Kapitel 57 ~ Von bösen Worten und einem neuen Volk

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FARN
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Die Welt drehte sich um mich.
Oder drehte ich mich um die Welt?

Ich rappelte mich schwankend auf und prallte schwungvoll mit dem Kopf gegen etwas hartes. Die Tischplatte, realisierte ich und hätte mich beinahe ein weiteres Mal angestoßen als ich hervorkroch.

Tock! Nicht schon wieder! Genervt rollte ich die Augen und bemerkte, dass ich mich anscheinend vom beeinträchtigten Sehsinn in die Irre leiten hatte lassen. Ich war noch immer unter der Tafel.

Vorsichtig tastete ich mich nach vor und zog mich an der Bank empor, bevor meine Fingern geradewegs in eine Lache verschütteten Bieres tatschten. Fluchend wischte ich mich an der fleckigen Kleidung ab und versuchte die Tür nach Draußen ausfindig zu machen.

Da, Ein Lichtschein! Ich bekämpfte das aufkommende Übelkeitsgefühl und hastete der frischen Luft entgegen. Plötzlich stolperte ich - ob an der Schwelle oder über über meine eigenen Füße konnte ich nicht feststellen - und landete geradewegs in einer Wasserpfütze.

Vom Regen in die Traufe!, erreichte mich die ferne Stimme dieser verdammten Ratte mit ihrem unangebrachten schwarzen Humor.

Wenigstens hatte ich meine Magenladung bei dem Sturz behalten, so war ich wenigstens erleichtert, dass die Situation nur halb so peinlich war.

Ich warf einen Blick umher und sah in der Nähe ein paar Mägde hinter vorgehalten Händen an einem Wassertrog tuscheln.

Über Euch, Meister, wie mir scheint. Wartet es nur ab, bald seid Ihr der lokale Held der hießigen Spelunken.

Womit hab ich dich verdient? Zum Henker mit euch Seelenfressern!

Es tat gut den Frust auf diese unverschämte Art raus zu lassen, auch wenn mich Garth dafür sicher halb zu Tode geprügelt hätte. Ein Grinsen huschte bei dieser Vorstellung um meine Mundwinkel.

Ihr seid unverschämt, das sollt Ihr wissen! An Eurer Stelle würde ich außerdem...

Klappe, Remin! Nicht jetzt, bitte., unterbrach ich ihn und trottete zur Waschstelle.

Kaum war ich dort angekommen, schwirrten die Frauen auch schon auseinander und gingen wieder ihren Tätigkeiten nach, von den verstohlenen Blicken mal abgesehen.

Kühles Nass floss um meine Hände und ich genoss das Gefühl, während ich mir die Müdigkeit aus dem Gesicht wusch. Sogar den Haaren unterzog ich an diesem Morgen eine Katzenwäsche.

"Guten Morgen, Novize Farnilon! Ihr scheint Euch ja in einem tierischem Bad wohl zu fühlen."

Whema! Was tat die Fürstin schon so früh am Morgen und wie meinte sie das?

...An Eurer Stelle würde ich von der Viehtränke ablassen. Sonst haltet man euch tatsächlich noch für den Hornochsen, welcher Ihr seid.

Keuchend wirbelte ich mit einem nassen Haarbüschel in die Höhe. Das... Daraus tranken die Zuchttiere?
Am liebsten wäre ich vor Scham im Boden versunken und mich tief im Innersten der Erde verkrochen. Verdammt, wieviel lief heute noch schief?

"Ich grüße Euch, Fürstin Eseredh! Es ist nicht so wie Ihr sicher denkt. Mich hat es nur interessiert, aus welchem Holz der Trog gehobelt worden war. Wisst Ihr, mein Vater betreibt ein kleines Gehöft in der Midhmark.", stammelte ich eine spontane Erklärung für mein Benehmen.

Euer Kater in Ehren, Meister, aber Euer Benehmen war zum Schämen, doch die Rechtfertigung dafür einfach nur stümperhaft!, rügte mich der Graupelz.

Wächter der Nacht - Die GabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt