Rêvasser - In Gedanken wo anders

Angst

Er sitzt auf seinem Bett.
Die Arme um seine Beine geschlungen,
den Kopf gesenkt.
Und grübelt vor sich hin.
Denkt an das,
was draußen auf ihn wartet.

Draußen.
Wo es kalt ist.
Und grausam.
Wo die Menschen ihn nicht würdigen.
Und er es nicht wert ist,
gemocht zu werden.

Im Schutz seiner Lieben verkriecht er sich.
Und bleibt hier.
Wo es warm und herzlich ist.
Und man ihn willkommen heißt.

Oft würde er gerne eins mit seiner Umgebung werden.
Sich unsichtbar machen.
Einfach unbemerkt bleiben,
um dem Ganzen zu entgehen.
Aber nie klappt es.
Er fällt immer auf.
Immer.

Und jedesmal spürt er die Blicke auf sich ruhen.
Hört die Worte, die sie hinter seinem Rücken flüstern.
Sieht, wie sie mit dem Finger auf ihn zeigen.
Und fühlt sich gedemütigt.
Zerstört.
Einsam.
Und unverstanden.

Und wenn er so daran denkt,
beginnt er zu weinen.
Erst sachte,
dann immer stärker.

Aus ein paar einzelnen Tränen,
die ihm leise die Wangen herunter kullern,
werden Bäche,
und schließlich Flüsse,
die ihn mitreißen.

Und mit jeder Träne zerrinnt sein Selbstvertrauen ein kleines bisschen mehr.

Mit jeder Träne, fühlt er sich schwächer.

Sie haben es geschafft.
Sie haben ihn wieder an diesen Punkt gebracht,
an dem er nur noch das Eine fühlt.
Angst.

Angst vor dem nächsten Tag.
Angst davor aufzufallen.
Angst davor zu weinen und schwach zu wirken.

Und Angst davor zu verlieren.

Gegen die, die ihn hassen und ihn jeden Tag quälen.

Und gegen das Leben.

Und ich?

Ich habe Angst,
dass er sich das Kostbarste nimmt,
das er besitzt.
Sein Leben.

Ich habe Angst,
dass er kurzen Prozess macht,
und einfach alles beendet.
Obwohl einfach es wahrscheinlich nicht ganz trifft.

Ich habe Angst.
Schreckliche Angst.

Um ihn.

Weil er mir etwas bedeutet,
auch wenn er sich als wertlos ansieht.

Weil ich ihn mag,
auch wenn er sich selbst hasst.

Aber es ändert sich nichts.
Rein gar nichts.
Weil er nicht mir,
sondern den Anderen glaubt.

Und so haben wir weiter Angst.