Mädchentag

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Heute ist es soweit. Die Mädchen führen mich zu einem Mädchentag oder Beauty Tag aus und ich habe nicht gerade große Lust mich nach draußen in die böse, weite Welt zu begeben. Viel lieber würde ich mich noch ein wenig unter meiner Bettdecke verkriechen. Leider geht das auch nicht, da meine Mutter keinen Halt vor meiner Zimmertür macht und mit dem Staubsauger neben mir saugt während ich schlafe. Ich habe gehört, dass die anderen Mütter genauso gemein sind. Also hört sich ein Mädchentag gar nicht mehr so schlimm an. Unser erstes Ziel ist, eine Mani und Pediküre. Danach folgt eine Gesichtsbehandlung und anschließend werde ich und meine Freundin Dalia noch ein bisschen Zeit in ihrem Whirlpool verbringen. Ihre Eltern sind nicht gerade reich, den Pool hat sie sich selbst angespart indem sie letzten Sommer einen Aushilfsjob an einer Bar angenommen hatte.

So viel Ehrgeiz möchte ich einmal haben. Nach der Mani und Pediküre, die sich auf mich sehr entspannend ausgewirkt hat, gehts nun ab zu unserer Gesichtspflege. Wir bekommen alle bunte Masken, auf unsere Gesichter und dann werden wir alleine gelassen. Abby und Nicole quatschen über die neueste Mode, in einem Magazin und ich Carolin, Dalia und Ramona legen uns zurück um ein wenig zu entspannen.

***

Ich bin gerade so tiefenentspannt, dass ich Ramona nicht bemerke, die ihr Handy zückt. Ich höre nur ein vertrautes Klickgeräusch, das mich an eine Kamera erinnernt. Ich lasse wohl oder übel meine Tagträume los und blicke auf um zu sehen, was los ist. Carolin richtet sich ebenfalls auf, die anderen Mädchen scheinen irgendwie eingeschlafen zu sein. Kein Wunder, die Atmosphäre in diesem Laden ist einfach wunderbar. Es läuft leise Entspannungsmusik, es ist abgedunkelt und hat bunte Lichter an den Wänden und man kann in weichen Sitzen entspannen, während unsere Gesichtsmaske einwirkt.

Ramona lächelt bereits selbstzufrieden und tippt auf ihrem Handy umher. Ich weiß genau, was sie so zum Grinsen bringt. Dieses Mädchen verheißt nichts Gutes. Ich habe mich heute gewundert warum sie mit uns mitkommen wollte. Nromalerweise versucht sie so weit von mir Abstand zu halten wie es ihr möglich ist. Das inkludiert, dass sie an Mädchentagen, die nur für mich sind, meistens eine Ausrede findet nicht zu kommen. Nur eben heute nicht. Sie will mir wahrscheinlich nur wieder eine reinwürgen, dass sie meinen Freund gestohlen hat. Das kann ich gar nicht gebrauchen.

"Hey, hast du von uns ein Foto gemacht?", frage ich sie genervt und setze mich auf. Ramona sieht hochnäsig zu mir und hält mir das Handy vor mein Gesicht. "Nein, ich hab nur von dir ein Foto gemacht.", sagt sie zuckersüß darauf. Sie muss sich toll vorkommen, mit ihren Fake Haaren und ihren ach so tollen Streichen.

Ich sehe mir das Foto an und mache meinen Mund auf. Über das Foto bin ich nicht so geschockt, immerhin weiß ich wie ich mit Gesichtsmaske aussehe. Die Tatsache, dass sie es gerade auf Facebook gepostet hat ist mir weniger egal.

"Zeig mal her.", sagt Carolin und angelt sich das Handy von Ramona. Dabei gibt sie seltsame oh Laute von sich. Ich weiß gerade echt nicht was ich davon halten soll. Sie hat von mir ein peinliches Foto gemacht und jetzt können es alle 940 Freunde von ihr sehen. Das ist so peinlich.

"Das sieht total süß aus, Bine.", sagt Carolin und gibt Ramona ihr Handy wieder in die Hand. Diese lächelt immer noch zufrieden mit sich selbst. "Lösch das Foto... sofort wieder. Du hast sie ja nicht mehr alle.", fauche ich sie schließlich an. Ich kann so etwas nicht mit mir machen lassen. Ich habe bereits genug Probleme. Ich wusste, dass es keine gute Idee war, sie mitzunehmen. Langsam müssten sich meine Wangen auch rot färben. Das Foto ist nicht eines meiner Besten.

"Das würde dir gerade so passen. Carolin findet es süß und vielleicht findest du so einen neuen Freund.", sagt sie noch immer grinsend. Ich bin kurz davor ihr ihre, blöden Extension einzeln rauszureißen wenn sie nicht damit aufhört. Ramona versucht mir ständig  reinzuwürgen, dass sie meinen Freund geklaut hat. Und sie weiß genau, dass es mir weh tut. Auch wenn ich es ihr gegenüber nie zugeben würde, weiß sie es genau und kostet den Moment in vollen Zügen aus. Ich versuche kramphaft nicht zu heulen und angle mit meiner Hand nach ihrem Handy. Wenn sie es nicht löschen will, dann muss ich es wohl oder übel machen.

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