Gespräche

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Mikey

"Gibst du mir mal die Butter rüber?"

Überrascht guckte ich auf und gab Luke die Butterdose.

"Ich hab mir vorhin das Auto, also eher die Reste davon angeguckt. Es ist quasi nichts mehr übrig, man kann aber klar erkennen, dass es gesprengt wurde."

"Polizei wird nichts nutzen, oder?"

"Neee, lass mal lieber. Ich will nicht die Bullen da mit rein ziehen..."

Ich lauschte dem Gespräch und schaute mich dabei still in dem großen Esszimmer um. Es war eines der wenigen Fenster, in dem die Fenster Licht durch ließen und es brach sich in dem gläsernen Kronleuchter, der über dem Tisch hin. Das gebrochene Licht malte Muster an die Decke und gab dem Raum etwas stilles, obwohl sich die anderen nicht besonders leise unterhielten. An dem Fenster liefen noch Regentropfen herunter, denn bis vor ein paar Minuten war der Regen gegen die hohen Fenster getrommelt. Der große, robuste Holztisch in der Mitte und die dunkelgrauen Stoffstühle darum herum, ließen den Raum modern werden und spätestens der große Fernseher an der Wand überzeugte dann vermutlich jeden. Man konnte eindeutig erkenne, dass der Raum schon länger existierte, aber das zerschrammte Parkett machte den Raum nicht hässlicher.

Meine Gedanken schweiften ab, zu der Explosion und irgendwie machte mir die Sache weniger Angst, als sie sollte. Immerhin wäre ich beinahe drauf gegangen, aber diese Tatsache schaffte es nicht ich aus der Ruhe zu bringen. Ich fand es traurig, das jemand einen ernsthaften Versuch gestartet hatte mich zu töten.

"Ich glaub' ich geh ma' kurz eine rauchen..."

Mit diesen Worten, verließ Luke den Raum. Stirnrunzelnd sah ich ihm hinterher, Mal abgesehen von der Tatsache, dass ihm die Jeans die er gerade trug ausgesprochen gut stand, sah man ihm an, das etwas nicht stimmte. Ich kannte ihn zwar nicht gut, aber ich wusste trotzdem, das er oft rauchte, wenn er beispielsweise ein schlechtes Gewissen hatte und ihm keine Entschuldigung einfiel, oder wenn er ein Problem hatte, über das er nicht reden wollte.

"Ich guck' mal nach, ob alles okay ist.."

Murmelte ich und sprang auf, um Luke hinterher zu laufen.

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Nach einigem Suchen fand ich ihn dann auf der Terrasse.

"Luke?"

Er blickte überrascht hoch und lächelte leicht, als er das, dass ich es war. Er lief auf mich zu, umarmte mich fest und vergrub seinen Kopf in meiner Halsbeuge.

"Es tut mir so leid, Mikey..."

Mein Herz schmolz dahin, als ich hörte wie er meinen Namen aussprach.

"Was ist denn, Luke? Was bedrückt dich so sehr? Hm?"

Er schluchzte leise. Ich spürte, wie sein Körper leicht zitterte, wie eine Träne meinen Oberkörper herunter lief und er krampfhaft versuchte nicht laut los zu weinen.

Ich lotste ihn vorsichtig zu einem der Bänke und drückte ihn vorsichtig drauf.

Luke

Er flüsterte mir beruhigende Dinge zu und nach einiger Zeit, konnte ich mich wieder beruhigen.

"Was ist los, Lukey?"

Er klang so unheimlich besorgt, dabei war ich es doch, der sich Sorgen machen sollte.

"Es tut mir so leid..."

"Was denn?"

"Na dich in den Müll mit 'rein gezogen zu haben!"

"Das ist nicht schli-..."

"Nicht schlimm? Du wurdest fast getötet! Wegen einer Bombe an deinem Auto, Mikey! Es ist schlimm, versuch nicht es dir auszureden.

"Luke..."

"Ich will doch nur nicht, dass dir etwas passiert. Ich könnte mir das nie verzeihen..."

Ich blickte geradeaus in die Ferne. Die wenigen Sonnenstrahlen waren erneut hinter hohen Wolkenbergen vergraben und die Wiesen um das Haus herum waren alle noch nass von dem Regen. Man konnte gerade noch den Rand eines Waldes erkennen und wenn man wusste, wonach man suchen musste, dann konnte man sogar das Kaff in dem meine Erzeuger lebten sehen.

Ich versank immer mehr in Gedanken, bis mich zwei Arme, die sich um mich herum schlangen völlig aus dem Konzept brachten. Ich spürte Mikes Präsenz hinter mir, die Wärme die von ihm ausging und seinen Atem in meinem Nacken.

"Lukey, starr doch nicht so trübsinnig in der Gegend herum..."

"Wie denn sonst, hm?"

Er seufzte leise.

"Bitte Luke, du kannst das Geschehene so oder so nicht mehr ändern, aber du kannst dafür sorgen, das es in Zukunft sicherer für uns alle ist..."

"Du hast ja Recht, aber so kitschig und Klischeehaft das auch klingt, ich will dich nicht verlieren Mikey."

Ich lehnte mich gegen ihn und unterdrückte den Schluchtzer und die Trauer, die in mir hoch kamen. Vorsichtig drehte er mich in seinen Armen um, sodass ich nun mit dem Gesicht zu ihm stand.

"Weinst du etwa?"

Ich hatte gar nicht mit bekommen, das mir inzwischen die Tränen über das Gesicht liefen. Mikey Streckte seine Hand aus und seine kühlen Finger berührten meine, von dem Weinen erhitzten Wangen. Er wischte vorsichtig die Tränen beiseite und starrte mit liebevoll in die Augen. Leicht legte ich meine Arme nun um seine Taille und starrte fasziniert in seine Augen. Ich kannte keinen Namen für ein Grün dieser Farbe, aber es gefiel mir ausgesprochen gut.

Wir standen einfach nur da und starrte uns an. Ich spürte meine nassen Wangen und Mikeys Hand, die inzwischen ihren Platz in meinem Nacken gefunden hatte. Ich beugte mich leicht nach vorne und schaute kurz bevor ich seine Lippen berührte nochmal in seine Augen, um dort tiefes Vertrauen und Bestätigung zu finden. Dann küsste ich ihn.

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Ich stand an dem Fenster unseres Zimmers und starrte hinaus. Es war lange nach Mitternacht und Mike schlief schon mehrere Stunde tief und fest, aber ich fand irgendwie keine Ruhe. 

Das Licht der einzigen Laterne, die aktuell funktionierte warf, dank Wind und Bäumen, komische Schatten und das "Schauspiel" wirkte bedrohlich. Ich seufzte leise, schnappte mir eine der weißen Fließdecken und setzte mich auf das tief liegende Fensterbrett. Mir machten die Schatten der Lampe Angst, aber die Luft war angenehm frisch und ich versuchte mich einfach zu entspannen. Was auch ganz gut klappte, denn nach einiger Zeit schlief ich, gegen das geschlossene Fenster gelehnt, auf dem Fensterbrett ein.

First Time - Muke Clemmings Donde viven las historias. Descúbrelo ahora