Es gibt einen Grund weshalb ich bei jedem Vergnügungspark, die Gruselsektionen meide wie die Pest, und alles ist auf Ereignis zurückzuführen, das ich mit sieben Jahren erlebte. Meine Mutter höchstpersönlich, dachte es wäre eine hervorragende Idee mich mit auf die Geisterbahn zu nehmen. Dadurch, dass der Ticketverkäufer unfähig war, kleine Kinder, die zu jung für die Bahn waren abzuweisen, landete ich in einen der Wagons mit meiner Mutter und fuhr in mein Verderben. Aber das war noch nicht das Beste. Als sich eine riesengroße Spinne von der Decke abseilte und mich mit ihren roten Killeraugen angriff, erschreckte ich mich so sehr, dass ich aus dem Wagen sprang und mich in der Geisterbahn verirrte während die Wagons weiterfuhren. Das wiederum hieß, dass ein 7-Jähriges, verängstigtes Mädchen alleine in einem Gruselhaus festsaß und von einem Mitarbeiter des Parks befreit werden musste.

Um aber nicht als Weichei bei Jasper anzukommen und als Lachnummer dargestellt zu werden, nehme ich mich zusammen und tue so als ob es das spaßigste auf der Welt wäre.

„Ach quatsch. Ich liebe Geisterbahnen. Wenn ich wollte könnte ich sogar in einer wohnen. Los fahren wir.", rufe ich aufgeregt und mit einem übertriebenen Lächeln im Gesicht zu Jasper, der mich verdutzt ansieht. Da ist sein Plan wohl nicht aufgegangen mich zu verängstigen.

Mit schweißnassen Händen steige ich in die Bahn ein und Jasper folgt mir sogleich. „Und du bist dir sicher, dass du keine Angst haben wirst?", fragt er noch einmal skeptisch und mustert mich von der Seite.

„Nein. Du kannst dich ruhig an mir festhalten, wenn du Angst hast.", sage ich locker und weiß, dass ich diejenige sein werde, die sich an ihn klammert. Wo habe ich mich da wieder reingeritten?

.....

Am Anfang reiße ich mich noch zusammen und lasse die Geisterbahn mit klopfendem Herzen über mich ergehen aber als dann eine große Spinne aus einem Baum hervorspringt kann ich mich nicht länger halten und schreie los. Wie ein kleines Mädchen schreie ich die ganze Geisterbahn zusammen als wäre ein Axtmörder höchstpersönlich hinter mir her und klammere mich schließlich doch an Jaspers Arm fest. Ich habe keine Zeit mich zu erholen als die nächste Attraktion in Form eines Zombies meinen Arm streift und schmiege mich noch näher an Jasper heran sodass ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge schmiegen kann. Die Angst, die mich durchfährt scheint plötzlich alle meine Gliedmaßen zu lähmen und ich bekomme sehr wenig Luft.

„Oh Gott.", murmle ich ein paar Mal hintereinander und spüre wie mir Jasper beschützend einen Arm um die Schulter legt. Das Vibrieren in seiner Brust jedoch zeigt mir, dass er mich gerade auslacht. Ich hätte nicht so angeben dürfen.

„Hat da vielleicht doch jemand ein bisschen Schiss?", flüstert Jasper mir ins Ohr und ich bejahe indem ich den Kopf auf und ab bewege. Die Hitze steigt mir sofort in die Wangen. Was denkt er denn jetzt von mir?

„Es ist gleich vorbei."

„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des..", fange ich an zu beten doch Jasper unterbricht mich. Vermutlich da ich in Deutsch spreche und er mich nicht versteht.

„Was machst du da?", fragt er als wir plötzlich einen steilen Berg hinunterfahren und uns etwas Nasses ins Gesicht gespritzt wird. Ich erschrecke mich, ein Schauer fährt meinen Rücken hinab und Jasper schreit einen Freudenslaut heraus.

Wie kann ihm so etwas Spaß machen'?

„Ich bete..."

„Mensch Bine. Hättest du mir gesagt, dass du panische Angst vor Geisterbahnen hast, wären wir lieber mit einem Karussell gefahren.", sagt Jasper und streicht mir sanft über die Stirn. Ich stöhne auf.

„Ich will einfach nur raus." Wenn ich noch länger in diesem dunklen Gefängnis bleibe, werde ich einen Herzinfarkt bekommen und sterben.

„Bine. Sieh mich an.", sagt Jasper plötzlich und ich hebe zaghaft meinen Kopf. Plötzlich liegen seine Lippen auf meinen und er küsst mich stürmisch. Sofort vergesse ich alles rund um mich herum und konzentriere mich nur noch auf unsere zusammengepressten Körper und seine Lippen, die immer sanfter werden. Die Zeit spielt keine Rolle mehr, die Gruseldinger spielen keine Rolle mehr. Nur mehr er, spielt eine Rolle und dann wird es plötzlich wieder hell.

„Danke.", sage ich lächelnd und sehe ihm tief in die Augen. Ich bin froh, dass er mich geküsst hat um mich abzulenken. Für einen Moment habe ich wirklich keine Angst verspürt und das verdanke ich nur ihm.

Jasper zieht mich aus dem Gefährt und holt schließlich sein Handy aus seiner Hosentasche um etwas hinein zu tippen.

„In der Geisterbahn rummachen. Check.", murmelt er fröhlich und meine Gesichtszüge entgleisen mir. Das hat er nicht getan, denke ich mir und nehme ihm das Handy aus den Hand.

„Wie check?", frage ich ihn vorwurfsvoll.

„Das ist meine Buckeltlist und jetzt habe ich schon wieder eine Sache mehr getan, die ich abhaken kann." Jasper nimmt mir das Handy wieder aus der Hand und ich verschränke die Arme vor meiner Brust. Also hat er es nicht getan um mich zu beruhigen damit ich keine Angst mehr habe, sondern nur wegen seiner blöden Liste?

„Jungs!", flüstere ich leise und marschiere weiter ohne auf ihn zu warten.

*****

Ein ganz langes Kapitel für euch ;)

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Habt einen schönen Tag.

LG

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