✔ Kapitel 2 ~ Von Verfolgern und Verfolgtem

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Nach einem kurzen Plausch über Saatgutpreise fürs Frühjahr, verabschiedete sich Mathen und lenkte seinen Wagen heimwärts. Jedoch nicht, ohne uns nochmals darauf hinzuweisen die Augen offen zu halten.
Ich spürte die Unruhe, welche sich über den Hof gelegt hatte. Mein Vater wies uns darauf hin, abends unbedingt Fenster und Türen fest zu verschließen und die Tore mit Balken zu sperren.

"Auf ein Wort, Vater."

Ich nahm ihn zur Seite und wartete, bis die zwei Knechte sich wieder ihrer Arbeit widmeten.

"Was gibt es, Farn?", wollte er wissen.

"Bitte, sag mir, ob diese Soldaten den Kranken suchen. Es war doch kein Zufall, dass der auch Garren heißt."

Die klaren, braunen Augen meines Vaters bedachten mich eines feindseligen Blickes. Dabei schien er zu überlegen wieviel Wahrheit er nun zugeben sollte.

"Woher kennst du seinen Namen?", fragte er jedoch nur und ich deutete ein Kopfnicken zu den Hügeln hin an.

"Vom alten Schwätzer also. Farnilon, ich weiß wie zweifelhaft dies nun klingt, doch es ist ein Zufall. Ich hab aus dem Impuls heraus geraten wie der Mann heißen mochte. Außerdem ist sich Mathen nicht sicher.
Und ich garantiere dir, dass es keinen Grund zur Besorgnis gibt. Die Stadtwache in Milidh wird sich um diese Banditen kümmern."

"Und wenn sie versagen, wer schützt uns dann?", erwiederte ich trocken.

"Sollte sich auch nur einer dieser Randalierer auf unserem Grund und Boden einfinden, so soll ihm der Dreschflegel die Ohren heiß machen.", versprach er mit grimmiger Stimme und diese Vorstellung entlockte mir ein schadenfrohes Grinsen.

"Dann möchte ich nur mehr wissen, woher du Garren kennst?"

Sogleich kehrte die ernste Miene auf Vaters Gesicht zurück.

"Er ist ein Bekannter meines Bruders gewesen.", erklärte er knapp.

Ich glaubte ihm aber nicht. Selbst mein Vater war zu feige mir Rede und Antwort zu stehen. Aber ich würde noch herausfinden, warum man mir die Hegkunft des Fremden verschwieg. Das schwor ich mir.
Auch galt es den Zusammenhang dessen Worte im Delirium herauszufinden.
Am besten ich würde ihn darauf ansprechen, wenn er einmal wach war.

Die Tage vergingen und die Chancen auf ein Gespräch mit dem Kranken blieben mir verwehrt.
An seinen wachen Momenten aß er Hirsebrei und trank Kräuteraufgüsse. Zudem war dann stets Alina anwesend und ich wollte mich ungestört mit ihm unterhalten. So war bald eine Woche um, ohne dem Mysterium Garren näher gekommen zu sein.
Zu meinem Frust hielt sich auch noch Garth fern von mir. Deshalb war ich verdammt zum warten.

Hin und wieder kamen wir in den Genuss der Gerüchte um die fremden Soldaten. Noch immer durchstöberten die die nahen Ländereien und versetzen die Menschen in Furcht, wenngleich die Übergriffe seltener wurden. Diese Männer suchten gezielter, hieß es am Markttag in der Stadt.
Man schien die Lage in Milidh nicht in den Griff zu bekommen.

Nach gut zehn Tagen ging es dann Garren schon bei weitem besser. Das fürsorgliche Pflegen Alinas sowie die regelmäßigen Besuche Garths mit seinen Heil- und Lindkräutern hatten sich bezahlt gemacht.

Ich ging diesen Abend schon früh zu Bett, da der Tag draußen bei der Holzarbeit sehr anstrengend gewesen war.
Das werken im Wald mit meinem Vater mochte ich über alles. Man hörte so manchen Specht an Bäume klopfen, folgte den schmalen Pfaden der Rehe oder genoss einfach den ätherischen Duft von Nadelbäumen. Nach dem Holzfällen hatten wir uns noch mit einer guten Jause gestärkt, bevor die Dämmerung anbrechen konnte.

Wächter der Nacht - Die GabeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt