so. Sie hatte sich für diesen Zweig entschieden und wollte auch dort weitergehen.

Es war ihre alleinige Entscheidung, was sie aus ihrem Leben machen würde und nun wusste sie es ganz genau. Sie wollte zur Truppe des Jokers und der anderen gehören.

Sie wollte Batman zeigen, dass nicht jeder vor ihm Angst hat und dass er seine Wut gefälligst nicht an dem Joker auslassen sollte. Der Joker antwortete mit einem glücklichen Tonfall: „Da hinten im Lagerraum müsste eine Kiste mit allerlei Klamotten und Kostümen sein. Schau da mal nach!"

Sie lächelte ihn noch einmal an und ging dann in den Lagerraum. Sie sah die große Holztruhe ein paar Meter vor ihr stehen. Sie öffnete sie und kramte in ein paar alten Sachen herum.

Sie wollte genauso furchterregend und gleichzeitig seriös rüberkommen wie der Joker. Erst fand sie ein langes, weißes Kleid. „Wie langweilig!" Dann eine Hose, dessen rechtes Hosenbein schwarz, und das linke rot war. Sie zog ihre Hose aus und probierte diese gleich an.

Sie passte perfekt. Jetzt brauchte sie nur noch das passende Oberteil. Sie fand ein Oberteil in denselben Farben: die rechte Hälfte war rot und die linke schwarz. Sie zog sich auch das über. Zudem kramte sie aus ihrer Handtasche noch ein paar Schminkstifte raus und malte sich im Gesicht weiß an und um die Augen herum ein leicht betontes Schwarz.

Sie ging zurück zum Joker, der immer noch vor dem Bildschirm stand und sehr angestrengt darauf starrte. Sie kam langsam auf ihn zugelaufen.

Er bemerkte sie erst gar nicht, aber als sie dann ein leises „Hi." von sich gab, wurde er auf sie aufmerksam und musterte sie von oben bis unten. Sie schien ihm zu gefallen, denn auf seinem Gesicht machte sich ein breites Grinsen breit.

„Harley?", sagte er etwas sprachlos. Sie kam noch etwas näher zu ihm. „Sag Hallo zu Harley Quinn!"